II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 656

16.1. Lebendige Stunden zyklus box 21/5
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Theater= und Kunstnachrichten.

Hohen
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[Deutsches Volkstheater.] Die Geschichte des Ein¬
enfolge
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akterzyklus ist ein noch ungeschriebenes Kapitel der Literatur¬
der Katl
geschichte. Eine verhältnismäßig neue dramatische Form, aus dem
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Bedürfnis der Theater, wohl auch der Autoren, kleine Stücke zu
Nr. 90575
9. Dezember 1921
Brahms
ah und
einem größeren dramatischen Ganzen zu vereinigen, entstanden,
lied. Cl —
des halbkomischen Dichters Weihgast; nur die Wiener Mans¬
beginnt er sich in Deutschland gegen Ende des vorigen Jahr¬
a) Schl und
hunderts einzubürgern und gewinnt in Schnitzlers feiner, bildne¬
art macht ihm noch einige Schwierigkeiten. Auch Herrn Oune
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d) Stän
en, als
rischer Hand zum erstenmal die Bedeutung einer neuen, seither
liegt der aufblühende Dichter im ersten Stück besser als der ab¬
Khmmt
Klavier
ich den
sterbende Journalist. Trotzdem wirkt die letzte Maske, die er
vielfach nachgeahmten Spielart des Dramas. Der Einakterzyklus,
Meitig
der „S
seinem Rademacher aufsetzt, eindringlich genug, wie überhaupt
wie ihn Artur Schnitzler zwischen seinen größeren Bühnenwerken
sersich
85
dieser Einakter, der zu Schnitzlers schönsten und bedeutendsten
modern
immer wieder schreibt, ist nämlich mehr, als was er gewöhnlich ist:
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eine Handvoll einaktiger Stücke unter einem mehr oder minder
und 1
gehört, den starken Erfolg des Abends besiegelte. Das neue
Konrad
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Publikum nahm ihn nicht anders auf, als vor fünfzehn Jahren
Loren
geschickt gewählten gemeinsamen Titel; er ist motivisch ge¬
er diese
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das alte und ehrte den anwesenden Dichter durch wiederholten
gearbeitet wie ein aus mehreren Sätzen aufgebgutes Musikstück.
ich dem
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statt:
stürmischen Hervorruf, solcherart durch seinen Beifall be¬
Ein Motiv wird angeschlagen, kehrt wieder, wandelt sich, steigt
iel ver¬
gebtt,
Legen
scheinigend, wie viel das deutsche Theater der Gegenwart an Artur
vom schwermutvollen Adagio bis zum übermütigen Scherzo auf
letzten
lich in er
Welle
Schnitzler besitzt. Was hervorzuheben nicht ganz überflüssig ist
und nieder. Solch ein symphonischer Einakterzuklus und einer
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zur Mit,
grof
der feinsten, dichterisch durchfühltesten, die wir Schnitzter zu
in einer Zeit, in der es in gewissen Kreisen zum guten Ton
schwach,
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Hell
gehört, über den Dichter der Letzten Masken“ und so vieler
danken haben, sind etwa seine „Lebendigen Stunden",
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anderer lebendig gebliebenen Meisterwerke geschmäcklerisch die
die man jetzt im Deutschen Volkstheater wieder aufführt. Das
ig, stieß
R. A.
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Grundmotiv, das im Titel anklingt, wird im ersten der vier
Nase zu rümpfen.
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Stücke von dem jungen Dichter, der eben erst seine Mutter verlor
Direktion der Volksoper mitteilt, ist die
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eLeo Slezak voll¬
und dem der Freund der Mutter zum Vorwurf macht, daß sie
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efensive.

