II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 662

16.1. Lebendige Stunden Zyklus bos 21/5
Marchen Vizulesen, die sie selost in gemutvollen bei diesem für sein geistiges Schaffen Trost und volle Jahre hat Laura de Ma
Stunden zu Papier gebracht hatte, und wenn sie Labsal zu holen.
überaus geliebten Sohn überleh
auch keine beachtenswerte Dichterin gewesen ist, das Bitterböses Leid machte in diesem Punkte auch
Vertreter der Selbstverneinung des Bürgertums, große dramatische Erschütterun
Theater und Kunst.
erleben lassen könnte. ... Er
als einen der wenigen, die wissen, daß sie ver¬
der Beziehungslosigkeit mystisch
neinen, die darunter leiden und sich von diesem
Leide berauschen lassen. Freilich verallgemeinert Ende fragt man sich: warum?
„Lebendige Stunden.“
W. F. diese Kunst für das Bürgertum, denn er alt, die Worte — überflüssig.
(Vier Einakter von Artur Schnitz¬
kann und dauf ja nicht schreiben, daß sie nur auf kum im Saal klatscht Beifall,
Aufführung im Schauspiel¬
ler.
jenes „Bürgertum“ paßt, das etwa hinter den bildeter Mensch“ von Artur
hause am 10. Juni.)
sein muß.“
„großen“ Wiener Judenblättern steht. Das ist
Zum 60. Geburtstage Artur Schnitzlers fühlte aber, wie sich wiederholt ziffernmäßig gezeigt hat,
Dies genügt wohl zu er###
sich die Bühnenleitung verpflichtet, eine Art
in Wirklichkeit eine sehr dünne Schichte. Und daß
sondere Schnitzler-Feier auch
Schnitzler=Feier zu begehen, wozu sie die Einakter¬
diese verneinende, sich an der Vernichtung, am
gewesen wäre, hätte der Die
wählte.
reihe „Lebendige Stunden“
Verderben berauschende Art seit Goethes Mephisto Charakterzüge offenbart, als
Könnten wir uns mit der Veranstaltung einer
her als teuflisch allbekannt ist, verschweigt dazu gar nicht bestimmte „Re
Schnitzler-Feier überhaupt befreunden, müßten
des Geschäftemachens mit de
W. F. ebenfalls. Dagegen müssen wir ihm recht
Rampenlicht gezerrt wurde.
wir wohl die Wahl der Stücke als glücklich be- geben, Schnitzlers Werke als „müde" zu bezeich¬
zeichnen, da sie Art und Grenzen des Dichters gut nen. Wahrhaftig, wir haben gerade die „Leben¬
Nicht, daß man Schnitzler n
erkennen lassen. Aber nach dem „Reigen"=Skandal digen Stunden“ vor etwa 20 Jahren (mit Mebus,
mal aufführen sollte, er ist ja
wäre jede deutsche Bühne solcher Gedächtnispflicht Mehnert, Marr, Sussin u. s. w.) gesehen und uns
beachtenswerte Erscheinung
enthoben, selbst wenn sie sich darüber hinwegsetzen nunmehr gewundert, daß der Verfasser erst heuer
Literatur und man gibt unbeh
60 Jahre alt wurde.
würde, daß Schnitzler zwar nach der Sprache
von seinen Rassegenossen:
seiner Werke, nicht aber nach seiner Abstammung
Über die Grenzen von Schnitzlers Begabung und Bach, Opern von Meyer
ein Deutscher ist. Außerdem befolgt unsere Bühne
sei — aus den angedeuteten Gründen — gleich= Operetten von Offenbach, Osk
ansonsten das Wagnerwort „Ehrt eure deutschen
falls hieher gesetzt, was W. F. im „Arbeiterwillen“ Fall, Eysler u. s. w. u. s. w.,
schreibt: „Meister in der Beobachtung und Analyse die so nach völkischer Besinn
Meister!“ nicht in jenem Maße, daß sie den
„auch“=deutschen Schnitzler in das „Ehren“ einbe= der Gesellschaft, in der Wiedergabe der schlaffen Ertlichtigung dürstet, wie die
ziehen müßte.
und entnervten Spätsommerstimmung und sich eine besondere Schnitzler¬
Damit wir nicht in den Geruch kommen, aus
-philosophie der guten Gesellschaft und ihrer Ab- Gegenwart des Verfassers
„antisemitischer Feindseligkeit" und „Voreinge¬
trünnigen, versagt seine künstlerische Kraft, wenn
können. Hatte er doch Samst
nommenheit“, den literarischen Wert Schnitzlers
er selbst gestalten will. Die Idee wird nicht Fleisch
Teilnahme an der Aufführung
in Wien verkünden lassen..
herabzusetzen, sei hier angeführt, was vor wenigen und Blut, wird nicht menschlich packendes Drama,
Tagen im rasseverwandten „Arbeiterwillen“ bleibt Abstraktion. Schnitzter hat viele und gute
Die vier Stücke, unter de
W. F.
(jedenfalls W. Fischer) über Schnitzler Schauspiele geschaffen — aber er ist nicht Drama= als „Lebendige Stunden“ zu
schrieb. Er betrachtete ihn als ausgeprägtesten tiker, weil er zu mude und skeptisch ist, als daß er seinerzeit im „Tagblatte“ au
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