16.1. Lebendige Stunden—zyklus
Geer dun Ise
Nr. 337
Wien, Freita
Theater, Kunst und Mustt.
Deutsches Volkstheater. Dem ersten der Einakter
„Lebendige Stunden“ von Schnitzler konnte
auch die Neuinszenierung nicht das dramatische Leben ein¬
hauchen, das ihm fehlt. Es schneidet nur das Grundmotiv
als Auftakt an; dieses bildet das Verhältnis des gestalten¬
den Künstlers zum Leben, das, indem es von diesem er¬
lebt, gleichzeitig gestaltet, zum Modell genommen wird.
Ein seltsam Zwiespältiges wird beleuchtet: Das gleich¬
zeitige Wirken oder Leiden und diesem Zusehen, ein Er¬
leben und Betrachten im selben Augenblicke. Das wäre ein
Gedanke, würdig an größeren Gestalten durchgeführt zu
werden als an nervenschwachen, erotisch kränkelnden In¬
dividuen. Am besten sind diese Menschen dort gesehen, wo
sie zur Groteske werden, die Aestheten, die überhaupt nur
nach literarischen Gesichtspunkten erleben können. Das
menschlich wertvollste der vier Stücke ist die Spitalszene
„Die letzten Masken“. Hier wuchs Ferdinand Onno
mächtig empor. Auch sonst war die Besetzung vortrefflich.
Wir nennen nur die Damen Steinsieck und Wagner
sowie die Herren Forest (der nur anfangs befremdete),
Nowotny, Jordan und Lackner.
drag.
Volksoper. Leo Slezak fingt, wieder vollständig
#t##aniart in der heutigen (Freitag-) Vorstellung „Mar¬
Teater
Deutsches Volkstheater. Die Wiederauf¬
jahme eines älteren Werkes von Artur
Schnitzler in den Spielplan dieser Bühne
war noch nie ein Fehlgriff. Die Anmut, mit
der der Dichter wienerische Eigenheiten,
Fehler und Vorzüge schildert, bleibt immer
frisch und liebenswürdig, wenn auch
die von
ihm behandelten Probleme
manchmal
einer besseren Vergangenheit
angehören.
Ewig jung bleiben der fein¬
geschliffene, in allen seinen Teilen sor
fältig überlegte Dialog und die mit dem Blit
des genialen Dramatikers geschauten Figure
Artur Schnitzlers „Lebendige Stunden“
enthalten so dankbare Rollen, daß sich Ab¬
stände, die zwischen der Darstellung von einst
und jetzt bestehen, kaum bemerkbar machen.
Dies um so weniger, als die besten Kräfte des
Deutschen Volkstheaters aufgeboten wurden.
Herrn Onno, dem die schwierige Aufgabe
zusiel, vier grundverschiedene Charaktere zu
schaffen, tat dies in seiner impulsiven
Manider, die stets gefangen nimmt, weil
man die sanatische Liebe, die er seinen Auf¬
gaben entgegenbringt, mitfühlt. Auch die
Herren Forest, Lackner, Nowotny und
die Damen Steinsieck und Wagner
waren an dem herzlichen Erfolg beteiligt, der
während des ganzen Abends im Hause an¬
hielt. Nachzutragen wäre, daß die erste
Aufführung der Einakterserie „Lebendige
Stunden“ nicht im Deutschen Volkstheater,
sondern ein Johr vorher im Carltheater mit
dem Enserble des Direktors Brahm aus
Berlin stattfand.
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*Heute findet in der Ral#a=
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man
box 2175
Deutsches Volsktheater.
Mit allen Ehren eines Premierenerfolges wurde Artur
Schnitzlers Einakterzyklus „Lebendige Stunden“
in den Spielplan aufgenommen, obwohl die Darstellung
manches zu wünschen übrig ließ. Vier Hauptrollen in den
vier wertvollen Einaktern hat jetzt Ferdinand Onn o
inne, konnte aber nur als sterbender Journalist Rademacher
(in „Die letzten Masken“) seine geschätzte Eigenart zeigen.
Als Dichter Heinrich in dem nachdenklichen und stimmungs¬
vollen Stück ist er zu mimosenhaft, für den Literaten
Gilbert in dem köstlichen Schwank „Literatur“ fehlt ihm
der Humor. Hier hat auch die sonst so vortreffliche Anne¬
marie Steinsieck enttäuscht. Für das dumm-ge¬
schwätzige, nicht ganz saubere Literatenweibchen ist sie
zu vornehm. Hervorragende Leistungen: Aurel Nowotny,
der sich zum Charakterdarsteller ersten Ranges ent¬
wickelt, als Schauspieler Florian in den erschütternden
„Letzten Masken“, die wir trotz der allzustarken
Theatralik zu Schnitzlers besten Einaktern zählen.
