II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 613

erdolcht diesen in Gegenwart des heimlehren¬
den Gemahls. Durch ihren Anblick, wie sie
dasteht mit dem Dolche, zu Füßen den getöteten
Jüngling, wird der Meister zu dem genannten
Bilde inspiriert. Er vergißt die Rachegedan¬
ken und greift zur Palette. — Und nun sind
wieder Leonhard und Pauline vor uns in der
Galerie, immer noch in den Anblick des selt¬
samen Gemäldes versunken. Erwachend sagt
sie Leonhard ihr Erscheinen am Abend zu und
der zur Vision parallele tragische Ausgang
steht zu erwarten. — Das rätselhafte Heimats¬
gefühl in fernen Zeiten ist hier mit verwertet.
„Wahrhaftig, diese Leute (auf den Bildern der
italienischen Meister) muß ich schon gesehen
haben. Wie in der Vergangenheit dem Maler,
kann eine mögliche Katastrophe dem Gemahl
Paulinens eine lebendige Schaffensstunde be¬
fruchten. — Frieda Steiger war als Pau¬
line wie als Paola ausgezeichnet; leider wurde
sie von Fritz Klötzel als Leonhard nicht
ganz erreicht. Den Meister Remigo spielte
Ferry Gerb.
In dem Schlußlustspiel „Literatur“
kommt die Satyre über die Dichterlinge bei¬
derlei Geschlechts, die ihre heikelsten Erlebnisse
ausschroten, um zu dichten um jeden Preis,
zu ihrem Rechte. Ein aristokratischer Lebe¬
mann will seiner Braut das Dichten abgewöh¬
nen. Dies führt zunächst zu komischen Zwi¬
schenfällen, wobei ihr früherer Intimus und
Mitdichter Gilbert eingreift, und schließlich zur
Versöhnung mit annähernd sicherer Heirats¬
aussicht. — In diesem prächtigen Einakter
brachte Ferry Gerb die Rolle des Lebeman¬
nes Clemens so glänzend zur Geltung, daß
die andern Darsteller hinter ihm zurückblieben,
Steffi Orth keine
insbesondere verr
lebensdolle Gestalt zu schaffen. Für den Dich¬
ter Gilbert (Franz Schramm) hätten
wir weniger Beweglichkeit zu wünschen oder
besser mehr Rhthmus der Bewegung, wie ihn
die Bühne nun einmal verlangt — auch bei
anscheinend übersprudelnder Ungebundenheit
und nervöser Unruhe.
Der reiche Beifall, den jedes der sorg¬
fältig einstudierten Stücke erntete, sowie die
häufigen Hervorrufe der Darsteller — es gab
auch Blumen — waren ehrlich verdient; aber
auch von Seite des Publikums war die Wärme
und Herzlichkeit, die es dabei bekundete, sehr
erfreulich. Leiter der Aufführung war Josef
Sußmann.
Der erste „literarische Abend“ hat wieder¬
um gezeigt, daß die Direktion die idealen Auf¬
gaben einer Schaubühne nicht etwa bloß not¬
gedrungen, sondern mit löblichem Eifer und
gutem Geschmack zu fördern trachtet. Der
Besuch war nicht gerade ungünstig.
Ein übelstand bedarf der Abhilfe, das
leidige Zuspätkommen. Es ist, gelinde
gesagt, weder für den Darsteller noch für die
Zuschauer hervorragend rücksichtsvoll, bei offe¬
ner Bühne, auf der das Spiel in vollem Gange
ist, noch die Plätze einzunehmen, mit Türen
und Sesseln zu klappen u. drgl. Ein Teil
der im Anfange so störenden Unruhe schien
übrigens aus dem Orchesterraume zu kom¬
men.
Kf.
###uee nür Retheisen zur Vorführung
zu bringen, leicht nachkommen, da dieselbe die
größte Fabrik für Films und Apparate (in
Paris und Joinville) besitzt, in welchen alle
Tage 60 bis .70 Kilometer Film erzeugt wer¬
* (Flüchtig geworden.) Am vergast¬
genen Donnerstage ist der im Jahre 1876 in
Deutsch=Gabel geborene und dorthin zustän¬
dige Hausmeister Franz Baumus, welcher
hier im „Café Kronprinz“ bedienstet war, nach
Herauslockung eines Betrages von 30 K zum
Nachteile seines Dienstgebers flüchtig ge¬
worden.
*(Verhaftung.) Der 25 Jahre alte
Schneidergeh Berthold Watzke aus Lie¬