II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 536

16.1. Lebendige Stundenzuklus
Telephon 12801.—
Alex. Welgl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
„UBSERNEP“
Nr. 2
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Wien, I., Concordiaplatz 4.
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Stockholm, Kristiania, St. Petersburg.
Tossische Zeitung, Berlin
00
Ausschnitt aus:
vom:
Dese Auffahlung nicheesint..
Wien, 15. März. (Eig. Mitth.) Bernhard Shaws „Teufels¬
kerl“ eine magyarische Bauernkomödie, „Wein“, eine Satire auf
die Aristokratie von Fuchs=Talebs Edelfäule“ 'und ein Viertel¬
dutzend anderer Neuigkeiten der letzten Wochen haben so rasch in
der Gunst der Theaterjünger abgewirthschaftet, daß Ihr Chronist
sich jedes Wort des Nachrufs sparen kann. Arthur Schnitzler
hat mit seinen Gesellschafts=Stücken „Liebelei“ und den „Leben¬
digen Stunden“ in Berlin beinahe mehr Glück gehabt als in
Wien, jedenfalls ist er dort früher zur Geltung gelangt als da¬
nicht zum Segen des
heim. Das Burgtheater hat kürzlich
„Liebelei“ dem Rai¬
Antors und des eigenen Spielplans
mund=Theater und Frau Niese zur Aufführung überlassen.
Die „Lebendigen Stunden“, im Vorjahr mit Hejermanns
„Hoffnung“ die Haupteinnahmequelle beim Gastspiel des Deut¬
haben leider niemals elns
schen Theaters in der Leopoldstadt,
Für
eine Heimath in der Burg gefunden. Ein Jahr nach dem ort
starken Kassenerfolg der Berliner versuchte das Deutsche Volks= Jhld

theater noch einmal, ob und wieviel mit dem Zyklus zu holen sei. Ve

Künstlerisch blieb Hr. Kramer erheblich hinter Hrn. Bassermann

Hr. Weiße hinter Hrn. Reinhart zurück und nur Frl. Sandrock ist

wetteiferte siegreich mit Frl. Triesch. Wie weit die Zugkraft der it e
Abor Leute vom Volkstheater mit den — wie Laube sagte — Reizungen“n.
Abol der Gastspieler vom Berliner Deutschen Theater sich wird messen
können, wird die Zukunft lehren. Jedenfalls wäre das Burg=ten
theater besser in der Lage gewesen, „die letzten Masken“ und or
Inha „Literatur“ zu besetzen. Wie lange Schnitzler und unsere erste Zeil
b13 Bühne noch mit einander schmollen werden, wissen wir nicht. Zu ehn
woc Schaden kommen dabei gleicherweise Schauspieler und Theater=diese Mi
Lebe gäste, Kasse und Direktor. Es wird also allgemach unvermeidlicher
thei Weise zum Frieden kommen. Einstweilen scheinen die Streittheile
freilich noch nicht „des langen Haders müde“.
Wien, 16. März. (Eig. Drahtber.) Heute gelangte der
Bauernfeld=Preis zur Entscheidung. Arthur Schnitzler er¬
hielt ihn für seinen Einakterzyklus „Lebendige Stunden“ („Lebendige
Stunden“ „Die Frau mit dem Dolch“, „Die letzten Masken,
„Literatur"). Der Preis beträgt 4000 Kronen.
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Telephon 12801.
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Ausschnitt aus:
Reichspost, Wien
vorsr (U## (yo
Theater. Kunst und Musik.
— Deutsches Volkstheater. Artur Schnitzler
brachte Samstag unter dem Titel „Lebendige
Stunden“ einen Einakterzyklus zur Aufführung,
dessen inneren Zusammenhang niemand ergründen kann;
denn wo nichts ist, da kommt auch nichts hin. In dem
ersten Einakter, der den Namen des ganzen Zyklus
trägt,
erzählt ein pensionierter Beamter (Herr Mar¬
tinelli) einem jungen Dichter (Herr Greisendörfer),
inclusive
28.—
daß dessen kranke Mutter, zu der er auch in in¬
Porto.
50.—
timeren Beziehungen stand, sich vergiftet habe, damit
Zahlbar
110.—
der Sohn in seinem Dichten nicht gehindert werde.
200. — im Voraus.
Der Dichter seufzt anfangs bei dieser Entdeckung, sausschnitte ist das
schließlich aber scheint ihm die Ursache des Todes
auch steht es den
seiner Mutter gleichgiltig geworden zu sein. Un=der zu ändern.
natürlich! Herrn Martinellis Leistung war vortrefflich.
Was das zweite Schauspiel „Die Frau mit demliszug enthaltend die
Dolche“ besagen will, hat das Publikum nicht iener Morgen¬
verstanden; man wollte aber „nix ungebildet“ er=Iid „Wiener Zeitung“)
und wirchschaftliche
scheinen und klatschte Beifall, den wohl die Dar¬
Iten wird. Diese Mit¬
stellung, nicht aber das Stück mit dem blutigen Titel
verdiente. Der folgende Einakter, „Die letzten
[Masken“, bot ein getreues Bild aus dem Leben
des Krankenhauses.
10.
Ein talentierter aber armer
Journalist
(Herr Weiße) liegt im Allge¬
meinen Krankenhause,
das
lebend
nicht mehr verlassen wird. Vor seinem Tode will er
noch seinen Jugendfreund Weihgast (Herr Kramer) einen
berühmt gewordenen Dichter sprechen, um an letzteren
durch die Mitteilung, daß dessen Frau einstens seine
Geliebte gewesen, Rache zu nehmen. Doch als Weih¬
gast ihn besucht, sagt er ihm nichts. Mit diesem Stücke
konnte man sich noch befreunden, da die Personen
dem Leben entnommen sind und die Darsteller ihre
Aufgabe sehr gut gelöst hatten. Nach all diesen
Schauspielen, die uns Furcht vor einer weiteren
Tätigkeit des Herrn Schnitzler auf diesem Gebiete
eingeflößt hatten, kam als vierter Einakter das Lust¬
spiel „Literatur“ wo in derber Form das Schaffen
gewisser Kaffeehausliteraten geschildert wird. Und
das Fazit? Der Beifall der „Freunde“ rief den Ver¬
fasser wohl vor die Rampe, doch dies beweist noch
lange nicht einen Erfolg.