II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 4), Literatur, Seite 45

16.4. Literatur box 22/3
Telephon 12.801.
„OBSERVER
I. öeterr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Conoordiaplats 4.

Vertretungen
is Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christias#a.
Gern, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minnespelte.
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petese¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewübe.:
Ausschnitt aussledntlederl
ampurze porrespohdem
GEICA 1

Jnsestoiltel
Theater und Kunst.
Hamburg, den 8. Februar.
W. [Altonaer Stadt=Theater.] Es ist ja sehr erfreulich, wenn
deutsche Autoren es ablehnen, ihre Bühnenwerke nach französischer
Vorschrift zu bauen. Warum aber gerade bei der einzigen Vor¬
schrift beginnen, von der man wünschte, daß sie eingehalten würde,
dem Voltaireschen: „Alle Genres sind erlaubt, ausgenommen das
der Langeweile.“ Sowohl der Einakter „Literatur" voll
Arthur Schitzler, wie das dreiaktige Lustspiel „Die glück#s
lrcse Zeit von Raoul Auernheimer, sind so geartet, daß
# den Eindruck erhält, als hätten die beiden Verfasser sie unter
##eleugnung ihrer son“t schon vielfach in ganz anderem Lichte ge¬
zeigten geistigen Qusisäten dem Voltaireschen Gebot zum Possen
geschrieben. Sie sind gämlich um die Wette langweilig. Schnitzler
hat wenigstens die Entschuldigung der Kürze für sich. Die ge¬
schiedene Frau, die ihre an ihren vorletzten Geliebten geschriebenen
Briefe und dessen Antwortschreiben in ihrem Roman abdruckt und
dieser Geliebte, der, ebenfalls Schriftsteller, mit ihren und seinen.)
Briefen genau ebenso verfährt, nehmen wenigstens die Bühne nicht
allzulange in Anspruch. Dagegen ist Raoul Auernheimer
unerschöpflich im Wiederholen von Situationen und im Zeichnen bon##
Familienkarikaturen, die Roderich Benedix in seinen „Zärtlichen
Verwandten“ mit viel weniger Behagen und mit ungleich glückliche¬
rem Witz auf die Bretter gebracht hat. Um dem Kapellmeister
Ewald und uns die Lehre beizubringen, daß die glücklichste Zeit
jene der Verlobung ist — sich als Verlobte beim Küssen überraschen.
zu lassen, ist „ekelhaft“ sagt die anmutige Braut — hätte wahrhaftig.##
ein Akt durchaus gereicht. Auf die Kenntnis der von den ange¬
nehmen Verwandten über den Bräutigam vor, während und nach
aufgehobener Verlobung ausgetauschten Ansichten hätten wir leich¬
ten Herzens verzichtet. Auf das Haupt Arthur Schnitzlers
sammelten Fräulein Bauer und die Herren Taeger und
Wehrlin, auf jenes des Raoul Auernheimer die Damen
v. Küstenfeld, Marie Ferron, Bach=Bendel und Moe¬
bius=Kuhn und die Herren Ewald Bach, Reimers, Gott¬
hardt, Wilhelmi, Spannuth und Paul Bach feurige Koh¬
len. Daß nach den Aktschlüssen immerhin einiger Beifall einsetzen
konnte, war lediglich ein Verdienst der Darstellung.
Telephon 12.801.
P..
„ODSLIVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeltungs-Aussohnltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertrefungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quollenangabe ohne Gowähs).
Hamburger Nachrichter
Ausschnitt aus:
— . —
10. DEE 19 12
vom:
Theater und musik.
ih Altonaer Stadttheater: „Literatur“. Der witzig=boshafte
Einakter Arthur Schnitzleus bedeutet den hiesigen Theater¬
freunden ja keine Neuigkeit. So ist also nur über die Neuinszenie¬
rung und Neueinstudierung des Werkes, eines der amüsantesten des
Wiener Autors, zu berichten. Von den drei Rollen des Lustspiels
war der Clemens am besten vertreten: Herr Brügmann spielte
den jungen Adligen mit derselben liebenswürdigen Distinguiertheit
wie seinerzeit den Prinzen im „Büxl“; nur der Wienerische Dialekt
schien mir nicht immer ganz zu stimmen. Frl. de Lalsky ist von
Natur kaum besonders für die Darstellung solcher Frauenrollen ge¬
eignet, die bedenklich zur Fragwürdigkeit neigen; ihr, die als Adel¬
Heid in den „Journalisten“ so entzückend war, fehlte schließlich jener
undefinierbare Charme der Gestalten wie die Schnitzlersche Marga¬
rethe wenigstens während der Vorstellung anziehend macht, so daß
denn auch des guten Clemens, des sonst doch recht Erfahrenen, ver¬
liebte Harmlosigkeit kaum ganz glaubhaft wurde. Herr Taeger
bot als Gilbert gewiß eine wohlüberlegte Leistung; doch scheint mir,
daß etwas weniger Karikatur, etwas mehr Leidenschaft und ehr¬
liche Selbstüberhebungl der Gestalt wesentlich zugute kommen und
vor allem das frühere intime Verhältnis Margarethe=Gilbert be¬
greiflicher erscheinen lassen würde. Das Bühnenbild, in dem die
nicht eben zahme Komödie sich abspielte, war schlicht=geschmackvoll,
und man wolle meine Bedenken überhaupt nicht dahin auffassen,
als hielte ich den Erfolg der Darstellung für unberechtiat.


