II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 4), Literatur, Seite 30

16.4. Literatur box 22/3
de int eit doen bontntnt und einen feren alne
—.., N. Margarelens steht unmittelbar vor der
Effel
weise an das große Plädoyer Magdas gegenüber dem
Publikation. Clemens, der gute literaturfeindliche Junge,
Feuilleton. „%
arme
Regierungsrat Keller. Aber gespielt haben das Frl.
der nichts von der Schriftstellerei seiner geliebten Mar¬
Bru#
Ilm und Hr. Ehrens wundervoll. Der erstaunliche
Pfanentheater. 4 205
garete wissen will, verhindert das Erscheinen des Ro¬
Nuancenreichtum, über den die Kunst Frl. Jlms ver¬
Wiener Antoren=Abend (22. Juni). —
mans, und Margarete wirft das einzige Exemplar
fügt, feierte wieder einen neue Triumph. Was man von
eigenhändig ins Feuer, das Klügste was sie tun kann,
T. Ein sehr stark besetztes Haus bereitete am
großen Schauspielern gerühnt hat, gilt auch von ihr:
denn der unverschämte Gilbert hat Clemens ein Exem¬
Samstag dem Wiener Autoren=Abend eine sehr gute
sie spielt mit jedem Glied. Hr. Grüner bot als alter
plar seines Romans überreicht, und Clemens will ihn
Aufnahme; namentlich dem ersten und dritten der drei
Diener eine tüchtige Leistung. Er hat eine artige Szene
lesen, als seinen letzten deutschen Roman...
Einakter. Den Vogel schoß Arthur Schnitzler ab
in dem Einakter: wie ihn sein Herr, der Journalist,
Die unwiderstehliche Komik der Situationen wächst
mit dem prächtigen Lustspiel „2##n
hereinruft, damit er vor dem Diener als Zeugen der
durchweg aus den Personen selbst heraus, die ganz
aus der Sammlung „Lebendige Stunden“ kennt. Selten
Sängerin seinen Heiratsantrag mache, und wie der
meisterhaft gezeichnet sind, und über das Ganze ist ein
dürfte im Pfauentheater herzlicher und ästhetisch berech¬
Diener überdies Zeuge des Korbes wird, den die
funkelnder Geist ausgegossen, wie dies heute vielleicht
tigter gelacht worden sein als bei diesem entzückend geist¬
Sängerin ihrem Liebhaber erteilt.
(der
doch nur dieser feine Wiener vermag. Kommt dann
reichen Stück, das die Gepflogenheit gewisser Schrift¬
Hermann Bahrs einaktiges Schauspiel „Der
noch eine so vorzügliche Wiedergabe dazu, wie sie von
steller, ihre Erlebnisse in schamlos indiskreter Weise
arme Narr“ sucht die Ueberlegenheit eines frischen,
Frl. Ilm und den Herrn Nowotny (Clemens) und
literarisch auszuschlachten, so wundervoll satirisch an
frohen Ledensgenusses über eine pedautisch pflichtmäßige,
Ehrens (Gilbert) geboten wurde, dann geht von diesem
den Pranger stellt. Wie das Literaturweibchen, das,
ewig schuftende Existenz zu erweisen: an einem gesund¬
Einakter=Lustspiel ein Fluidum der Heiterkeit aus, dem
einer unbefriedigenden Ehe entronnen, an den ange¬
heitlich frühzeitig gebrochenen Groß=Kaufmann als dem
sich niemand eutziehen kann. Der Beifall war ein ge¬
faulten Früchten der Münchner Caféhaus=Bohsme
Vertreter der rastlos zusammenrackernden, freudlosen Ar¬
radezu enthusiastischer.
herumgeschnuppert hat, bei einem ziemlich troddligen
beit, und einem Musikus, der sein intensives Leben mit
Frl. Ilm und Hr. Ehrens verhalfen auch dem den
reichen Sportsjüngling Trost sucht und durch dessen
dem geistigen Kollaps bezahlen mußte, aber in seinen
Abend einleitenden „Zwischenspiel“ „Karriere“ von
rasches Eingreifen vor einer riesigen literarischen Bla¬
intervalla lucida trotzdem als glücklichen Menschen sich
Raoul Auernheimer zu schönem Erfolg. Der Ton
mage bewahrt wiro — das ist von einer geradezu be¬
fühlt, sowie einem zweiten Bruder des Groß=Kaufmanns,
ist hier ein ernsterer: Ein „berühmter Journalist“ möchte
glückenden Komik. Worin die Blamage bestanden hätte?
der ebenfalls die Reue über manches sehr Dunkle in
mit einer Sängerin, mit der er einst, als sie noch An¬
Nun, Frau Margarete hat ihre Liebes=Korrespondenz
seinem Leben nicht kennt, weil ihm die Erinnerung
fängerin war, eine Liebelei unterhalten hat, jetzt, da sie
mit dem Schriftsteller Gilbert, dem sie sich vorüber¬
an die lichten Zeiten seiner Existenz als unverlierbarer
eine berühmte Künstlerin und er ein von seiner unge¬
gehend geschenkt hat, wortgetreu in einen Roman hin¬
Besitz geblieben ist. Am Schlusse des Stückes werden
liebten, aber zu seiner Karriere einst recht nützlichen
übergenommen — auch ihre Briefe an ihn, deren Kon¬
dann die Rollen vertauscht. Der arme Narr ist nicht
Gattin getrennter Ehemann ist, wieder anbandeln, ja
jepte (!) sie sorgfältig aufbewahrt hat; und jetzt erfährt
Lud
der verblödete Musikus, sondern der Groß=Kaufmann.
er will sie sogar heiraten. Aber es ist zu spät. Die
je aus dem Munde Gilberts, der auf der Durchreise sie
stam
Ob sich gerade an solchem Menschenmaterial das Evan¬
Sängerin läßt ihn abblitzen. Das ist mit feiner, kluger
besucht, daß er dasselbe mit seinem Briefwechsel getan
gelium der Lebensfreude überzeugend darlegen läßt, darf
Hand gemacht, aber die zwingende Lebensfülle, die in
hat — seine Driefe an Margarete hat er sich vor dem
Abschicken koviert. Gilberts Roman ist bereits er= Schnitzlers „Literatur“ herrscht, ist nicht in dem Werke. füglich bezweifelt werden. Das Stück macht denn auch