Ferner Erika Wagner als wunderschöne, feinnervige
Pauline in der „Frau mit dem Dolche“. Vortrefflich in
Maske und Auffassung Karl Forest und Hans
Lackner. Ueber eine schöne Begabung, die schon
jüngst auffiel, verfügt der junge Herr Egon Jordan. Sein
Liebhaber in der „Frau mit dem Dolche“ ist wohl unfertig,
aber echt und feurig. Andere Anfänger sind allzu laut und
stürmisch, er ist allzu leise und zurückhaltend, ein Mangel,
der sympathisch ist und gute Entwicklung erhoffen läßt.
Von seltener Natürlichkeit wieder Herr Oskar Sima in
einer winzigen Episodenrolle.
Artur Schnitzler, der stürmisch gerufen wunde, mußte
nach dem dritten und vierten Stücke immer wieder vor
der Rampe erscheinen.
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Theater, Kunst und Mustt.
Deutsches Volkstheater. Dem ersten der Einakter
„Lebendige Stunden“ von Schnitzler konnte
auch die Neuinszenierung nicht das dramatische Leben ein¬
hauchen, das ihm fehlt. Es schneidet nur das Grundmotiv
als Auftakt an; dieses bildet das Verhältnis des gestalten¬
den Künstlers zum Leben, das, indem es von diesem er¬
lebt, gleichzeitig gestaltet, zum Modell genommen wird.
Ein seltsam Zwiespältiges wird beleuchtet: Das gleich¬
zeitige Wirken oder Leiden und diesem Zusehen, ein Er¬
leben und Betrachten im selben Augenblicke. Das wäre ein
Gedanke, würdig an größeren Gestalten durchgeführt zu
werden als an nervenschwachen, erotisch kränkelnden In¬
dividuen. Am besten sind diese Menschen dort gesehen, wo
sie zur Groteske werden, die Aestheten, die überhaupt nur
nach literarischen Gesichtspunkten erleben können. Das
menschlich wertvollste der vier Stücke ist die Spitalszene
„Die letzten Masken“. Hier wuchs Ferdinand Onno
mächtig empor. Auch sonst war die Besetzung vortrefflich.
Wir nennen nur die Damen Steinsieck und Wagner
sowie die Herren Forest (der nur anfangs befremdete),
Nowotny, Jordan und Lackner.
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Volksoper. Leo Slezak fingt, wieder vollständig
#t##aniart in der heutigen (Freitag-) Vorstellung „Mar¬
Teater
Deutsches Volkstheater. Die Wiederauf¬
jahme eines älteren Werkes von Artur
Schnitzler in den Spielplan dieser Bühne
war noch nie ein Fehlgriff. Die Anmut, mit
der der Dichter wienerische Eigenheiten,
Fehler und Vorzüge schildert, bleibt immer
frisch und liebenswürdig, wenn auch
die von
ihm behandelten Probleme
manchmal
einer besseren Vergangenheit
angehören.
Ewig jung bleiben der fein¬
geschliffene, in allen seinen Teilen sor
fältig überlegte Dialog und die mit dem Blit
des genialen Dramatikers geschauten Figure
Artur Schnitzlers „Lebendige Stunden“
enthalten so dankbare Rollen, daß sich Ab¬
stände, die zwischen der Darstellung von einst
und jetzt bestehen, kaum bemerkbar machen.
Dies um so weniger, als die besten Kräfte des
Deutschen Volkstheaters aufgeboten wurden.
Herrn Onno, dem die schwierige Aufgabe
zusiel, vier grundverschiedene Charaktere zu
schaffen, tat dies in seiner impulsiven
Manider, die stets gefangen nimmt, weil
man die sanatische Liebe, die er seinen Auf¬
gaben entgegenbringt, mitfühlt. Auch die
Herren Forest, Lackner, Nowotny und
die Damen Steinsieck und Wagner
waren an dem herzlichen Erfolg beteiligt, der
während des ganzen Abends im Hause an¬
hielt. Nachzutragen wäre, daß die erste
Aufführung der Einakterserie „Lebendige
Stunden“ nicht im Deutschen Volkstheater,
sondern ein Johr vorher im Carltheater mit
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manches zu wünschen übrig ließ. Vier Hauptrollen in den
vier wertvollen Einaktern hat jetzt Ferdinand Onn o
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(in „Die letzten Masken“) seine geschätzte Eigenart zeigen.
Als Dichter Heinrich in dem nachdenklichen und stimmungs¬
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Gilbert in dem köstlichen Schwank „Literatur“ fehlt ihm
der Humor. Hier hat auch die sonst so vortreffliche Anne¬
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schwätzige, nicht ganz saubere Literatenweibchen ist sie
zu vornehm. Hervorragende Leistungen: Aurel Nowotny,
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„Letzten Masken“, die wir trotz der allzustarken
Theatralik zu Schnitzlers besten Einaktern zählen.
Ferner Erika Wagner als wunderschöne, feinnervige
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der sympathisch ist und gute Entwicklung erhoffen läßt.
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