II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 699

— Filiale in Budapest: „Figyeló“ -
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.

Ausschnitt aus:
e
Seriser Börsshogmer
Nom: 4
In den letzten Heften der „Deutschen
htung“ veröffentlicht Karl Emil Franzos eine
chau über die wichtigsten Ereignisse der Berliner
ersaison, und kommt dabei auch eingehend auf den
tercyklus „Lebendige Stunden“ von Arthur
10
nitzler zu sprechen, dessen Schlußstück „Literatur“
bekanntlich den Stoff behandelt, daß eine Schriftstellerin
und ein Schriftsteller die von ihnen gewechselten Liebes¬
briefe dann gleichzeitig wörtlich in ihren Romanen ab¬
drucken. Franzos bemerkt hierzu: „Daß eine und
dieselbe Liebesgeschichte von den Betheiliaten
Für
50 selbst oder ihren Angehörigen erzählt wird, wissen
inclusi
100 wir aus dem berühmten Beispiel Sand¬
Porté
Telephon 12801.
200 Musset. Und auch die Benutzung von wirklich
Zahlb
500 geschriebenen Briefen zu literarischen Zwecken hat sich,
Vor
1000 wenn man dem Klatsch oder sagen wir, der Legende glauben
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Im will, mehr als einmal ereignet. Mindestens einmal aber
e 1st
Ausschnitt
Abonneme ist die Geschichte die Schnitzler vorführt, sogar ganz
Abonnent#gar in Wirklichkeit dagewesen. Ich er=feht es
Nr. 68
„OBSERVER“
zähle sie hier, weil dies heute keinerlei Schaden für die sern.
Betheiligten bewirken kann; sie sind nun beide todt. Im
De Herb
laltend L. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
hte mir — iich lebte damals in Wien und
Inhaltsan wa
ein
r der „Negen „Illustrirten Ztg.“ —
forg
Wien, IX/1, Türkenstrasse 17.
blätte nic
ter, aber auch (damals!) nicht ganz un¬
Zeitu
wodurch bek
steller, der sich der Literatur nur in seinen
schaft
Filiale in Budapest: „Figyelö“-
idmete, eine Novelle ein, die just kein
Leben de Mi
Diese
brauchbar war, und ich acceptirte sie um
theilunge; Kun
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
eWiener Locolcolorit hatte, was damals
so
var, und weil ich demselben Autor bereits
lei
wiederholt hatte zurücksenden müssen.
behandelte eine Liebesgeschichte zwischen
Ausschnitt aus:
der Held wie die Helbin waren
Paar
und war zum großen Theil in Briefform
Deuische Zeitung
namentlich die Briefe des Mannes athmeten
eben. Als ich ihm mittheilte, daß ich die
vor 6/8770 2-
und namentlich auch
bringen wolle,
lächelte e
letzteren Umstandes gedachte,
ißvoll und meinte, das habe seine guten
nde. Was dies bebeutete, sollte mir etwa einen Monat
er klar werden. Da erschien bei mir, durch die
pfehlung eines mir befreundeten Gelehrten eingeführt,
ne nicht mehr junge, aber höchst elegante Dame und
rreichte mir ihr Erstlingswerk, eine Novelle in
iefen. Ich las und war zunächst sehr erstaunt,
B
dann sehr belustigt, denn die Briefe waren die¬
selben, wie in der von mir acceptirten Ge¬
schichte, und zwar die Briefe des Mannes fast
b
auf's Wort dieselben, wogegen die der Frau
5
* Die „N. Fr. Pr.“ schrieb dieser Tage mit Be¬
viel breiter, schwülstiger und stilistisch ungelenker
ziehung auf Schnitzlers Komödie „Literatur“:
waren; hier also hatte der Dichter das Material
„Es ist recht bezeichnend für unsere Theater¬
retouchirt. Aber was nun thun? Die Arbeit der
Dame war keinesfalls für ein sorgfältig redigirtes Blatt
verhältnisse, dass der Stadt Bauernfelds diese graziöse
brauchbar: ich hätte sie ablehnen müssen, auch wenn der
Arbeit eines Wieners (!) auf dem Umwege über Berlin
Dichter nicht früher gekommen wäre, als die Dichterin.
Aber durfte ich mich mit der Ablehnung begnügen?! Dann
geboten wurde.“
ließ die Dame die Geschichte anderswo drucken, und — der
Für
Du lieber Himmel! Was haben denn die Wiener „lusive
Skandal, der mit zwei Scheidungen enden mußte, war
Porto.
fertig! Dies zu verhüten, schien mir Menschenpflicht; ich
und Bauernfeld mit Herrn Schnitzler zu thun?
ahlbar
419.
ließ die Dame kommen und sagte ihr die Wahrheit. Die
5
200.— im Voraus.
Scene wird mir unvergeßlich bleiben; solche Ausbrüche
1000

der Entrüstung habe ich selten mit angehört; daß sie genau
Im Gegensatze zu anderen Bureaux für Zeitungsausschnitte ist das
ebenso gehandelt hatte, wie der einstige Geliebte, übersah
— auch steht es den
Abonnement durch keine bestimmte Zeitdauer begrenzt;
die Frau. Und schließlich erklärte sie, indem sie das
Abonnenten frei die aufgegebenen Themen zu ergänzen oder zu ändern.
Manuscript zurückverlangte, sie lasse ihre Arbeit jeden¬
falls drucken; wenigstens dies wolle sie von der ganzen
Der „OBSERVER“ veranstaltet täglich einen Auszug enthaltend die
traurigen Geschichte haben; daß der Schriftsteller gleich¬
Inhaltsangabe aller wichtigen Mittheilungen der Wiener Morgen¬
zeitig oder vorher das Gleiche thue, darauf lasse sie es

getrost ankommen. „Aber sagen Sie ihm“, rief sie mir zu,
blätter (Tagesjournale ausser „Neue Freie Presse“ und Wiener Zeitung")
Damit ging sie.
„daß er dann geradezu ein Lump wäre!“
wodurch eine Uebersicht über das gesammte politische und wirthschaftliche
Wer A gesagt hat, muß nun im Alphabet weiter, und
Leben des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird. Diese Mit¬
zudem wollte ich dem sympathischen Manne Herzeleid er¬
theilungen werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
sparen, ich besprach die Sache auch mit ihm. Er benahm
sich ganz verständig, und bat mich, der Dame mitzutheilen,
Prospecte gnatis und franco.
daß er bereit sei, seine Noven# ungedruckt zu lassen, wenn
sie das Gleiche zusichere. Auch dieser Mission unterzog
die Dame erwiderte,
ich mich, aber ohne Erfolg;
auf die Veröffentlichung
sie verzichte ihrerseits
unter keinen Umständen, es komme, was da wolle,
Ich rieth dem Schriftsteller, nun seine Arbeit jedenfalls
ins Feuer zu werfen und im Uebrigen darauf zu bauen,
daß die Novelle seiner früheren Geliebten zu schlecht sei,
um von irgend einem verständigen Redacteur gedruckt zu
werden; angenommen aber, daß dies geschehe, so sei ja das
Unglück nicht so groß; dann gebe es eben nur eine ge¬
druckte schlechte Novelle mehr: ein Scandal sei jedenfalls
vermieden. Nun, so kam es auch. Die Novelle ist erschienen,
aber — in Buchform und auf Kosten der Ver¬
fasserin! Ich besitze noch heute das Büchlein und
schätze es als einen der merkwürdigsten Beiträge zur
Psychologie des
Frauenherzens, die mich das Leben hat
kennen-lem lassen“
900