II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 62

Telefon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
*105
„OBSERVER“ Nr. 76
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX, Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“ —
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus:
Nationatzestung (Berltng,
N 43/ 2 4900
.— —
= Der Direktor des Wiener Burgtheaters, Dr. Paul
Schleuther ist zur Zeit die Zielscheibe starker Angriffe in den
Wiener Blättern. „Der Schleier der Beatrice“ ein neues Stück
von Arthur Schnitzler, dem Dichter des Revolutionsdramas
„Der grüne Kakadu“, welches im Burgtheater zur Aufführung ge¬
langt ist, war angeblich im Februar d. J. seitens Dr. Schleuthers
für das Burgtheater gleichfalls zur Aufführung angenommen
worden. Da verbreitete
sich vor
Kurzem
Wiener
literarischen Kreisen das Gerücht, der „Schleier der
Beatriee“ werde niemals auf der Wiener Hestühne erscheinen, daf
Dr. Schleuther anderer Meinung geworden sei und im Juni dem
Verfasser dies mitgetheilt habe. Hierauf erließen fünf Kritiker in
Wiener Zeitungen eine längere Erklärung gegen Dr. Schleuther, in
welcher es heißt: „Wir sehen uns nun genöthigt, zur prinzipiellen
Wahrnehmung der Antorenrechte in der vorliegenden Angelegenheit
das Wort zu ergreifen und den Sachverhalt darzulegen
.. Beijvel
Für einer gelegentlichen Begegnung dankte Direktor Schlentherd.
1dem Verfasser mündlich für die Uebersendung des Stückes,ar
2besprach einige Besetzungsfragen, doch nahm er auch in dieseraus
5rein privaten Unterredung keinen Anlaß, ein Bedenken gegen
„ 10 die Aufführbarkeit des Stückes am Burgtheater zu äußernt
Hierauf erfolgte die Uebergabe der gedruckten Exemplare unds d
Abonnesechs Wochen später empfing Arthur Schnitzler unter dem Datum
Abonnedes 13. Februar 1900 nachstehenden Bescheid von der Hand des
Herrn Dr. Schleuther: „Lieber Dr. Schnitzler! Anbei das Resultahg 6
meiner ersten flüchtigen Durcharbeitung. Nicht alle meine Strichege
Inhalt
Und mir selbst schon zweifelsohne. Am strittigsten wohl die Wegesun
hlütrossung des Andrea. Freundschaftlich warnen möchte ich Sie vor demjeh
wodurch
Deutschen Theater, das bei seinem jetzigen Personal, ohne Kainz undjung
des InSorma, der Riesenaufgabe nicht gewachsen ist. Uebrigens würde
werden die Erstaufführung am Burgtheater zur Vorbedingung der An¬
nahme machen. Ich glaube, nur das Burgtheater kann dieses Stück
spielen. In Berlin allenfalls die Hofbühne. Filippo Christians,
Herzog Matkowski, Beatrice Poppe. Unsere relativ beste Beatrice
wäre doch wohl Fräulein Witt. Mit herzlichem Gruß 2c.“ In
Erwiderung darauf ertheilte Arthur Schnitzler wenige Tage später
zem Burgtheater, nebst seinem prinzipiellen Einverständniß zu
Strichen und Aenderungen, das gewünschte Recht der Erst¬
zufführung und erbat, wie sich das in solchen Fällen von
selbst versteht, einen Aufführungstermin, vor Allem aber, behufs
Erledigung der zur Darstellung des Werkes nöthigen Besetzungs¬
and Aenderungsfragen, eine baldige Unterredung mit dem Direktor.
Vier Monate lang ist Arthur Schnitzler auf dieses in der
Zwischenzeit erneuerte Ansuchen ohne Antwort geblieben, mit Aus¬
nahme einer einzigen, erst Anfangs Juni eingelangten Karte, in
velcher der Direktor mittheilt, er werde sich „dieser Tage zum
dritten Male an das Studium des Stückes machen“ und den
Antor ersucht, „seine bart auf die Probe gestellte Geduld noch
einige Tage laufen zu lassen.“ Erst am 18. Juni erhielt Arthur
Schnitzler ein Schreiben des Direktors, worin dieser nunmehr Be¬
denken gegen die Erfolgsmöglichkeit des Stückes erhebt und nach
ausführlicher Darlegung derselben dem Verfasser proponirt:
„Warten bis zum Frühjahr! Sehen, wie dann die Konstellation
am Burgtheater ist.“
Am Beginn des diesjährigen Spiel¬
jahres richtete der Dichter dann abermals eine Mahnung
an die Direktion des Burgtheaters, worauf dann die
Ablehnung erfolgte.“ Auf diese Erklärung der Wiener
Kritik erwiderte Dr. Schleuther:
.. Der vertrauliche, freund¬
schaftliche Eharakter dieser Zeilen (vom 13. Februar) tritt ebenso
deutlich in der Form hervor wie ihr zurückhaltender, völlig un¬
verbindlicher Charakter im Inhalt. Hätte ich geahnt, daß dieses
Briefchen je das Licht der Oeffentlichkeit erblicken würde, so wäre
ich dem weisen Rathe jenes jungen Mannes aus Schnitzlers
„Liebelei“ gefolgt, der den Freund nach der Entdeckung seiner Liebes¬
briese warnt: Ich sag' es immer, man soll nicht Briefe schreiben.“
Die Methode des vertraulichen Privatverkehrs zwischen Autor und
Theaterdirektor, die so oft beiden Theilen Nutzen schuf und schaffen
wird, ist hier leider einmal gescheitert.“ Ferner hat Dr. Schleuther,
wie das „N. W. T.“ meldet, „einigen Personen erklärt: das Gerücht,
er habe bei der Ablehnung des Stückes einem Zwange von vor¬
gesetzter Seite Folge geleistet, sei vollkommen, unbegründet“.
Telefon 12801.
Alex. Weigl's Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
F 105
„OBSERVER“ Nr. 93
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX, Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“ —
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus:
E###post (Wien)
# +7/ 7 0
Nun hat außer Herrn Arthur Schnitzler auch
Hugo von Hofmannsthal seine Reclamesuppe in
der Directionskanzlei des Hof=Burgtheaters gekocht. Auch
er theilt zur Erweiterung der literaturhistorischen
Kenntnisse mit, dass sein dem Director Schlenther
überreichtes Stück „Das Bergwerk zu Falun“ wieder
zurückgenommen wurde. Die Sache ist entschieden be¬
deutungsvoll, denn jetzt weiß man auch im weiteren
Kreise, als ihn der Kaffeehaustisch des Herrn von Hof¬
mannsthal bildet, dass eine Bühnenarbeit, „Das
Für 5 Bergwerk von Falun“, besteht. Aufstrebende Talente
100 haben nun den Weg, den sie zu betreten haben, klar vor¬ Ausive
Porto.
20 gezeichnet. Sie dichten munter drauf los, reichen es im lbar
500
100 Burgtheater ein und warten den höflichen Brief des Voraus.
Directors ab, der sein Bedauern ausdrückt, das Werk in
Abonnem den ersten acht Tagen noch nicht aufführen lassen zu#list das
es den
Abonnent können. Dadurch ist der Befähigungsnachweis des ver¬
kannten Genies vollkommen erbracht. Der Dichter hat das
De Seinige gethan, und die Presse hat dann nur noch das iend die
Inhaltsn Ihrige-zu thun.
rgen¬
blütte“
Zeitung“)
wodurch eine vebersicht über das gesammte politische und wirthschaftliche Leben
des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird. Diese Mittheilungen
werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
Prospecte gratis und franco.