II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 2), Die Frau mit dem Dolche, Seite 6

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16.2 Di F mi dem-Dolche
ugeer eime Cewauf.,
lusschnitt aus: Arbeiter wille, Graz
30APR 1973
vom:
Theater, Kunst und Literatur.
Opernhaus: Burgtheatergastspiel. In
dem Schnitzlerschen Einakter „Die Frau mit dem
Dolch### Fra und ihr Liebhaber vor
einen Bilde, das den Titel zu dem Stücke gegeben.
Schnitzler komponiert hiezu ein Erlebnis: er deutet
das Bild und läßt dasselbe durch beide Betrachter
erleben. Dieselbe Frau streckt in der Zeit der Re¬
naissance mit einem Dolche ihren Liebhaber vor den
gleichgültigen Augen ihres Mannes nieder. Der
Schluß ist psychologisch unmotiviert und kommt so
um seine Wirkung. Die Rolle der Pauline wird von
Klara Rabitow mit sicherer Kraft und Anmut durch¬
geführt. Vornehm in Haltung und Gebärde wirkt
Herr Gerasch als Liebhaber. Herr Heine gefällt in
der kleinen und undankbaren Rolle des betrogenen
Ehegatten und Malers. Die darauffolgende Komödie
„Die Sprache der Vögel“ von Adolf Paul erfreute
sich eines ungleich größeren Erfolges. Der weise
König Salomo gibt seinem Freunde Sabud eine seiner
Haremsfrauen, um ihn noch fester sich zu verpflichten
und um ihn auf die Probe zu stellen. Der Beglückte
muß noch einen Wunsch an den königlichen Freund
richten. Sabud bittet nun nicht um die Erhaltung
der durch sein Liebesglück gefährdeten Freundschaft,
wie es der König im Geheimen sich dachte, sondern
auf den Rat der ehrgeizigen und herrschsüchtigen
Abisag um die Kenntnis der Sprache der Vögel. Der
König verspricht ihm dieselbe unter der Bedingung,
daß er davon Abisag nichts verrate. Er verwirkt in¬
des als Sklave seiner Angebeteten das Leben als
Eidbrüchiger. Der König indes läßt beide laufen
und verharrt in herrschkluger und tragikomischer Ein¬
samkeit. Die Problematik von Liebe und Freundschaft
ist in ungemein geistreicher, fesselnder und unter¬
haltender Weise durchgeführt. Interessant spielt Else
Wohlgemut das Weibchen, das, halb Katze, halb
Schlange, alles durchsetzt, was es will. Von einigen
kleinen Undeutlichkeiten und Versprechungen abge¬
sehen, war Herr Alvert Heine vorzüglich. Herr
Gerasch wirkte durch Pathos. Stück und Darsteller
hatten einen vollen Erfolg.