II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 712

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16.1. Lebendige Stunden— zyklus
Es ist wirklich eine schöne Sache um die
und zwar auch dann,
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Obstruktion! Sie verfehlt, was sie erreichen,
als sie wußten, daß sie mit dieser Verhinderung
Rechtlosigkeit zurücksinken, der ihnen un¬
und sie stärkt, was sie vernichten will. Vor
nicht den geringsten politischen Erfolg erzielen.
räglich geworden war. Aber alles wurde
allem stärkt sie die Macht der Regierung ins
Da blieb dem Staate nichts übrig, als zur Not¬
en abgeschlagen, bedingungslose Wieder¬
Ungemessene und Unbeschränkte, sund so ge¬
wehr zu greifen, und wenn er jetzt die Ver¬
stellung jenes Zustandes wurde verlangt,
schieht genau das Gegenteil von dem, wofür
en Beseitigung die Voraussetzung für eine mehrung der Rekruten ohne Genehmigung der
sie sich echauffiert hat; aus einer Verneinerin
eihliche Mitarbeit bildet. Und weil es den Volksvertretung vorzunehmen genötigt ist, so
des Staates wird sie zu seiner Bejaherin in der
ttschböhmen nicht möglich ist, sich in Prag besitzt er und die Regierung als sein Organ im
absolutesten Form. Was der eine Faktor, der
Gnade und Ungnade zu ergeben, deshalb vorhinein die Idemnität in der Zustimmung
sich ausgeschaltet hat, verliert, das wächst den
auch der Reichsrat in Wien zerstört der Bevölkerung, in ihrer Staatstreue und
beiden andern Faktoren, der Krone und der
den! Man könnte diese Konsequenz noch ihrer besseren Einsicht.
Regierung, zu. Die Macht, aber auch die Ver¬
Aber noch etwas andres hat die tschechische
Not verstehen, wenn unmittelbar auf die
antwortung. In der vielleicht langen Zeit,
Obstruktion versucht, sie hat versucht, den Staat
tsche Obstruktion in Prag die tschechische
die vergehen wird, bis wieder die Fahnen auf
auszuhungern, ohne zu bedenken, daß die
struktion in Wien gefolgt wäre. Seit dem
W
Am gefährlichsten sind für den objektiven
Pertenen echenen eie Sestesertesteen
gesetzten Tendenz schreiben. Und ich glaube,
Bildner die Schlußworte der Stücke und die
co Brociner Seite 30 vom 17. März.
Ibsen hat diese Neigung gehabt. Man denke
ins Ohr fallenden kurzen Sätze, die eine Situa¬
nur an den „Volksfeind“, der die Wahrheit bis
tion energisch zusammenfassen. Das Publikum
zur äußersten Grenze versicht, und an die
Feuilleton.
„Wildente“, welche „die ideale Forderung“ so hält sich an diese und sieht in ihnen den Grund¬
gedanken, dem zuliebe der Dichter das Werk
bitter ironisiert.
überhaupt geschrieben hat. Kann man es dann
Im Leben folgt jede Person ihrem
ie Tendenzin der Dichtung.
den geschickten Franzosen und ihren Nach¬
eigenen Gesetz, und eigentlich haben alle recht.
folgern verdenken, daß sie durch eine bestimmte
Und diese Gerechtigkeit will auch der Dichter
Von Friedrich Adler (Prag).
Person ihre These fest an die Kulisse annageln
Das Volk liebt die Tendenz, der Dichter üben, der den Herzen auf den Grund sieht.
lassen?
sitzt sie gering. Und wenn er auch, wie jeder Meister und Muster in dieser Beziehung bleibt
An Beispielen für das hartnäckige Mi߬
ensch, durch seine Stellung zu den Fragen Shakespeare, aber ihn, der mit seiner ge¬
verstehen ist in der dramatischen Literatur kein
Zeit innerlich bestimmt wird, so will er waltigen Kraft alle Theorien niederreißt,
Mangel. In Hebbels „Maria Magdalena“
nicht lehren und antreiben, sondern ein möchte ich in die Betrachtung nicht mit ein¬
spricht der Sekretär die weltbekannten Worte:
#ild des Lebens geben, wie es sich in seiner beziehen: er sprengt jeden Rahmen, Aber auch
„Darüber kann kein Mann weg!“ Das heißt
ele gespiegelt hat. Die lauten Tendenz= die besten neueren Dichter wissen, daß alles
Lebende dahin strebt, mit sich im Einklang zu dort, wie jeder weiß, ein gefallenes Mädchen
hter sind immer nur halbe Poeten gewesen.
kann man nicht heiraten. Und hundertemal habe
bleiben, und auch, von wenigen Ausnahmen
Draußen auf dem Markte überzeugt der
ich gelesen, daß dies Hebbels, des männlichen
abgesehen, an sich und seine Sache glaubt. Und
dner besser, der mit breitem Nachdruck
daher suchen sie auch die Gestalten, zu denen
Dichters, eigene Meinung sei; es feht auch ge¬
icht. Wer die Worte abwägt und feine
sie selbst im Gegensatz stehen, objektiv auf¬
wöhnlich dabei: Hebbel sagt. Und das gerabe
terscheidungen versucht, verliert die Macht
zufassen und hinzustellen, der Natur nach¬
Gegenteil ist der Grundgedunke des Stückes. Wer
er den Hörer. Nicht besser steht es in der
strebend, die auch den Betrügern, Verbrechern,
ein Weib liebt, wirklich liebt, der hat nicht auf
chtung, namentlich in der dramatischen.
die Meinung der Welt zu hören, sondern nur
nWerk, dem eine Absicht mit auffälliger Narren und Egoisten eine klar umrissene und
in sich gegründete Existenz gegeben hat.
auf das eigene Herz. Und das kann und darf
ktschiedenheit aufgeprägt ist — je einseitiger,
ihr alles verzeihen. Oder Ibsens „Hedda#
Aber diese Gerechtigkeit ist kein Segen für
to besser — findet rasch Anhänger. Aber
Gabler“. Wie viele Frauen haben ihr die Sehn¬
echte Poet fühlt, daß nichts so unbedingt die Arbeit des Dichters. Seine Gestalten werden
sucht, „in Schönheit zu leben“, begeistert nach¬
hr ist, um unbeirrt und geradlinig ver= mißdeutet und mißverstanden, man wirft ihm
gesprochen! Aber des Dichters Ideal ist nicht,
ten werden zu können. Und wenn er ein Unklarheit und Schwäche vor, rechnet ihm den
in Schönheit zu leben und zu sterben, sondern
ück geschrieben hat, dem eine Tendenz inne= Charakter an, den er geschildert hat, und er ist
schlicht und ohne Pose sich für das Geliebte zu
hut, möchte er, um das Gleichgewicht in sich doch nur ein wirklicher Künstler geblieben, der
opfern. Auch hier kursiert das Gegenteil von:
zustellen, fast ein Stück mit der entgegen= hinter sein Werk zurücktritt.