Mautia, Mailand, Minneapolle, New-Jork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangube einure Gewths.
Ausschaltt aue:
Hamburger Freindenblal
vom: 11. UE2 1912
Allonger Stadt-Theater.
chnitzter: Literaiur.

mas das feinte und voshafte Stück betrifft,
## handelt en sich am eine Wiederbolung. Man
#ie#t sies aber gern wieder an Denn es ist ge¬
schickt enswpiekelt und voll argliftigen Witzes, der
###er die Sewabinger Talmi=Literatur, noch
###e Wiener Monokel=Artstokraue ganz uiversengt
####gnkommen lähl. Verade darum aber macht
### #m bormsaken Bürger im Parkett so dievische
Freu##. Er kommt ja ungezaust davom Scha
denfrende ist bekanntlich die reinste Freude Und
aas Stück wurde vortrefflich gespielt. Die
sche Iuszenierung halte Schick und
##ultur, und die drei Rollen, die bei einiger
Gewandtheit sehe gankbar sind, waren im
Konen amt holotzt. Fräulein de Salsky als
schöme Geschiedene, die sich nach de. baumwolle¬
sien Banalität ihrer ersten Shei an der I#eraimr
##### schadlos halten wollen und diesen hrgeiz
noch immer nicht ganz aufgegebden hat, vogleich
ihr Baron Elemens weder die Literatm noch
Fräulein de
##e Literaten ausstehen kann —
Laisky hatte viele charmante Momenie, sprach
a# wienerisch und marklerte auch den drang¬
bolin Literntursimmel der unbefriedigten
Frauenseele recht zutreffend, ließ aber das De¬
gagierte hin und wieder vermissen, das Schnitz¬
ler den Wesen seiner Margareihe Verliehen
wissen will Ausgezeichnet war Herr Brüg¬
monn als Baron Clemens, nicht nur schau¬
spielerisch bewandt, sondern auch menschlich
glandhaft, ####dem er den Wiener Dialekt umd
unzureichend seberrschee. Dem samosen, hoper¬
modegen Müsschener Caféhausliterten Gilbert
gab Heer Targer eine derb dariklerende,
#der in dieser Karikatur aus charakterisierende
Erscheigung. Das Publitum nahm der witzigen
Scheiz mit bester Leune bin¬
en K