II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 3), Die letzten Masken (Der sterbende Journalist), Seite 15

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16.3. Die letzten
Telephon 12801.
Hured
Ain
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Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
QQuellenangabe ohne Gewähr.)
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Ausschnitt aus:
15.MAl 1907 Der Beobachter, Stuttgart
g vom:

Thrater, Kunst, Literatur, Wissenschaft.
K. Wilhelmatheater. Daß das Ibsen¬
Ensemble routiniert zu spielen versteht, suchte es
in seinem letzten Abschiedsabend durch zwei Stücke
darzutun, die — rein literarisch betrachtet — eigent¬
lich nicht würdig sind, von einer Truppe gespielt zu
werden, die sich nach dem nordischen Dichterheros
nennt. „Die letzten Masken“ von Schnitzler sind
n ein¬
nicht dessen bestes Stück. Es ist nir
zigen Gedanken geschrieben: die großmütige Offen¬
heit und entaegenkommende Liebe entwaffnet den
grimmigsten Zorn — die alte Favel von der Macht
der Sonne und der Gewalt des Sturmes dem ein¬
kamen Wanderer gegenüber, hineinkomponiert in
die schmierige Zelle des Gutleuthauses. Nicht viel höher
Istand Spiel u. Stück, letzteres ist sogar minderwertiger,
in Brandes' „Der Besuch“. Es ist das vielfach vari¬
ierte heikle Thema: dem Mädchen soll nicht verziehen
wgeden, was es — sogar in Verwirrung und
Aeberstürzung — gesündigt hat, während der junge
Mann das als sein selbstverständliches Jägerrecht
ansieht. Brandes hat den Vorwurf in dänischen
Nationalcharakter gekleidet, aber mehr mit Worten
Sumgeben, als mit Handlung, und besonders der
Schluß ist, nach dem herrschenden Klassenempfinden,
ganz schwach, ja unmöglich. Doch wurden die drei
Rollen — der jungen Frau, die als Mädchen ge¬
strauchelt, von Maria Rehoff, des ruhig=vor¬
nehmen Ehemanns von Fritz Wolter und des epi¬
kuräischen zynischen Assessors, des einstigen Ver¬
führers der jungen Frau, der dann als unerwarte¬
ter Besuch ins Haus kommt, mit güter Abtönung
in Charakterdarstellung und Stimmungswechsel ge¬
geben.