II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 28

14. Der Schleier der Beatrice
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Ausschnitt aus: Berliner Neueste Nachrichte
vom /(3./9 7000
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W

§ Die Erklärung gegen den Burgtheaterdirektor
Brief Schleuthers bietet in dem Passus, der von einer „Vor¬
Jr. Schleuther, zu der sich, wie wir bereits mittheilten,
bedingung der Annahme“ spricht, der advokatischen Casuistik
eine Anzahl bekannter Wiener Kritiker und Dramatiker durch
allerdings eine Handhabe, die erfolgte Annahme zu be¬
den Fall Arthur Schnitzler bewogen fühlte, liegt
streiten. Allein, wer die Formen literarischen Verkehrs kennt,
nun in den Wiener Blättern im Wortlaute vor. Die
der wird, wenn, wie man annehmen muß, die Darstellung
etwas langathmige Darstellung, die von den Herren J. J. Danid,
der genannten Wiener Schriftsteller eine anthentische ist, den
Hermann Bahr, Julius Bauer, Dr. Rober Hirschfeld, Felix Salten
Eindruck gewinnen, daß in der Versicherung, daß nur das
und Ludwig Speidel unterzeichnet ist, enthält folgendes
Burgtheater das Stück spielen kann, in der Bewer¬
Wesentliche. Arthur Schnitzler reichte das Manuskript seines
bung um das Erstaufführungsrecht und in der Mit¬
Eneuen Dramas „Der Schleier der Beatrice“ Anfangs De¬
#theilung der Aenderungen und der Besetzung implieite eine
zember 1899 ein und Schleuther, der mündlich für die Ein¬
Für
Zusage lag und der Bruch der Zusage erscheint qualifizirt &
reichung dankte, besprach mit dem Autor Besetzungsfragen,
durch das lange Hinhalten und durch das Verlangen der
ohne Bedenken gegen die Aufführbarkeit des Stückes zu
Priorität, das für den Autor bei den Verhandlungen mit
äußern. Am 13. Februar 1900 schrieb Dr. Schlenther Fol¬
gendes an den Autor:
anderen Bühnen hemmend war. Der Schlußsatz der Er¬
„ 10
klärung, daß „das Verfahren gegen einen bekannten Schrift¬
„Lieber Dr. Schnitzler! Anbei das Resultat meiner
steller mit aufrichtiger Besorgniß für die Behandlung heran¬
ersten, flüchtigen Durcharbeitung. Nicht alle meine Striche
Abonner
wachsender, noch nicht beglaubigter Talente erfüllt“, dürfte
sind mir selbst schon zweifelsohne. Am strittigsten wohl die
Weglassung des Andrea.
Abonner
unter solchen Umständen allseitige Zustimmung finden.
Freundschaftlich warnen möchte
Vielfach heißt es, daß Schleuther durch „höhere Ein¬
ich Sie vor dem Deutschen Theater, das bei seinem jetzigen
flüsse“ zur Ablehnung des Stückes bestimmt worden ist, wenn
Personal, ohne Kainz und Sorma, der Riesenaufgabe nicht
es sich so verhielt, dann waren zur plausiblen Austragung der
gewachsen ist. Uebrigens würde ich die Erstaufführung am
Inhalts
Angelegenheit nur zwei Wege gegeben: Entweder die Kabinets=
Burgtheater zur Vorbedingung der Annahme machen. Ich
blätt
frage zu stellen, wie es Burgtheaterdirektor Wilbrandt sicher¬
glaube, nur das Burgtheater kann dieses Stück spielen In
wodurch
lich in solchem Falle gethan hätte oder rechtzeitig an die Rück¬
Berlin allenfalls die Hofbühne Filippo Christians, Herzog
des In¬
sichtnahme und Kollegialität des Autors zu appelliren. In¬
Matkowski, Beatrice Poppe. Unsere relativ beste Beatrice
werden
deß audiatur et altera pars! Die bereits signalisirte Gegen¬
wäre doch wohl Fräulein Witt. Mit herzlichem Gruß 2c. 2c.“
erklärung Schleuthers, in der er sich, wie es heißt. darauf beruft,
Auf diesen Brief hin räumte Arthur Schnitzler wenige
daß er nur eine bedingte Zusage gegeben habe, muß erst im
Tage später dem Burgtheater das Erstaufführungsrecht ein
Wortlaute vorliegen, ehe man ein definitwes Urtheil in dieser
und bat um eine Unterredung wegen der Besetzungs= und
nicht unwichtigen Angelegenheit fällen kann.
Aenderungsfragen. Auf dieses Ansuchen erfolgte vier Monate
lang keine Antwort; erst Anfangs Juni bat der Direktor
durch eine Karte, sich in Geduld zu fassen, und erst
am 18. Juni erhielt der Dichter
einen Brief¬
Schlenthers, in dem dieser Bedenken gegen die Erfolg¬
möglichkeit des Stückes erhebt und bis zum Frühjahr (bis
welchem Frühjahr? muß man da fragen) zu warten empfieh
Auf eine Frage am 1. September erhielt Schnitzler#am
September eine das Stück ablehnende Antwort. Der zitirte