II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 53

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14: Der Schleier der beatrice
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halb der nächsten zwei Jahre das beir fsende Stück aufführen von Gunstbeweisen oder Willkürakten an. Wenn im Jahres¬
Feuilleton.
kann, nicht: aufführen muß. Unter solchen, nur den Antor durchschnitt nicht viel mehr als zehn bis zwölf Neuigkeiten
bindenden Voraussetzungen wurden und werden Dramatiker gegeben werden, ist es begreiflich, daß jede Novität doppelt
von Namen jahrelang hingehalten: Heyse's „Hochzeit auf dem und dreifach auf ihre Berechtigung geprüft wird. Meines
21. Sept. Burgtheater. („Tantiemen¬
Aventin“, Wilbrandts Schauspiele „Markgraf Waldemar“, „Die Erachtens war es nicht nothwendig, in einem und demselben
n erstenmal: „Die Mütter“, Schauspiel
Eidgenossen", „Der Herzog“, Halbe's „Eroberer“, seien nur Spieljahr Schnitzlers „Vermächtniß“ und seine drei Einakter
on Georg Hirschfeld. Nur auf lästigen
„beispielmäßig“ genannt für Legionen ähnlicher, berufener, (von denen „Der grüne Kakadu“ mittlerwette einer posthumen
estern für den Theatergänger unser Hofschau¬
aber niemals ausermi biter Dramen. Die Schnödigkeit dieser Hofzensur zum Opfer fiel) zu geben. Meines Erachtens könnten
Freichen. Die Ringstraße war durch Sicher¬
„Tantiemenreverse“ (so heißen die Autorenverträge) des Burg=auch über die Einreihung von Hirschfelds (aus dem Deutschen
anterie und Kavallerie gesperrt. Und wenn
theaters hat Niemand schnöder und schadenfroher ausgenützt! Volkstheater übernommenem) Schauspiel „Die Mütter“ un¬
En halbstündigen Bogen von der Donau durch
als Dingelstedt; sehr begreiflich, daß mitunter einem der
der Altstadt gemacht und den Marmorpalast
mittelber nach der Darstellung von „Agnes Jordau“ im Vor¬
endlos Genarrten die Geduld riß. Aufs äußerste gereizt rückte
er vor sich hatte, hemmten ein paar Dutzend
jahre Meinungsverschiedenheiten derart geäußert werden. Das
einer der gefürchtetsten „Dichter der inneren Stadt“ einmal
hr entsprechenden Bedienungsmannschaft jedes
Stück selbst hat Referent seinerzeit nach der ersten vortrefflichen
dem mephistophelischen Direktor auf den Leib: Herr Baron,“ so Wiener Aufführung als Talentprobe herzlich gerühmt und als
kiten. Das kriegerische (dem friedlichen Ein= beginnt er wuthschnaubend in der Direktionstanzlei, „ich bin ge= des Bauernfeld=Preises würdig bezeichnet, der ihm dazumal
geltende) Bild gemuthete so manchen, gar kommen, Ihnen endlich die Wahrheit zu sagen.“ „Thun Sie
unsres Erinnerns auch zugebilligt wurde. Bedeutende Vor¬
Gesinnten wie ein Sinnbild der Hinder=das, mein Lieber, in meinem Bureau wird ja sonst ohnedies
züge, gute Charakteristik, inneres Mitempfinden, Gemüth,
eraden, normalen Annäherung an die Hof= immer nur gelogen“. Dingelstedts Witz war gewiß besser,
Wärme, Innigkeit haben uns auch gestern in Hirschfelds
genthürmen. Der Zahlgast erhält unterwegss als alle Jambentragödien des mit so überlegenem Hohn „Ab¬
Drama wohlgethan. Bedenklicher noch als bei jener ersten
das Burgtheater nur — an der Kasse der geführten". Offene Fage bleibt aber, ob Laube's Derbheit,
Darstellung berührten uns aber auch die leidigen Schwächen:
abderitische Erschwerung des Theaterbesuchs die sofort zu schroffer Ablehnung bereit war, und Wilbrandts
der überempfindsame, fragwürdige Schluß, der im Grunde
istern eines Hofamtes zu danken, die den muthige Offenheit nicht würdiger war als das neuerdings erst den Anfang bedeutet für ein Ibsen=Stück von ungesühnter
send und aber tausend vielbeschäftigten Theater=beliebte Temporisiren und Diplomatisiren. Die Hauptschuld Jugendschuld eines „halben“, eingebildeten Künstlers, er mag #
lantité négligeable betrachten angesichis der
an dem Fortbestand dieser jämmerlichen Mißhandlung der nun Solneß oder Rubeck heißen. Trotz alledem sind „Die
sparniß der Bezüge für einen Tageskassier! Dramatiker trifft aber einzig und allein sie selbst. Ein
Mütter“ das Beste, was Hirschfeld bisher geleistet. Die Schau¬
Welche Rotten von leichter und schwerer Reiterei Erfolg im Burgtheater entschädigt künstlerisch und materiell spieler waren in einigen Rollen (Frl. Medelsky, Hr. Devrient,
e Festungswerke, Pionier= und Genieiruppenl für so viel Fehlschläge, daß ein Kartell aller namhaften
Hr. Treßler) besser, in anderen schwächer als im Volkstheater.
und darstellende Talente zu besiegen haben, bis Antoren, der Hofbühne so lang fernzubleiben, bis die Tan= Die Mutter der Schmittlein war uns noch von dort in
Schleichwegen und über Hintertreppen — Ein=tiemenreverse einer würdigeren Vertragsform gewichen sein
Behör beim obersten theatralischen Hofkriegsrath
freundlichem Andenken. Frl. Witt gefiel in der Rolle der
werden, nach menschlicher Voraussicht nicht so bald zustande
be überreichen Stoff für den Satiriker eines
Arbeiterin. Hirschfeld wurde oft hervorgerufen.
kommen dürfte. Folge: alle zwei Jahre ein großer Rummel;
hmänselerkriegs. Der kindliche Aufstandsversuch
so anno 1893 nach der formell und faktisch himmelschreienden
l
lers gegen die Tyrannis der „Tantiemen= Vergewaltigung von Fulda's „Talisman“; so 1900 infolge
kotz seiner Leibwache von sechs Rezensenten, der formell einwandfreien Ablehnung von Schnitzlers „Schleier
e Wirkung in der Gegenwart oder auf die der Beatrice“. Uebrigens fiel es dem Sozialreformer Burk¬
„Die Luft hab' ich erschüttert, weiter nichts.“
hard nicht bei und fällt es ebensowenig einem der Väter der
eren Falle traf die Direktion keine Schuld.
Freien Bühne, Schleuther, ein, an den „Tantiemenreversen“:
den „Schleier der Beatriee“ niemals formell
zu rütteln. Ach ja! in der Geier=Perspektive nimmt sich die
ber selbst wenn ein Leiter des Burgtheaters
Welt anders aus als in der Froschperspektive. Aufführung
nimmt, so bedeutet das nur, daß er inner=loder Verschieben eines Stückes nimmt deßhalb fast den Charakter!