II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 657

16.1. Lebendige Stunden Zuklus box 21/5
— —
rhaftet,
9. Dezember 1921
# verleidet, der
einen surchterregenden Eindruck macht.

Nr. 10.090
erübte,
ihm dabei zuzusehen, wie behutsam er verfährt, wie
Stückchen um Stückchen sauber geputzt wird und schließlich
lterlein¬
Cheater und Kunst.
sten ein
blank daliegt. Hinter jedem Witz liegt tiefere Beziehung. „Neu¬
e feind¬
einfiudierung“ vermeldete das Theaterprogramm. Das heißt: neue
(Deutsches Volkstheater.) Es ergeht einem mit den
egannen

Schauspieler treten an Stelle der alten auf, die früher einmal
# seinem
Stücken von Artur Schnitzler ganz wunderlich. Je weiter sie!:
diese Rollen aussagten oder gestalteten Herr Onno läuft durch
und einen
zeitlich von uns abrücken, je breiter die Spanne wird, die zwischen

ießlich die
alle vier Einakter und viermal erweist er, daß ihm keine Figur
ihrem ersten Erscheinen und ihrer Wiederkehr liegt, desto stärker
man drei
geglückt ist, die letzte, die heitere, natürlich am wenigsten Es ist
sind ihre geistigen Schwingungen spürbar. Plötzlich taucht ein Wort
etz hatte
kein natürlich gesprochenes Wort aus ihm herauszubekommen. Er

auf und man empfindet, daß es Zusammenhang hat mit früheren
erergehilfe
tremoliert andauernd mit Stimme und Körper und scheint sich
und war
Schnitzler=Wörten oder mit späteren, . . . plötzlich steht ein Satz gel
1 und der
manchmal selbst zu parodieren. Auch ein neuer Jugendlicher,
da, der manches Seelengeheimnis entschleiert, das vorher oder
in linken
Pr.
[Jordan mit Namen, wird vorgeführt. „Am Ufer des Jordan
nachher sturril erschien, ... plötzlich tritt ein Mensch auf,
Sy
aber stand das Volk und klagte zu Gott.“ Während Herr
3.5
dessen Maske erst Rätsel aufgab oder später Rätsel löste.
[Nowotny sich heiß und wenig eindrucksvoll bemühte, dem
fehn
* Mutter
Gedankliche Einzelzüge verdichten sich zum Gesamtdenken,
Grets
heven¬
lungenkranken Komiker einen Schimmer von letzten Masken zu
der Begriff Artur Schnitzler wird zum intensiven künstlerischen
kar
5.
geben, gelang es Herrn Lackner, den aristokratischen
Komplex. Einzelnes aus ihm losgelöst, wirkt nicht halb so stark
Gu
eparfüm.
Tölpel liebenswürdig, wenn auch nur so ganz oben¬
ung
wie die Fülle. Das alles empfindet man wieder, wenn die vier
hin zu typisieren. Sehr
Venry
still und sein zeichnete Herr
Einakter „Lebendige Stunden“ vorbeiziehen, diese melancholische,
eint= und
Kezem
Forest den Hofrat des ersten Stückchens, doch schon als
diabolische, tückische und heitere Abrechnung mit den Papier= und
i Grund¬
G1“
Dichter Weihgast ging ihm Wort und Charakteristik manchmal
Kunstmenschen. Steht das Lebendige höher als alle Kunst?
ch. Ver¬
der
28.
verloren. Erika Wagner gibt als Dame mit dem Dolch
Ar die
Schnitzler sagt Ja und Nein zugleich. Sein Ja gilt der Stunde.
b), die
sowohl Bild wie Spiel in schönster Konzentration ihrer wertvollen
n Jese Aber da sie nicht länger lebt als der letzte, der sich ihrer
der nen
darstellerischen Qualitäten und Frau Steinsieck geht als
II. Bez. erinnert, ist die Kunst dazu berufen, ihr darüber hinaus
Karber
kompliziertes Literaturweibchen vorerst ein bißchen zaghaft an die
süte, als Dauer zu leihen. In diesen vier Einaktern hält Schnitzler
Gunoch
Parodie, bis sie dann mutvoll aus sich heraustritt und die
den
enbub. große Scelenwäsche und es ist von seinstem Reiz, Orches
Rolle zum amüsanten Ablauf bringt. Unter Neueinstudierung
for¬
versteh' ich eine Verdichtung des Alltäglichen. Aber der Zug
die
trottete im gewöhnlichen Geleise. Er hielt, wann er wollte, als
zu
(A6 —
wenn die Heizung versagen würde. Das hinderte nicht, daß man
gen
Artur Schnitzler immer wieder rief.
—58—
Puccini hat die Komposition seiner neuen Oper

„Turandot“ bis auf den dritten Akt fertiggestellt. Für diesen
reichbewegien letzten Akt bedarf es indessen noch einer eingehenden

1. Bez., Wollzeile 11.
5.
2
06 Theater.
es¬
### #,
nit
„Lebendige Stunden.“
Neuinszeniert im Volkstheater.
ina
Unverwüstlich und über Moden bleibend ist
ern.
das Theatermäßige in Artur Schnitzlers
dem
„Letzten Masken“ und „Literatur“, während das
tein
Dichterische in den „Lebendigen Stunden" und in
lin¬
ont,
der „Trau mit dem Dolche“ zart verblaßt. Im
ersten Einakter gibt es immerhin noch gleichsam
atmosphärischen Reiz Wiener Landschaft und
Wiener Menschen, aber die dolch chwingende Frau
zeigt das Entschwundene der Epoche, in der sie
vor Jahren gelebt, ist nur in den paar Sätzen des
ien¬
uhe
Vor= und Nachspieles schnitzlerisch und reizvoll.
Im Deutschen Volkstheater werden diese vier
Einatter jetzt wieder gespielt. Und Onno spielt
in jedem von ihnen einen anderen Menschen. Aber
er ist komödiantisch nicht reich genug, um jedesmal
einen neuen zu spielen. Er schlägt sie nachein¬
12
ander über die Grundmelodie: Onno an. Sie sind
alle Onnos. Nur die Masken wechseln. Aut besten
kam der Literat zum Schluß heraus, es war nicht
der Stammgast aus dem „Café Stephanie“ vor
zwanzig Jahren, aber einer von gestern. Aus¬
gezeichnet Forest, Sima und Lackners un¬
gemein netter Baron.