II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 29

14. Der Schleien der Reatrice
Telefon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
„OBSERVER“ Nr. 7
L. österr. behördl. cone. Burean für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX, Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“ —
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
bemsches ait
Ausschnitt aus:
vom 75 y 6 19 00
Chrater, Kunst und Ziteratur.
Director Schlenther veröffentlicht in einigen
Blättern eine „Gegenerklärung“ als Antwort auf die Angriffe,
die von sechs Wiener Theaterreferenten gegen ihn wegen Ab¬
lehnung des Schnitzter'schen Stückes „Der Schleier der
Beatrice“ gerichterwue Das Wesentlichste dessen, was
Dr. Schlenther sagt, ist wohl die bestimmte Behauptung, daß
die erwähnte Bühnenarbeit von ihm niemals ange¬
nommen wurde und daß die definitive Entscheidung im
ablehnenden Sinne erst erfolgte, als Schnitzler eine unerfüllbare
Bedingung stellte. Director Schleuther citirt den an den Autor
gerichteten, vom 17. Juni datirten Brief, der bereits wie eine
50
Für
Ablehnung klingt und erklärt, daß der Aufschub des end¬ ive
10( giltigen Urtheils lediglich infolge des leiber vergeblichen Be¬ 0.
200 mühens erfolgte, durch wiederholtes Studium des Stückes zu= dur
504 reichende Gründe für seine Annahme zu finden. Das heißt raus.
„ 100
mit anderen Worten, Herr Dr. Schlenther fürchtete sich,
eine Entscheidung zu fällen, die Herrn Schnitzler und t das
In seine Freunde unangenehm berühren mußte....
Abonnemene aufe. A

es den
Abonnenten frei die aufgegebenen Themen zu ergänzen oder zu ändern.
Der „OBSERVER“ veranstaltet täglich einen Auszug enthaltend die
Inhaltsangabe aller wichtigen Mittheilungen der Wiener Morgen¬
blätter (Tagesjournale ausser „Neue Freie Presse“ und Wiener Zeitung“)
wodurch eine Uebersicht über das gesammte politische und wirthschaftliche Leben
des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird. Diese Mittheilungen
werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
Prospecte gratis und franco.
Telefon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
103 „OBSERVER“ Nr. 64
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien. IX Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelät —
Vertretungen in Berlin. Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus:
vArbeiter Aeitung
vora 13/9 70 0
Thrater.
Eine Erklärung des Burgtheaterdirektors. Auf die
gestern mitgetheilte Erklärung“ der Burgtheaterreferenten ant¬
wortet Herr Dr. Schlenther mit einer Gegenerklärung, die
natürlich nicht kürzer ausgefallen ist. Herr Schlenther erklärt,
er habe das betreffende Werk formell nie angenommen und
es erst abgelehnt, als ihn der Verfasser vor eine unerfüllbare Be¬
dingung stellte. Er beruft sich dabei auf den in der Erklärung ver¬
öffentlichten Privatbrief, aus dem hervorgehe, wie weit er noch
von dem Entschluß zur Annahme des Stückes entfernt war.
Ft
spreche darin von einer „ersten flüchtigen Durcharbeitung";
außert Bedenken gegen seine eigenen Kürzungsversuche; die Be¬
setzungsfrage erregt bei ihm ebenso starke Zweifel wie beim Autor; helusive
ich spreche von der „Riesenaufgabe“, worunter er die ungewöhnlich
Porto
mühsame, kostspielige und zeitraubende Vorbereitung zur Aufführung
Lahlbar
gerade dieses Stückes meint. Diese Bedenken hätten sich gesteigert,
Voraus.
als der Direktor das Stück zum zweiten= und zum drittenmale
Abon vornahm. Er schrieb darüber dem Verfasser am 17. Juni unter
ist das
Abon anderem:
hit es den
Ich habe mich dieser Tage noch einmal sehr genau mit?
dem Stück, seiner Personenfülle und seinen szenischen Schwierig¬
Inhal
keiten, seinen feinen, voetischen Reizen und seinen herben Zu= iltend die

blät
muthungen an die Folgsamke des Zunhauers beschäftigt, und orgen¬
wodur
mir das Bühnenbild, das im Burgtheater geboten werden Zeirung")
des
könnte, möglichst klar vor Augen gestellt. Und ich bin Ihnen nun de Leben
Weinel
das ehrliche Geständniß schuldig, daß meine Hoffnungen auf einen heilungen
Bühnenerfolg mit jedem neuen Studium immer mehr sinken. Nur
weil mir diese Ueberzeugung sehr gegen das Herz geht, habe ich
nicht das Herz gehabt, sie Ihnen früher offen auszusprechen;
nur darum habe ich von Zeit zu Zeit mich immer wieder Ihrer
ernsten und sozusagen feierlichen Arbeit genähert, stets mit dem
besten Willen, auch nicht in meinen Zweifeln, sondern in
meinen Hoffnungen zu stärken. Leider aber ist das genaue
Gegentheil der Fall. Das Stück und seine dramatische Wirkung
rückt mir ferner und ich möchte fast prophezeien, daß Sie nach
Jahren, wenn Sie von jüngeren Werken wieder darauf zurück¬
kommen, dieselbe Erfahrung machen werden... Im „Schleier“
zersplittert und zerstreut sich das Interesse an dem Dualismus
der beiden Kontrastfiguren Dichter und Fürst, weil diese beiden
zu wenig kebendig werden. Sie sind Begriffe, aus dem
theoretischen Kontrast geboren. Damit aber ist dem Drama
das Rückgrat gebrochen und das, wovon ein Bühnenerfolg
leben könnte liegt im Reiz der Details. Sie wissen, daß dies
auf dem Theater eher schädigend als förderlich ist. Die
Details waren es, die mich anfangs beim Lesen fesselten. Je
öfter ich aber diesen Schleier lüftete, desto mehr mußte ich an
den Hauptpunkt gelangen. Und hier wuchsen denn die Zweifel
und Bedenken bis zu einer festen Ueberzeugung.
Hieraus gehe, erklärt Herr Dr. Schlenther, wie aus
allen anderen Briefen, die zwischen ihm und dem Verfasser ge¬
wechselt worden sind, hervor, daß die Annahme des Stückes
nichterfolgt war und der Aufschub sich lediglich aus dem
leider vergeblichen Bemühen erklärt, durch wiederholtes
Studium des Stückes zureichende Gründe für seine

Annahme zu finden. Da nun der Verfasser eine
bindende Zusicherung eines Termins in dieser
Saison verlangte, mußte der Direktor Nein sagen. Die Bedingung
der ersten Aufführung erklärt Herr Dr. Schleuther damit, daß
hierauf der Verfasser einen bestimmten Aufführungstermin
verlangte, was von Schleuther jedoch nicht zugestanden wurde.
Dennoch blieb die Unterhandlung, „wie beiden Theilen!
jederzeit bewußt sein mußte“ in der Schwebe.
Herr Schnitzler scheint also eine Enttäuschung mit
einem Vertragsbruch zu verwechseln. Obwohl die Er¬
klärung des Herren Dr. Schlenther nicht ausreichend ist, daß die
Herren Referenten gut daran gethan hätten, erst beide Theile
zu hören bevor sie protestirten, leuchtet ein. Die „Erklärung“ war
wohl weniger von dem beleidigten Rechtsgefühl geleitet, als von,
sagen wir höflich, der Lust am Demonstriren.

See nee enthene