II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 564


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16.1. Lebendige Stunden zuklus
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vom: 2/2 707
Ausschnitt aus: Dentsches Blatt. Brün

Theater und Kunst.
vo 1 7 05
Dr. St. Brünner Stadttheater. Im Mittelpunkte des
Interesses an der gestrigen Aufführung von Schnitzlers
„Lebendige Stunden“ stand der Versuch des Herrn
Charlé, sich in zwei ihm bisher fremd gewesenen Rollen¬
Brünner Stadttheater.
ffächern einzuführen. Im Fach der Väter und in dem der
jugendlichen Helden. Herr Charlé wollte uns zeigen, wie viel¬
Lebendige Stunden.
seitig seine Bühnenbegabung sei. Aus dem eng umgrenzten
(Aufgeführt am 25. Hornungs.)
(Gebiet des Komikers führte ihn das Bestreben nach Menschen=,
Die gestrige Aufführung der vier Einakter Schnitzler's
Charakterdarstellung hinaus. Er hält es mit seinem Literaten
standt im Zeichen einer Besetzungs=Ueberraschung. Herr
Gilbert, der sich auch nicht auf ein Fach festnageln lassen
[Charle, der durch sein gewandtes Spiel als jugendlicher
will: „mein Gebiet ist die Welt". Ein erster kühner und stolzer
Gesangs=, noch mehr aber als Charakterkomiker die Gunst
Flugversuch also. Und interessant war dieser Versuch jeden= clusive
aller sich erworben, versuchte oder mußte sich — wer mag
ffalls, wenn wir uns auch nicht in allem mit ihm einverstanden Porto.
die Besetzungs= und andere Rätsel an unserer Bühne zu
ahlbar
erklären konnten. Da war der alte Pensionist Hausdorfer,
lösen — gestern als jugendlicher Held versuchen. Der
Voraus.
eine Figur, die im Mittelpunkte einer dramatisierten Novelle
gute Wille eines Schauspielers ist zwar ein Faktor, dessen
ist das
von fast Saarscher Färbung steht. Hier empfanden wir zu
man im Interesse einer wohlgeratenen Aufführung nicht
t es den
viel Schärfen, die Umrisse waren zu hart und spröde. Die
entraten darf, und der gute Wille des Herrn Charle war .
ausgeglichene Ruhe eines Herbstabends sollte über diesem
unverkennbar, allein über seine Kraft hinaus zu wirken schnitte
Menschen liegen, in der sich selbst Zorn und Schmerz zu einer
tend die
und zu schaffen, ist niemandem, auch Herrn Charle nicht ich steht
irgen¬
a änderz
leisen Melancholie herabmildern. Mehr Weichheit, eine lyrische

gegeben. Ob des guten Willens sei jedoch die kritische Sonde
eitung“)
Müdigkeit hätte uns diese Gestalt näher bringen können. Die
nicht hervorgeholt, sondern bloß festgestellt, daß Herr Charle g enthal
haftliche
verschwimmende Figur des Leonhard in „Die Frau mit dem
ese Mit¬
jaus diesem unvergleichlichen Kampfe nicht als Sieger hervor= er M.
Dolche“ gab Herr Charlé ohne besonderen Ausdruck. Dagegen
lgegangen ist. Der Lorbeerkranz, der ihm — merkwürdig Wiener?
schuf er seinen Lionardo aus einer innerlichen Glut, in der
wirthe
kenng — nach dem zweiten Einader überreicht wurde, wird.
sich sein Wesen mit elementarer Gewalt entfaltete. Fast ein
Rann nur als ein sichtbares Zeichen der Anerkennung, die
wenig zu gewaltsam noch, aber doch wahr und überzeugend.
man seinem Eifer und seinem guten Willen zollen mußte,
Auch hier waren noch Schärfe und Unzulänglichkeiten. Aber
angesehen werden. In der Rolle des Hausdorfer, die Herr,
doch die Aussicht, auf die überwindung dieser Mängel durch
Charle von Herrn Ott übernommen, war es ihm nicht ge¬
beharrlichen Fleiß. Vorläufig blieb uns sein Gilbert in „Lite¬
lungen, die Erinnerungen an die prächtige Darstellung ders
ratur“ noch die liebste seiner Darstellungen. Dies ist eine Ge¬
selben durch den letzteren zu verwischen. Es fehlte seiner Dar¬
stalt von einziger Wirksamkeit, in allen Nuancen fein abge¬
stellung so ziemlich alles, was der Dichter durch sie den
stimmt und voll köstlicher Lichter. Jedenfalls haben uns die
Zuhörern zeigen wollte: die Gegensätze philiströser Welt¬
erster Schritte des Herrn Charlé auf fremdem Gebiet wieder
anschauung und der Weltanschauung eines geistig Schaffen¬
von seiner ganz außergewöhnlichen Begabung Zeugnis abge¬

den. Prächtig herausgearbeitet hat Herr Charle auch dies¬
legt. Die Unsicherheit der Anfängerschaft wird mit der Wieder¬
mal den „Gilbert". Neu war auch Herr Müller als
holung der Versuche schwinden. Noch eine Neubesetzung. Herr
Schauspieler Jackwerth. Seine Darstellung war nicht minder
Müller hat die Rolle des erkrankten Herrn Frank als Jack¬
gut als die des Herrn Frank im Vorjahre. Die übrige Be¬
werth in „Die letzten Masken“ übernommen. Aus einem deut¬
setzung blieb ungeändert. Frau Förster (Pauline=Marga¬
lichen Bestreben nach künstlerischen Wirkungswerten hervorge¬
(rethe), Herr Teller (Rademacher), Herr Werner¬
wachsen, wird Herr Müller noch das Tragikomische, das der
[Eigen (Klemens), endlich Herr Recke (Heinrich) und
(Sinn dieser Rolle ist, herauszuarbeiten haben. Wuchtigeres
Herr Rittig (Remigio=Halmschläger, waren auf der Höhe
Betonen der krassen Kontraste zwischen Sein und Scheinen
geblieben, die ihr Können in diefen Rollen im Vorjahre er¬
wird ihn auf den richtigen Weg bringen. Im übrigen blieb es
Kklommen hat. Es gab viel Beifall. Unsere Bühnenleitung
bei der vorzüglichen Besetzung des Vorjahres. Vor allem fan¬
möge aber künftighin unser Theater nicht auf die Stufe
den Frau Förster als Pauline und Margarete, Herr Rit¬
jener, sagen wir — Theater herabsinken lassen, an welchen
ein jedes Mitglied alle, auch die mit seinem Fache in keinem
V## uls Mrnigio und Here Teiler als Rademacher
Zusammenhange stehenden Rollen und sonstige Arbeiten
####dimten Beifall. Herr Werner=Tigen wurd
übernehmen bezw. verrichten muß. Ein solches Vorgehen, das
ihm gut liegenden
8 Flemnens („Literatur“, be
auch schon Herrn Rittig und Frl. Lippert gegenüber
boieen Jahre gewürdigt. In den übrigen Kollen s##
eobachtet worden ist, ist der erste Schritt zum Komödianten¬
Herrn eche, Herrn Alhin und Frau Wiesne
und Schmierentum.
Ranz köstiche Wärterin Neschanda)
Dr. F.
el erng
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