II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 4), Literatur, Seite 80

16.4. Literatur box 22/3
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Das dritte Stück war das Lustspiel „Tron= Darsteller, Hr. Friedrich Basil, Frl. Berta v. Hagen
in ihrer Absicht, und als ihr ein Anschleg gegen ihnlbadour“ von Hans Müller. Es hat sich die
und Hr. Gustl Waldau brachten ihre Rollen zu
nicht gelingt, versucht sie, seine Frau ü#n ien auf=alte, ewig neu bleibende Geschichte von der geringen
guter Geltung und manchen guten Witz zum Durch¬
zuklären, um ihn so an seiner verwundbarsten Stelle Weltläufigkeit des Professors — des Professors,
schlagen.
zu treffen. Sie zieht aber, durch das einfache der kein Mensch, sondern eine Bibliothek ist — zum
Den Schluß bildete das Lustspiel „Litera¬
Wesen und die brennende Liebe, die diese Frau zu Gegenstand genommen und weiß ihn nicht unübel zu
tur“ von Artur Schnitzler. Wir haben schon
ihrem Gatten fühlt, überwunden von annen. Da### verwenden. Eine Akademie hat eine Preisfrage
früher auf dieses reizende Ding hingewiesen. Es
Stückchen bietet manche gut beachten Züge und über das Wesen des Weibes ausgeschrieben, und es
behandelt ein Stück aus der süddeutschen Schrift¬
manche Schönheit der Sprache, doch dringt es in= werden zwei Arbeiten in engerem Wettbewerb ge= steller=Bohème, in die zufällig ein altadeliger
folge der allzuwenig straffen Handlung und der stellt. Professor Reinold v. Hausmann soll mit den junger Herr hineingeschneit ist, weil er recht mensch¬
großen Breite des Dialogs doch schließlich zu keiner beiden Verfassern verhandeln. Die eine — wissen=liche Beziehungen zu einer jungen Schriftstelleria
rechten Wirkung, nicht einmal, wenn es durch einefschaftliche — Arbeit betrachtet die Frau in Margareta eingegangen ist. Diese Schriftstellerin,
so virtuose Leistung gehoben wird, wie sie Fräulein Schopenhauerscher Weiberfeindschaft als Quelle
die geschiedene Frau eines Baumwollfabrikanten,
Berta v. Hagen als Sonja bot, die für den Schmerz alles Uebels, während die andere in glühenden Ge¬ hat Lieder veröffentlicht, welche bis an die Grenze
des verlassenen Weibes wirklich erschütternde Töne dichten die Schönheit und Vortrefflichkeit des
des Erlaubten gehen, und diese Lieder sind es,
fanr. Hr. August Weigert als Willings stand ihrWeibes schildert. Als der Verfasser der ersteren Ar=welche den Baron, der Margareta heiraten möchte,
fast gleich wirkungsvoll zur Seite, ebenso Maja
beit stellt sich ein junger Baron, der der Frau des
am meisten interessieren, da er der Versicherung, die
Reubke als Willings' Frau.
Professors bisher vergeblich die Cour gemacht hat,
Objekte der geschilderten Liebesgeschichten seien
Das zweite Stückchen war das Schauspiel „Un= und als der Verfasser der flammenden Lyrik ein Phantasien, ein ebenso berechtigtes wie hartnäckiges
ter vier Augen“ von Ludwig Fulda, das mit 8 Kindern gesegneter alter Herr von zweifel= Mißtrauen entgegensetzt. Margareta hat nun noch
bekanntlich schon im Jahre 1886 entstanden und haftem Aeußeren vor. Die Frau des Professors einen Roman veröffentlicht, in dem sie, allerdings
hier, wenn wir nicht irren, im alten Stadttheater vermutet natürlich, daß der Baron der Lobpreiser ohne daß de: Baron es weiß ihr früheres Verhält¬
schon aufgeführt worden ist. Wir können deshalb des weiblichen Geschlechtes sei, und er sich, auch nach= nis zu einem Schriftsteller Gilbert geschildert hat
seinen Inhalt als bekannt voraussetzen. Auch dem er als der Verfasser der schlimmen Prosa er= unter Abdruck der zwischen ihr und diesem ge¬
dieses Stück wurde virtuos gespielt: Dr. Volkert kannt worden ist, glücklich aus der Affäre zu ziehen wechselten Briefe. Letzterer hat zum Unglück
von Hrn. Friedrich Basil, seine Frau von Frl. Bertaf weiß, so erhält er den sicheren Ausblick auf die ebenso einen Roman unter Verwendung der gleichen
v. Hagen und der Diener Baumann von Akois Gunst der Professorin, und der Professor, welcher
Briefe herausgegeben. Es würde also bei dem Er¬
Wohlmuth. Wenn Hr. Basil für seine Rolle auch mit Hilfe seiner Frau ihn von seiner Weiberfeind¬
scheinen dieser beiden Romane für jedermann voll¬
etwas zu alt erschien und sein Aeußeres ihn nicht schaft kurieren will, lädt ihn selber höchst dringend
ständig klar sein, daß das geschilderte Verhältnis
gerade für sie prädestiniert, so wußte er doch als der zum Besuch in seinem Hause ein. Der Baron zwischen Gilbert und Margarete stattgefunden hat,
vortreffliche Komiker, der er ist, die ergötzlichen quittiert über diesen Erfolg mit Grazie und Un= und dadurch würde die Verbindung des Barons mit
Seiten seiner Rolle ins beste Licht zu stellen, und verschämtheit durch die Sentenz, es sei doch gut ge= Margarete vollständig unmöglich werden. Der
hierbei wurde er von Frl. v. Hagen vortrefflich un=wesen, daß er das dumme Buch abgeschrieben habe.
Baron hat aber in Unkenntnts der Dinge den Ro¬
terstützt. Eine Kabinettsleistung wahrer und war=Auch hier wußte Hr. Alois Wohlmuth in dem kin= man seiner Verlobten aufgekauft und ihn ein¬
mer Schauspielkunst war der Baumann des Hrn. derreichen Dichter eine Gestalt von größter komi= stampfen lassen; hierdurch wird ihm die Entschleie¬
Alois Wohlmutho
scher Wirkung zu schaffen, und auch die übrigenrung des Vorlebens Margaretes erspart und die
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