II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 679

U S
I
16.1. Lebendige Stunden zuklus box 21/5
S
„Café Größenwahn“ mit der nötigen ironischen Sauce.
der das Leben verläßt, nur mehr Gedanken der Ver¬
Er gab in der „Frau mit dem Dolch“ in ein paar Worten
söhnung Trost bringen können. Was im Leben wichtig
Muin un m.
gesundblütige Robustheit, eine künstlerische Kraftnatur aus
schien: äußerlich über dem Nebenmenschen zu stehen,
Lebendige Stunden.
der Zeit der Medici. Im ersten Einakter stach er zwor
versinkt im letzten Augenblick mit tausend anderen Klein¬
von Arthur Schnitzler. Zur Auf¬
scharf scheidend von dem Genannten ab, aber inmitten
lichkeiten und wärmend durchdringt ein erstarrendes
g im Schauspielhaus am 10. Juni.
der guter Charakteristik fehlte etwas bewegte Wärme,
Herz nur mehr das Gefühl versöhnlicher Liebe; die
Stunden: Stunden, die in den Tiesen
so wie der im Schmerzaffekt vollwertigen Leistung des
Stürme des Lebens wühlen den nicht mehr auf, der
erhall finden, Stunden, die fruchtbar wer¬
Herrn Graff etwas Schwung und Feuer abging.
schon am „anderen Ufer“ steht. Alle Rachsucht löst
n das Leben neue Form annimmt. Im
Grieg war einmal Gentleman und dann feuriger,
sich im letzten Seufzer, in Mitleid: „Wie armselig
er gibt der Opfertod der Mutter dem
versumgluteter Liebhaber und beides ganz. In den
sind doch die Menschen, die auch morgen noch leben
er die Kraft zu neuem Schaffen wieder.
„Letzten Masken“, spielte Herr Wagner die Sterbe¬
müssen ..“
s die stille Pietät des väterlichen Freundes
szene naturalistisch= kraftvoll und eindrucksstark, Gre¬
In „Literatur“ wird das Thema ironisierend
torbene ist die schöpferische Kraft, aus
venberg schädigte seine Leistung durch die bart¬
umgekehrt: Wie kläglich jene Literaten, denen auc,
und ihre Tat zu dauerndem Leben im
strotzende Regimentstambourmasse, eine Robustheit.
„lebenige Stunden“ nichts sind als Gelegenheit zu
ssteht.
hinter der der Sorgenmensch nicht ganz zur Geltung
einer seichten Romanmache. Papierseelen rascheln, ein
„Frau mit dem Dolch“ wird aus
kam. Alpassys tüchtige Gestaltung des Schauspielers
geckischer Kerl mit „gepflegten Händen und ungepflegtem
Unterbewußtseins=Phantasien, verfehlten
litt darunter, daß auf einen pflichteifrigen Teil des
Gehirn“ wird das Ideal der herzensleeren Literatin,
d Befürchtungen, die als nebelhafte Er¬
Publikums das Wort „Komiker“ so wirkt, daß es das
der das Leben nur eine Romanphrase ist.
als „Schon=einmal=erlebt=haben“ imponie¬
Lachen auch in ernsten Rollen für nötig erachtet. Der
Paula Dürr war in der Doppelrolle der „Pau¬
salswende, neuer Lebensentschluß. Die
Darsteller hätte dem durch stäckere Betonung des Tod¬
line Paola“ interessante Frau mit dämonisch phan¬
Masken“ führen dorthin, wohin Schnitz¬
kranken in der Maske begegnen können. Schließlich stellte
tastischen Seelenhintergrund: Reste robusten renaissance¬
Perke („Sterben“ und Motive in der „Frau
noch Herr Hamik einen vor lauter Bescheidenheit un¬
haften Überweibtums leuchten charakteristisch hinter der
immer leiten: An den Rand des Lebens.
hörbaren Gärtner, Herr Otto ein köstlich leergesichti¬
Gegenwartsinkarnation nervös beweglicher Neukultur auf.
er sammelt lebenslang aufgespeicherten Neid
ges Turfgigerl, das amüsant, aber mehr preußisch¬
In „Literatur“ aber trat das falsche Pathos zu sehr
nsch, dem glücklicheren Nebenbuhler im
assessorenhaftes als wienerisches Näselwesen war.
hinter liebenswürdiger Frische zurück. Die Ironie als
seinen Haß entgegenspeien zu können. Als
Werden die toten Minuten zwischen den „Lebendigen
bestimmendes Kolorit, das Bohémienhafte Blaustrümpfige
je kommt, wird dem Verscheidenden diese letzte
Stunden“ noch etwas gekürzt, so wird die Regie Greven¬
kam etwas zu kurz. Dagegen servierte Herr Schich
rch zur lebendigen Stunde, daß er auf diesen
friumph verzichtet. Er erkennt, daß dem, den verwandten, posierenden, männlichen Typus aus dem bergs rein erfreulichen Eindruck machen. Ein kleiner Lap¬