II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 169

14. Der Schleier der Beatrige
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De to Sate
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1 S
#88.
vom

Tobe-Theater.
Ein „Schnitzler=Abend“ ist immer ein Ereigniß in unserer
modernen dramatischen Litteratur. Gilt doch der Wiener Dichter
als einer der hervorragendsten Vertreter der naturalistischen Richtung!
Daß er auch vielseitig und ein genialer Sprachformer ist, bewies!
sein neuestes Werk „Der Schleier der Beatrice“ das am


Sonnabend seine überhaupt erste Aufführung in unserem Lobetheater
erlebte. Der Stoff des Schauspiels ist der Gestaltung durch einen
die Borgia ihre Leidenschaften ausströmen ließen, ist reich an
Momenten, in denen Kunst und Politik das bewegteste Leben herauf¬
führten. Welch' eine Summe von überschäumender Geisteskraft und
herrlicher Entfaltung echt künstlerischen Verständnisses machte sich
damals nicht geltend! Sinnlich berauschende Frauen und Männer
mit Cäsaren=Naturen, aber auch mit Henker=Herzen, die mit ihren
Mitmenschen oft frevelhaftes Spiel trieben, drücken jenen Tagen ein
eigenartiges Signum auf, wie es später nicht mehr in die Er¬
Ab scheinung tritt. Das Austoben schrankenloser Individualität wird
Ab damals gepredigt und wirft so wunderbare Reflexe auf unsere Tage,
in denen dem „Uebermenschen“ gehuldigt wird.
Aus dieser Fülle von fesselnden Charakteren hat Schnitzler
In
bi seine Schauspiel=Typen herausgeholt. Packende, den Zuschauer un¬
wo willkürlich fortreißende Szenen schufen seine Phantasie und dramatische
des Begabung; die Handlung weist eine Reihe der fesselndsten psycholo¬
we
gischen Konflikte auf, die des Poeten Kenntniß der menschlichen Seele
und ihrer Triebkräfte das beste Zeugniß ausstellen. Im Mittel¬
punkte des Dramas stehen der Dichter Filippo Loschi und die kaum
zur Jungfrau erblühte Beatrice, die Tochter eines Wappenschneiders.
Sie verfällt unbewußt in Schuld, für die sie allerdings bei allen
gerechten Richtern Verzeihung findet.
Daß Schnitzler nicht ganz seiner gewaltigen Aufgabe gewachsen
war, wird ihm kein Einsichtiger hoch anrechnen. Ein außergewöhnlicher
Glanz müßte über dem Ganzen walten, dee sich wiederum nur an
einzelnen Stellen vorfindet. Aber das Werk ist trotzdem von einer
großartigen Schönheit durchglüht, welche es von selbst adelt und ihm
einen ersten Platz anweist. Vielleicht hat der Dichter zu viel Schwierig¬
keiten gehäuft, die er nicht alle forträumen konnte. Ein eminenter
Wurf ist das Schauspiel ohnehin, und jeder freut sich, daß die deutsche
Litteratur um ein derartiges Stück bereichert worden ist.
Die Darstellung unter Regie des Herrn Runge war nicht
durchweg gleichwerthig. Die Herren Lettinger (Filippo) und
Jessen (Herzog) pflückten die meisten Lorbeeren. Ihre Leistungen
waren mustergiltig. Wenig zu gefallen vermochte Frl. Konrad
in der Hauptrolle (Beatrice), die aber auch ungeheure Anforderungen
stellt. Die übrigen Mitwirkenden hielten sich wacker, je nach ihrem
Können. Der Dichter konnte sich nach dem dritten und vierten Akt¬
mehrmals dem Publikum zeigen und für den lebhaften Beifall dankend
quittiren. Derselbe blieb aber nicht ohne Widerspruch, zum Theil
wohl infolge der mangelhaften Besetzung einzelner Rollen.
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—[Arthur Schnitzlers neues Drama „Der Schleier
der Beatrice“ ist bei der Erstaufführung im Breslauer
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