II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 89

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14. Der Schleiender Reatrige
.
— Der Beginn der Theatersaison.
saison aufgespart werden und was man zunächst an dra=für anklagen und verantwortlich machen
matischen Neuheiten kennen lernen wird, ist gewissermaßen nommen tragen sie Alle miteinander die
=Zur Eröffnung des Deutschen Volkstheaters und des Hof¬
als das Kanonenfutter zu betrachten, das geopfert wird, sieten Sinken des Niveaus unserer Theat
burgtheaters.)
bevor man jene Bühnenwerke, auf welchen die ganze Hoff= einmal sogar — das ist freilich schon la
Die Tage werden kürzer und die Nächte länger und
nung des Directors, des Dramaturgen und der Schau= Bildungsstätten für das Volk gedacht hat.
spieler beruht und von welchen sich die Autoren goldene
auch sonst ist der Aufenthalt in der Stadt, die noch vor
die wirklich Schuldigen sind unsere Bu
Kurzem einer ungeheueren Masse glühender Steine glich,
Berge, beziehungsweise volle Häuser und volle Cassen ver= dings keineswegs, sie sind vielmehr in den
sprechen, der Beurtheilung des Publikums und dem Richt¬
bereits angenehmer geworden. Trotzdem locken noch immer
nur die gefügigen Werkzeuge in den Hänk
schwerte der berufsmäßigen Kritik überantwortet.
Wald und Flur, und es werden daher noch Wochen ver¬
die sie gewissermaßen als eine vis majo#
Das Deutsche Volkstheater hat den Köcher
gehen, bis „tout Vienne“ — wie man sich auszudrücken
gegen deren Macht anzukämpfen sie nicht
der Novitäten reichlich mit Pfeilen gefüllt, von welchen es
pflegt — aus Bädern und Sommerfrischen zurückgekehrt
es auch im Deutschen Volkstheater. Anze
wünscht, daß die meisten in's Schwarze der Scheibe treffen
sein und den Zwischenacten in den Theatern mit seinem
dessen Volksstück „Der Fleck auf der Ehr'
sollen, deren einzelne die verschiedenen Abstufungen des Er¬
Schwatzen und Kokettiren, seinen Toiletten und seinem
öffnet wurde und dem es eine Reihe seit
Parfüm wieder jenes unbeschreibliche „Etwas“ verleihen
folges bedeuten. Herr Director v. Bukovics hat außer= Erfolge verdankt, findet längst nicht me
wird, für das es keine bessere und trefsendere Bezeichnung
dem noch besonderen Grund, der Zukunft vertrauensvoll merksame Pflege wie in den ersten Jahre
entgegen zu blicken; es ist ihm gelungen, alle Schwierig¬
des Theaters; Raimund, dessen Standb
gibt, als „Premièrenlust“. Wenngleich also der officielle keiten, die sich der Erneuerung des Engagementvertrages Vestibule des Gebäudes erhebt, ist aus
Beginn der Saison vor Mitte oder selbst Ende des nächsten
mit Frau Odilon in den Weg gestellt hatten, glücklich
Monates nicht zu erwarten ist, öffnen die meisten unserer hinwegzuräumen und wer weiß, wie eigensinnig mitunter
gänzlich verbannt, die classischen Donner
Musentempel doch schon jetzt ihre Pforten, um Jene ein¬
werden als eine unangenehme Verpflichtun
die weiblichen „Stars“ sein können, der weiß auch, daß es
zulassen, die kommen wollen, um sich an den künstlerischen
deren Erfüllung man sich wegen einiger An
leichter ist, ein Vierteldutzend viel versprechender Novitäten
Darbietungen ihrer Lieblinge zu erquicken oder die neuen
die gerne in der Generalversammlun
„bewährter“ Autoren zu erwerben, als eine Künstlerin vom
uspielerischen Kräfte kennen zu lernen, die die Direc¬
nöthigt sieht; der eigentliche Hausg
en für ihre Bühnen gewonnen haben. Aber man wird
Gegentheile dessen zu überzeugen, was sie sich in den Kopf aber jener „Geist“ geworden, der aus
gesetzt hat. Doch — lassen wir jetzt den leichten Plauderton
trotz des zum Theaterbesuch noch keineswegs einladenden
„Wienerinnen“, spricht und der auch
und werden wir ernsthaft. Das ist nicht schwer. Ein
rs nicht nur Gelegenheit haben, Betrachtungen darüber
modernen Stücke, mag ihr Verfasser nun Fe
Blick auf unsere Theaterverhältnisse zeigt uns so viel
ellen, ob der jugendliche Held während der Ferien
oder anders heißen, erfüllt, die fast al
angfülle seiner Stimme noch gewonnen hat, ob dem
Tristes und Beklagenswerthes, daß man ganz von selbst Musentempel im Weghuber=Parke zur
in eine Stimmung hineingeräth, die ein Mittelding zwischen langen. Hand auf's Herz, Herr Directo= v
ivant durch den verregneten Urlaub die gute Laune wehmüthiger Resignation und Entrüstung ist. Auch das
nic
#t verdorben wurde, oder ob die Naive während der Deutsche Volkstheater, das berufen wäre, eine große Auf¬
glauben Sie wirklich, daß die „Krannerbul
Sommermonate nicht die für ihr Rollenfach unumgänglich
zur Ehre gereichten, die eine Stätte
gabe zu erfüllen, das über ein wirklich ausgezeichnetes
echt deutscher Kunstbestrebungenin
nothwendige Schlankheit der Taille verloren hat, sondern künstlerisches Ensemble verfügt, ist auf jene schiefe Ebene Ablagerungsort für jenes in die Fort
es wird heuer auch mit der Revue der Novitäten früher gerathen, auf der so ziemlich alle miodernen Bühnen langsam, gekleideten After= oder Pseudo=Wiene
begonnen, als ies sonst der Fall gewesen ist. Freilich, aber sicher nach abwoärts gleiten. Es wäre ungerecht, woltse als eine Caricatur des Volksleben
##grken Ers nisse“ werden auch diesmal für die hauteman diesen oder jenen der Theaterdirectoren besonders dä= geschildert haben? Es ist eiessc