II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 532

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16.1. Lebendige Stundenzyklus
Telephon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Dee Ausschnitt
„OBSENVEN Nr. 30
Netd
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Co.icondiaplarz 4.
Vertretungen in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom,
Stockholm, Kristiania, St. Petersburg.
Ausschnitt aus: Kontagspresse, W
Tel
vore. 16s3.— 905
Alex. Weigl’s Unterner ur Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
NOIAS „OBSERVER“ Nr. 32
L. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichte
Theater.
S
Wien, I., Concondiaplatz 4.
(Denisches Volkstheater.) (Zum ersten Mal „Le¬
Vertretungen in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Ron
hendige Stunden von Arthur Schnitzler.) Wir
Stockholm, Kristiania, St. Petersburg.
schrieben im vorigen Jahre gelegentlich des Gastspiels des
Deutschen Theaters über dies Stück: „In Eckermann's
Mantass-Revua (Wien
Gespräthen findet man eine Stelle, die noch immer zum
Ausschnitt aus:
Beweise des bekannten Goethe'schen „Egoismus“ heran¬
gezogen wird. Die Nachricht vom blötzlichen Tode des
geliebten Sohnes in Italien ist eben nach Weimzar ge¬
vom: 70/1 (4%7
langt. Eckermann, von dem Schrecken noch ganz ver¬
inclusive
wirrt, wagt es kaum, an diesem Tage zu Goethe zu gehen,
Porto.
aber er findet den Meister wie immer; im Lehnstuhl, Zahlbar
neue Revnen durchblätternd, mit dichterischen Plänen be¬ im Vorags.
Theater, Kynst und Literatur.
schäftigt. „So lange wir leben, wollen wir nicht rasten“ e ist das
dieses, das Goethe'sche Wesen ausdrückende Wort gibt zu= eht es den
[Deutsches Volkstheater.) Gelegentlich des Gast¬
ern.
spieles des Berliner Deutschen Theaters wurde Schnitzlers
gleich die immer giltige Formel des Künstler=Menschen,
zumal des apollinischen Künstlers, dem jedes Erlebnis, altend die
Einakter-Cyllus „Lebendige Stunden“ an dieser Stelle
Norgen¬
auch der Tod, sogleich zur gestaltenden Betrachtung wird.
eingehend gewürdigt. Der gestrigen Vorführung durch das

Der Drang zum Leben, der sich beim Künstler an jedem Zeitung“
Ensemble des Deutschen Volkstheater ist nur gutes nachzur
schaftliche
sagen. Frl. Sandrock liet in dem Schauspiele „Die Man
neuen Werke immer wieder leidenschaftlich entfacht, so daß Diese Mit¬
mit dem Dolche“ und dem Scherze „Literatur“ ihr reiches
er immerwährender Jugend teilhaftig wird, wie die Frau,
Talent frei walten. Erschütterte sie dort durch echte Tragik.
sobald sie sich von neuer Empfindung beglückt fühlt: dieser
soerfreute sie hier durch einen sein parodistischen Ton. Ihr
Trieb zur unerschöpflichen Lebensbejahung scheint den
sekundierten Direktor Weisse und die Herren Kramer¬
jungen Dichter in dem Dramolet, das dem Schnitzler'schen
Kutschera, Martinelli und Brandt in würdiger
Cyklus den Namen gibt, zu erfüllen. Man denkt an ge¬
Für
inclusive
Weise. Arthur Schnitzler war Gegenstand verdienter
Porto.
wisse Briefe des jugendlichen Kleist, in denen sonst ver¬
Zahlbar
1 5böfdnon.
schwiegenste Dinge laut werden. „... Mein Werk, ich
110.—
500
200.— im Voraus.
üt' es heimlich wie ein Kind beim Schein der Lampe
1000
9
„Ich will sterben, wenn mir dies gelungen ist: ein Ge¬
Im Gegensatze zu anderen Bureanx für Zeitungsausschnitte ist das
auch steht es den
Abonnement durch keine bestimmte Zeitdauer begrenzt;
dicht und eine große Tat ...“.
So furchtbar wirkt
Abonnenten frei die aufgegebenen Theinen zu ergänzen oder zu ändern.
dieser Trieb in Jedem fort, der einmal davon befessen
wurde! Stärker noch als jene beiden elementaren Lei¬
Der „OBSERVER“ veranstaltet täglich einen Auszug enthaltend die
denschaften, Hunger und Liebe, treibt die Kraft, zu ge¬
Inhaltsangabe aller wichtigen Mittheilungen der Wiener Morgen¬
stalten! Es gibt für die lebendigsten, die Künstler=Men¬
blätter (Tagesjournale ausser „Neue Freie Presse“ und „Wiener Zeitung“)
wodurch eine Uebersicht über das gesammte politische und wirthschaftliche
schen, nur ein Glück: ihr Werk zu beenden, nur eine
Leben des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird. Diese Mit¬
Qual: daran behindert zu sein. Bis zum Tode und
theilungen werden in Wien um 9 Uhr Früh verschiekt.
darüber hinaus wächst diese Sehnsucht. Wer die einzige
Bedingung seines Daseins, die Lebendigkeit der geheimnis¬
Prospecte graris und fnanco.
vollen „Dämonen“ seiner inneren Welt gehemmt fühlt,
wird jedes Opfer der Liebe, das diese Kräfte, diese allein,
erwecken will, bis zur Grausamkeit als selbstverständlich
empfangen („Lebendige Stunden“). Jedes persönliche Ge¬
fühl wird in dem von einer künstlerischen Sorge Be¬
wegten nur ein Motiv („Die Frau mit dem Dolche").
Selbst im Tode regt sich die Sorge um das durch die
Widrigkeit der äußeren Existenz nicht vollendete Werk („Die
letzten Masken“). Bis zur Karikatur vermag sich dieser
ursprünglich reinste Wille in der trüben Atmosphäre un¬
serer literarischen Wirklichkeit zu verzerren („Literatur").
Das also scheint mir beiläufig das Gemeinsame dieser
kleinen Dichtungen: sie wollen die fast grauenhafte Ge¬
walt des Kunstinstinkts, des mächtigsten Impulses an vier
Exempeln zeigen. Daneben soll deutlich werden, daß der
„Taten=Mensch“, als Widerspiel des Künstlers, diesen nie