II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 654

16.1. Lebendige Stunden Zuklus bos 21/5
ssee
Bühne und Musik.
Schnitzler.
RC
e
Man hat anläßlich der Neuinszenierung
en
der „Lebendigen Stunden“ im Volksthea¬
er
Iter den größten zeitgenössischen Wiener
Dichter lebhaft akklamiert. Und doch: diese
„lebendigen Stunden“ muten bei aller blen¬
er
denden Zeichnung der Charaktere und Typen,
chnitt aus: Grazer Tagblatt, Gras
bei aller Feinheit der Psychologie, bei aller
Meisterlichkeit des Dialogs ermüdend, Nur
vom: 13 OL7EMRER 10 Abendblatt
das Lustspiel „Literatur“, das sich auch in¬
zwischen an verschiedenen Bühnen behauptet
hat, bleibt sprühend, fortreißend, lebens¬
kräftig, eine sonderbare Erscheinung, da doch
7 Theater und Kunst.
„der Baron“ unserer Stadt mit Stempel,
Siegel und Verfassungsgesetz entzogen worden
(Schauspielhaus.) Mit Ausnahme von „Lite¬
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ist. Als ich mit jugendlicher Kühnheit vor
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ratur“ ist die Sch#######sche Einakterreihe
15 Jahren die erste Monographie über Artur
„Lebendige Stunden“ keine leichte und im
r
Schnitzler publizierte — man bewundert seine
herkömmlichen Sinne auch keine erquickliche Kost;

eigene Unverschämtheit und — leider auch —
aber das Haus erschien gleichwohl bis auf den
sein, Temperament, blättert man jetzt in diesen
letzten Platz ausverkauft, und so zeigt es sich an
Sünden der Vergangenheit —, schloß ich mich
jedem, gediegenem Schrifttum gewidmeten Abend
g
den Worten eines Wiener Kollegen an, der
immer wieder, daß die zu Beginn unserer großen
S-
über Literatur schrieb: „Wenn diese kleine,
Zeit hinsichtlich der Schaubühne ausgesprochenen
h,
fesselnde Literaturkomödie Schnitzler auf den
Hoffnungen gerechtfertigt waren. Die Phrase,
Weg des Lustspiels führt, werden wir
unser Schauspielbetrieb könne ohne die französische
ihm noch, viele „lebendige Stunden“ verdan¬
Schundware und ihre „deutschen“ Nachäffungen,
d
r-ken“. Es ist jammerschade daß Schnitzler
die heute bei Versuchen zu ihrer Wiederbelebung
diesen Fingerzeig nur so spärlich befolgte..
er
nur leere Häuser liefern, geschäftlich nicht bestehen,
Die Aufführung im Volkstheater war zu
ist gleich so manchem anderen Feind aus dem
merklich von dem berühmten Hauche der
Felde geschlagen, und wir wollen dafür sorgen,
Pietät umweht, und man atmete förmlich auf,
daß sie sich auch in Zukunft nicht wieder breit¬
Ar
als der Autor, den stürmischen Rufen endlich
macht. Drei dieser ebensowohl in ihrem leitenden
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gehorchend, auf der Bühne erschien, selbst
Grundgedanken geistvoll entworfenen wie meister¬
lie eine „lebendige Stunde“ unter manchen toten,
haft durchgeführten Einakter wurden ganz vor¬
Is- die da oben abrollten, Auf Onnos, schmalen
trefflich gespielt, und daß unter der glänzenden
in- Schultern ruhte die Hauptlast des Abends:
Spielleitung Karl Stauds gerade die
Dr- Heinrich, Remigio, Rademacher, Gilbert. Er
„Letzten Masken“ das wertvollste, aber in
entledigte sich seiner Aufgaben mit all den
seinem Vorwurf gewiß nicht erfreulichste Stück,
nä- Künsten, die ihm Natur geworden sind, vor¬
den stärksten Beifall davontrugen, ist ein Ehren¬
trefflich in den verschiedenen Masken und
zeugnis für unsere Darsteller wie für das Pübli= ga¬
lli-geradezu verblüffend wirkungsvoll in der
kum. Vor allem schuf Fritz Großmann als W
in, komischen Partie. Die beiden Frauen der vier
Karl Rademacher ein vollendetes Kunstwerk; selt¬ A¬
Stücke — Wagner und Steinsieck
ind
sam — nachdem er seit fünfviertel Jahren bei uns A
— waren sehr brav — bei der Première im
em
tätig war und bisher nur als ein im allgemeinen ir
IndJahre 1903 an dieser Bühne spielte beide Rollen
üchtiger und vielseitia verwendbarer SchauspielersS
Ergl die Sandrock — die Herren Jordan und
Ner]Amon scheinen mitgetan zu haben, doch
den hörte man sie in dem Getrampel, Gehuste
lichj und Getratsche, wie sie nun im Volkstheater
ter- üblich werden, am allerwenigsten. Geradezu
lein brillant waren Forest (trotz seiner Indis¬
position), Nowotny und Lackner. Solche
sem
Schauspieler schenken einem den Glauben an
vig
die Theaterstadt Wien wieder — nicht anders
en,
als ein Schnitzlerabend jenen an die Literatur¬
zer¬
stadt gleichen Namens.
A. S.
all¬
" [Neue Wienen Ba#-