II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 3), Die letzten Masken (Der sterbende Journalist), Seite 40

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„OBSERVER'
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aug.
nleine Poltehlat, Wien
333
vom:
2. MOV. 1.
Schone Känste.
Gedenkfeier im Raimund-Theater.
Auf dem gemeinsamen Grund feierlicher Er¬
innerung an die Toten wird sehr gut das
Wesen der drei Dichter Hofmannsthal,
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kler und Wildgans entfaltet. Von
H##manngal bekommt man das Dramolett
„Der Tor und der Tod“ zu sehen, von Schnitz¬
ler „Die letzten Masken“ und von Wildgans
„In Ewigkeit Amen“. Verschwebende Vers¬
musik, blinkende Lebensbitterkeit und das
naturalistische Lebensbild des Sträflings, der
sich in der Welt nicht mehr zurechtfinden kann.
Alle drei Werke sind längst im Wiener Spiel¬
plan heimisch. Trotzdem gelingt es dem
Raimund=Theater, nomentlich bei Schnitzler
und Wildgans, den alten Themen einen per¬
sönlich=neuen Ton zu geben.
Hofmannsthals Versdrama leidet unter
einem allzu gedämpften Piano der Stimmen.
Sehr echt wirkt hier Blanka Pechy; Manfred
Inger und Hans Frank gewinnen erst in
den beiden übrigen Stücken festen Boden. Bei
Schnitzler hatte man die Ueberraschung, Egon
Friedell wieder auf der Bühne zu sehen,
bei Wildgans Paul Barnay; als Schau¬
spieler wie als Direktor knapp und intelligent.
Wurde Schnitzler, von dem Regisseur Dr. Hock
auch besser als Hofmannsthal kontrastiert,
bereits viel lebendiger als Hofmannsthal
auch Irene Seidner und Theodor Dan¬
egger müssen hier genannt werden —
stellte sich die richtige Raimund=Theater¬
Stimmung erst im dritten Teil ein, als auch
Karl Kalwoda, die reizvolle Lotte Lang
und der geniale Ludwig Stössel sich zeigten
und das Raimund=Theater den Sieg des
Abends auf seinem eigentlichsten Feld gewann.
Es zeigte sich starke Stimmung und starker
Beifall, der auch der Regie Josef Glückmanns
Schr.
galt.
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Ausschnitt aus:
HLES NOV.
vom:
Raimund=Thealer
Einakter=Abend
Man hat, dem ernsten Anlaß des Allerheiligentages zur
Feier, drei ernste Einakter gegeben. Zuerst das kleine und
schon etwas müde Vorspiel von Hofmannsthal: „Der Tor
und der Tod.“ Damit ist auf dem Theater nicht viel an¬
zufangen; nun, es soll ja nicht Repertoirestück werden.
Böser ist, daß trotz dem hinausgeschobenen Beginn immer
wieder Nachzügler in das Theater einbrachen, daß Husten
und Unruhe lange Zeit ein gut Teil der Verse, die dank
einem mißverständlich durchgehaltenen Leisesprechen schon
ziemlich schlecht verstanden wurden, einfach verloren gehen
ließ.
Dann Schnitzler: „Die letzten Masken.“ Eine Stunde
vom Sterben, Versuch einer Abrechnung, die für alle Be¬
teiligten mit einem Defizit endet. Man hielt sich an die
im Angesicht des Todes nicht lassen kann: dieses Vergnügen
dankt man Herrn Dannegger.
Zum Schluß: „In Ewigkeit Amen.“ Zwei eindringliche
Typen: Lotte Lang und Ludwig Stössel; nur bei ihnen
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war Echtheit des Tons, der Haltung. Im ubrigen hatte
das Wildgans=Stück, das ja auch immer noch den kräftigsten
Atem hat, sich der durchgearbeitetsten Wiedergabe zu er¬
M.
freuen.