II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 52

14. Der Schleier der Beatrice
box 20/1
Telefon 12801.
Alex. Weigl'’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnht
Nr. #
F „OBSERVER“
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX. Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyeló“ —
Vertretungen in Berlin. Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus:
Auzohner Alldemeine Zeirung
N## 2 2½ 1000
S
menienlche
halb der nächsten zwei Jahre das betreffende Stück aufführen von Gunstbeweisen oder Will
Feuilleton.
kann, nicht: aufführen muß. Unter solchen, nur den Antor durchschnitt nicht viel mehr a
bindenden Voraussetzungen wurden und we den Dramatikergegeben werden, ist es begrei
von Namen jahrelang hingehalten: Heyse's „Hochzeit auf dem und dreifach auf ihre Berech
hm. Wien, 21. Sept. Burgtheater. („Tantiemen¬
Aventin“. Wilbrandts Schauspiele „Markgraf Waldemar“, „Die
reverse.“) Zum erstenmal: „Die Mütter“. Schauspiel
Erachtens war es nicht nothu
Eidgenossen", „Der Herzog“ Halbe's „Eroberer“ seien nur
in vier Akten von Georg Hirschfeld. Nur auf lästigen
Spieljahr Schnitzlers „Vermä
„beispielmäßig“ genannt für Legionen ähnlicher, berufener, (von denen „Der grüne Kakad
Umwegen war gestern für den Theatergänger unser Hofschau¬
aber niemals auserwählter Dramen. Die Schnödigkeit dieser Hofzensur zum Opfer fiel) zu ge
spielhaus zu erreichen. Die Ringstraße war durch Sicher¬
„Tantiemenreverse“ (so heißen die Autorenverträge) des Burg= auch über die Einreihung von H#
heitswache, Infanterie und Kavallerie gesperrt. Und wenn
theaters hat Niemand schnöder und schadenfroher ausgenützt Volkstheater übernommenem)
rg man endlich einen halbstündigen Bogen von der Donan durch
als Dingelstedt; sehr begreiflich, daß mitunter einem der mittelbar nach der Darstellung
die Winkelgassen der Altstadt gemacht und den Marmorpalast
endlos Genarrten die Geduld riß. Aufs äußerste gereizt rückte
" Semper=Hasenauer vor sich hatte, hemmten ein paar Dutzend
jahre Meinungsverschiedenheite
einer der gefürchtetsten „Dichter der inneren Stadt“ einmal Stück selbst hat Referent seiner
., Kanonen mit der entsprechenden Bedienungsmannschaft jedes dem mephistophelischen Direktor auf den Leib: „Herr Baron,“ so! Wiener Aufführung als Talent
weitere Fortschreiten. Das kriegerische (dem friedlichen Ein= beginnt er wuthschnaubend in der Direktionskanzlei, „ich bin ge= des Bauernfeld=Preises würdi
zug des Schah geltende) Bild gemuthete so manchen, gar
kommen, Ihnen endlich die Wahrheit zu sagen.“ „Thun Sie
unsres Erinnerns auch zugeb
Abt nicht symbolistisch Gesinnten wie ein Sinnbild der Hinder= das, mein Lieber, in meinem Bureau wird ja sonst ohnedies
Ab nisse, die jeder geraden, normalen Annäherung an die Hof¬
züge, guie Charakteristik, in
immer nur gelogen“. Dingelstedts Witz war gewiß besser,
bühne sich entgegenthürmen. Der Zahlgast erhält unterwegs
Wärme, Innigkeit haben un
als alle Jambentragödien des mit so überlegenem Hohn „Ab¬
die Karten für das Burgtheater nur — an der Kasse der
Drama wohlgethan. Bedenkli
geführten". Offene Fage bleibt aber, ob Laube's Derbheit,
In Hofoper: diese abderitische Erschwerung des Theaterbesuchs
Darstellung berührten uns ab
bI
die sofort zu schroffer Ablehnung bereit war, und Wilbrandts
ist den Rechenmeistern eines Hofamtes zu danken, die den
der überempfindsame, fragwü
muthige Offenheit nicht würdiger war als das neuerdingslerst den Anfang bedeutet für e
de
wo Verdruß von tausend und aber tausend vielbeschäftigten Theater=beliebte Temporisiren und Diplomatisiren. Die Hauptschuld Jugendschuld eines „halben“,
WE
freuuben als anantité negligeuble betrachten angesichts der an dem Fortbestand dieser jämmerlichen Mißhandlung der nun Solneß oder Rubeck heiß
vermuthlichen Ersparniß der Bezüge für einen Tageskassier Dramatiker trifft aber einzig und allein sie selbst. Ein
Mütter“ das Beste, was Hirschf
des Burgtheaters. Welche Rotten von leichter und schwerer Reiterei Erfolg im Burgtheater entschädigt künstlerisch und materiell spieler waren in einigen Rolle
der Kritik, welche Festungswerke, Pionier= und Genietruppen! für so viel Fehlschläge, daß ein Kurtell aller namhaften Hr. Treßler) besser, in anderen
aber schöpferische und darstellende Talente zu besiegen haben, bis
Autoren, der Hofbühne so lang fernzubleiben, bis die Tan¬
sie — zumeist auf Schleichwegen und über Hintertreppen — Ein¬
Die Mutter der Schmittlein
tiemenreverse einer würdigeren Vertragsform gewichen sein! freundlichem Andenken. Frl.
laß und nun gar Gehör beim obersten theatralischen Hofkriegsrath
werden, nach menschlicher Voraussicht nicht so bald zustande
finden, das gäbe überreichen Stoff für den Satiriker eines
Arbeiterin. Hirschfeld wurde
kommen dürfte. Folge: alle zwei Jahre ein großer Rummel;
modernsten Froschmänselerkriegs. Der tindliche Aufstandsversuch
so anno 1893 nach der formell und faktisch himmelschreienden
Arthur Schnitzlers gegen die Tyrannis der „Tantiemen¬
Vergewaltigung von Fulda's „Talisman“; so 1900 infolge
reverse“ hat, trotz seiner Leibwache von sechs Rezensenten,
der formell einwandfreien Ablehnung von Schnitzlers „Schleier#
nicht die geringste Wirkung in der Gegenwart oder auf die
der Beatrice“ Uebrigens fiel es dem Sozigireformer Burk=
Zukunft gehabt: „Die Luft hab' ich erschüttert, weiter nichts.“
hard nicht bei und fällt es ebensowenig einem der Väter der
In diesem besonderen Falle traf die Tirektion keine Schuld.
Freien Bühne, Schleuther, ein, an den „Tantiemenreversen““
Schleuther hatte den „Schleier der Beatriee" niemals formell
zu rütteln. Ach ja! in der Geier=Perspektive nimmt sich die
angenommen. Aber selbst wenn ein Leiter des Burgtheaters
Welt anders aus, als in der Froschperspektive. Aufführung
eine Komödie annimmt, so bedeutet das nur, daß er inner=Loder Verschieben eines Stückes nimmt deßhalb fast den Charakter!