II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 160

14: Der Schleier der Beatrice
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Ausschnitt aus: Mssische Tortung, Berhn
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vom 8¼2.
S. Das neue Drama von Arthur Schnitzler, „Der Schleier
der Beatrice“, dessen Einreichung beim Hofburgtheater im
letzten Frühjahr zu einem Konflikt des Dichters mit Direktor
Dr. Schleuther Anlaß gegeben hat, wurde am Sonnabend im
Lobe=Theater zu Breslau zum ersten Male aufgeführt. Der
äußere Erfolg des Stückes wurde durch die wenig gute Auf¬
führung stark beeinträchtigt. Das Stück selbst erzielte bei aus¬
verkauftem Hause eine große Wirkung. Man meldet uns darüber!
aus Breslau: „Schnitzlers Stück ist ein farbenglühendes Gemälde
aus der Hochrenaissancezeit und faßt die Tragik zweier hoch¬
gestimmter Charaktere in der unbewußten Tragödie einer Mädchen¬
seele zusammen. Das Stück steigert sich in der dramatischen
Wirkung von Akt zu Akt, und das sichtlich lebhaft interessirte
Publikum bereitete dem anwesenden Dichter einen sich stetig
steigernden großen Erfolg.“
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VLgure
vom 42/12. P oo.
Lobetheater.
„Der Schleier der Beatrice“ Schauspiel in 5 Akten
von Arthur Schnitzler.
Der Wiener Schnitzler hat uns bislang nur kleine „Wiener Schnitzel“
beschert, pikante Sächelchen, zumeist stark gewürzt und in der Butter
moderner Lüsternheit gebraten. Diesmal serolert er uns etwas Großes,
einen umfangreichen Wiener Rostbratel. Ganz frisch von der Pfanne
kam er auf den Breslauer Tisch. Und es hatten sich sehr, sehr viele
Feinschmecker eingefunden, die mit gierigen Nasen den prickelnden hant
goüt zu riechen schmachteten. Nun glauben wir aber, sie sind nicht
pöllig auf ihre Rechnung gekommen; denn das mächtige Stück
„Schweinernes“ (wie man in Wien sagt) war nicht so
gut durchgebraten, wie seine Einakter und kleineren Dramen.
Es war sogar stellenweise erschrecklich zähe und bis zum Ende des zweiten“
Aktes nur mit Mühe genießbar. Herr Schnitzler wollte einmal so recht
was Großes, Saftiges zubereiten, aber, wie Kollege Björnstjerne Björnson
sagt, es ging „über die Kraft“, Seine fünffüßigen Jamben (es ist ein
Jambendrama) sind ja zum Teil voll Schwunges und edlen Pathos;
daß Schnitzler ein Mann von starkem Talent ist. können wir nicht
leugnen. Aber das Talent zu einem fünfaktigen Versdrama, das uns das
im großen geschichtlichen Rahmen, in der Glut südlicher Farben und jden
4 Töne die letzte in Sinnenrausch getauchte Freiheitsnacht einer unter¬
gehenden italienischen Stadt, der Heimat der Bologenser Hündchen.
schildert, ohne uns zu langweilen und zu verwirren, dies Talent
hat er mit seiner bislang unaufgeführten Tragödie nicht dokumentiert. dle
Da wimmelt es wohl von allerlei bunten Gestalten. Da fallen wohlfen¬
allerlei zauberische Farben und Töne uns in Auge und Ohr: da l8“)
müht sich wohl der Dichter mit vollen Backen südliche Sinnensgluteben
und wollüstige Gerüche uns zuzublasen; aber sein Mühen blelbt ohnengen
rechten Erfolg; wir werden nicht warm bei diesem Kunterbunt; Schnitzler¬
redet seine Zuhörer tot, verwirrt sie durch die Unkiarheit der ersten zwei
Akte und durch das erdrückende Beiwerk an Straßenscenen. Und was
einen gesunden Geschmack besonders abstößt, das sind die wahren Unmög¬
lichkeiten (z. B. Beatricens unbemerkte Flucht vom Traualtar weg) und
der Sirocco offener und versteckter Sinnenglut, der versengend durch
Bolognas nächtliche Straßen weht. Und Inhalt und Titel des Dramas?
Wir sind in der Stadt Bologna in Italien. Die Stadt ist eingeschlossen
von Feinden, an deien Spitze Cäsar Borgia. Sie verteidigt Lionardo#
Bentivoglio. Herzog von Bologna. Es ist die letzte Nacht vor Bolognas
Falle. Unddiese letzte Nacht vor dem Verderben benutzen die degenerierten
Einwohner zu letzten Orgien aller Art nach dem Grundsatze: „Aprés##
nous le delnge“. Der Bologneser Dichter Filippo Loschihet eine Ge¬
liebte namens Beatrice, Tochter der Familie Nardi. Die Mutter
## übel berüchtigt. Beatrice hat neben ihrem Filippo noch einen
Reserveanbeter, Vittorio, der ehrliche Absichten hat. Filippo, der Dichter,
macht sich bereit, mit Beatrice aus der belagerten Stadt zu fliehen.
Als ihm aber Beatrice Nardi unbefangen erzählt, sie habe geträumt,
des Herzogs Geliebte zu sein, verstößt er sie. Er mag sie nicht mehr,
weil sie „im Traum gesündigt“
So wendet Beatrice sich denn wieder:
soliden Liebhaber Vittorino zu, der schon auf dem Sprunge steht,
i Altare zu führen. Da gerade erscheint der Herzog am Vorabend
tzien Kampfes um seinen Besitz. Er durchstreift Bolognas
Straßen, nach süßer Beute gelüstig: denn morgen ist ja alles aus und
Borgia dringt in die Stadt ein. Also die letzte Nacht feiern in tollem
Sinnesrausch. Er sieht Beatrice an der Seite ihres zukünftigen Gemahls.
Ste lieben und für sich begehren ist eins. Die „holde“ Beatrice und
ihre „ehrenwerten“ Eltern sind nicht abgeneigt. Sie will ihm auf sein.
Schloß folgen, aber nur als rechtmäßig angetraute Herzogin. Der
Herzog willigt ein. Der Kardival vollzieht die Trauung. Aber sofort
nach der heiligen Handlung reißt die schöne Beatrice im Brautkleide und
mit ihrem kostbaren Schleier („Der Schleier der Beatrice") aus und
sucht ihren ersten Geliebten, den Dichter Filippo, wieder auf.
Nach einer wilden, wüsten Seene zwischen Beatrice und Filippo greift
dieser zum Giftbecher: sie aber eilt mit Zurmklassung ihres berühmten¬
Schleiers heim in den Herzogspalast. Dort hat man sie natürlich bereits
vermißt. Die Zurückgekehrte wird von dem Her#e#
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Fyres Schleiers gefraßt. Der Schleier, ja der Schleier llegt in Filippos
HHause bei Filippos Leiche. Sie verspricht dem Herzog, den Schleier#
wieder herbeizuschaffen, wenn er Verzeihung verspricht, Das thut der
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