seiner Kunst ihr Leben zum Opfer brachte, mit den Worten um¬
bewegen,
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schrieben: „Lebendige Stunden? Sie leben doch nicht länger
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als der letzte, der sich ihrer entsinnt. Es ist nicht der schlechteste
schmutzt,
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Beruf, solchen Stunden Dauer zu verleihen.
* Schlägt sich
Schnitzler-Reprise.
tball an
Köln,
hier der Dichter ganz auf die Seite der Kunst, so nimmt er, in den
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inn will
„Die lebendigen Stunden“ sind ein Zyklus! -
folgenden Stücken seine eigene Entwicklung vorwegnehmend,
r Mitte,
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von zufälliger Bindung. Neben — blendendem
immer deutlicher Partei für das Leben. Bereits in dem zweiten
erwirkte
— Theater schimmert eine Romantik, die auch
Drama, der noch von einem Abglanz der Makari=Zeit effektvoll
„Hilde
Minute
überhauchten, halb im Renaissancekostüm sich bewegenden „Frau
diesem Dichter selbst länt verblaßt ist, neben
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„Jkde
mit dem Dolch“ behält das Leben recht, wenn auch nur für eine
flinkem Spiel der Point## streift Ahnung ins
n das
einen
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einzige Nacht. Im nächsten, den traurig schönen „Letzten Masken“
Ewige... Die zwei ersten Einakter werden
ßt, doch
widerlegt es alle Einwendungen. Der arme, im Spital sterbende
Christ
Pauler
wohl nur der Literaturgeschichte, die anderen#
Journalist Rademacher versagt sich schließlich, seinem dünkelhaften
bewuß
Schüsse
— der „letzten Masken“ ironisch=weise Melan¬
Jugendfreund, dem „Dichter“ Weihgast, die selbstgefällige Maske
umt in
„Das
cholie. der „Literatur“ infernalisch sachkundige
vom Gesicht zu reißen, indem er ihm gesteht, daß Weihgasts
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so steil
bezieh
Frau seine Geliebte war. Er verzichtet auf diesen augenblicklichen
Posheit — aber dem Spielplan des Deutschen
Rapid
(Korso
Triumph wie auf den späteren seiner noch nicht veröffentlichten
Theaters bleiben. Sie wandeln das ein wenig n
immer
Werke. Denn: „Auch die Nachwelt ist nur für die Lebendigen
n zum
gegebet
absichtliche Leitmnotiv vom Gueismus des tot1
da.“ ... Vollends in dem vierten Stück aber, der köstlichen
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zentert,
witzigst
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„Literatur“, siegt das Leben über die anmaßliche Kunst auf allen
tet ihn
K., 40
Linien. Dieses helle Lustspiel ist das andere Meisterwerk in der
idernd.
zuschlag
Schnitzlerschen Szenenrethe. Der Dichter, der schon im dritten
Bauert
Stück bedenklich eingeschrumpft ist, wird hier völlig zum
adellos
274
Literaten, dessen papierenes Wesen in dem indiskreten und auf¬
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te ein.
vun
geblasenen Gilbert die ergötzlichste Gestalt gewinnt. Auch die Art,
zweite
in die
wie die gute Margarete durch die Literatur von der Literatur
ingriffe
Ganzlei
geheilt wird, ist vorbildlich und überhaupt das ganze kleine Werk
dessen
K. 388
vom heitersten Leben durchpulst. „Literatur“ ist ein wahres Luse¬
Umann
leben
spiel, obwohl es der Dichter in der Erstausgabe mit einem Rest
inn ein
K. 1575
von Hochmut als „Schwank“ bezeichnete, und es wird nun auch,
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prinzi¬

was bekanntlich selten genug geschieht, als Lustspiel, nur vielleicht
Minute
analys
in der ersten Hälfte etwas zu wenig Allegro, gespielt. Annemarie
er rast
schlag. 2
Steinsieck hat als Margarete endlich einmal eine jener
fenden Künstlers (nur dies Wort scheint für das
zänzlich
1 Bezirk,
Rollen gesunden, bei deren Verkörperung ihr alles, was sie hat
schießt,
Problem zu hoch gegriffen) hier tragisch, dort
1Pas
und auch was sie nicht hat, auf das glücklichste zu statten kommt;
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parodistisch fast erschöpfend ab. Und haben die
illustrierter
Lackner ist ein sehr wirksamer, wenn auch nicht gerade über¬
Meer
kühl ausgesparte Technik eines Psychologen von
Bildern vo
mäßig rassiger junger Aristokrat, nur Onno ein etwas trockener
n muß
mehr als nur scharf beobachtendem Blick.
Kubin. I.
Dichter. Aus der übrigen, von Schulbaur inszenierten Vor¬
darauf,
Im Volkstheater spielt Ferdinand Onno
stellung ragt besonders Frau Wagner in „Die Frau mit
gebunden, et
schräg
dem Dolche“ als zeitgemäße Renaissanceschöne kräftig hervor.
die vier — schematischen — Hauptrollen. Je¬
Minute
gedruckt, ni
Herr Forest, obgleich als Komiker gemeldet, wirkt in der
2 für
höher. Freie
weils mit seiner nobeln und stürmisch verhalte¬
tragischen Rolle im ersten Stück überzeugender als in derjenigen! 1. Bezirk, 2
nen Inbrunst, besonders überraschend aber die
des schlissig=geistprotzenden Kaffeehausliteraten,
für den er eine zarte Komik von ergötzlich aktu¬
ellem Ton hat. Zwei sorgfältig strichlierte Typen
stellt Herr Forest, die leicht zu billigem Spaß
verlockende Charge des Rennstall=Barons Herr
Lackner mit behaglicher Anmut, die innere
Herzlichkeit der Figur aufgreifend. Die Sandrock¬
Rollen von ehedem werden von Frau Wagner
in schöner Cose, von Frau Steinsiek mit
etwas blassem Humor verkörpert.
L. U.