II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 311

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14. Der Schleier der Beatrice
sie von einem sußen Traum, den sie gehabt hat und in dem
spielt sich die Liebestragödie des Stückes ab. Ein Fieber zuckt
verboten.
in der Bevölkerung, die das Leben noch einmal voll genießen sie sich als Geliebte, als Gattin des Herzogs erblickte.
Filippo sieht in diesem Bekenntniß nur einen frechen Wunsch,
will, da sie es vielleicht in wenigen Stunden preisgeben muß.
s Theater.
der aus der Tiefe ihrer Seele emportaucht. Er stößt das
Diese Stimmung soll uns selbst Unverständliches begreiflich
er großen Kunst, die hoch¬
Mädchen empört zurück, für immer, wie er sagt. Aber wenn
machen mit dem wilden Wogenschlag von Leidenschaften, die
ke Leidenschaften darstellen will,
ihre Opfer unvermuthet mit sich fortreißen. Neben der Ver= Beatrice den Dichter im Leben nicht wiedersehen soll, so denkt
ischen Literatur immer lebhafter
sie doch an den Tod, der sie mit ihm vereinigen kann, während
feinerung der Kunst, die Dichtern, Malern und Musikern zu
#r Schnitzler bereits vor
sie langsam seinen Blicken entschwindet.
höchstem Ansehen verhilft, herrscht der Eigenwille des Herzogs,
aßte ihn, zunächst in einaktigen
Zur Verwunderung Aller geht der Traum des Mädchens.
der für jede Begierde Erfüllung fordert und dem die ge¬
Piener Lebensanschauung, den er
wirklich in Erfüllung. Der Herzog trifft sie Abends auf
schmeidigen Hofleute wie Sklaven gehorchen. Reich bis zum
gefüllt hatte, durch das Studium
der Straße und, von der Lust entflammt, der Schönsten in
Ueberladenen baut sich dies Stoffgebiet vor den Augen des
weitern. Wie Maeterlinck und
Dichters auf Ein jäher Blitz durchzuckt diese im Innersten der Stadt seine Gunst zuzuwenden, ladet er sie ein, ihm in
in das Wesen der italienischen
den Palast zu folgen. Er ist mit Schätzen seltener Art von
aufgeregte Welt und ruft Erstaunen und Schreck hervor, bis
kraus den Stoff zu seinem fünf¬
seinen Reisen zurückgekehrt. Dies Alles und noch viel mehr
Gift und Dolch das Strafgericht vollziehen, während beim
chleier der Beatrice“,
soll ihr gehören, wenn sie ihm nur eine Nacht gönnt, denn er
Morgengrauen die Schwerter erbitterter Gegner gegen ein¬
diese Dichtung im Keim zu er¬
fühlt, daß er aus ihren Armen als Sieger gegen den Feind
ander gezogen werden.
gtheater, das sofort die Hand auf
erwachen werde. Den Eltern Beatricens will der Herzog
In den Mittelpunkt der Handlung stellt Schnitzler ein
gerte sich nachher, es zur Dar¬
Haus und Garten schenken, ihren Bruder zum Hauptmann
junges, verführerisches Weib, Beatrice, die Tochter eines
ist es bei uns im Deutschen
befördern und sie selbst soll mit einem Schleier aus Damast
Wappenschneiders, den der Gram über die Untreue seines
und mit voller Würdigung der
und Perlen geschmückt werden, wie ihn niemals ein Mädchen.
Weibes in Schwachsinn verfallen ließ. Das von der Mutter
strebenden Begabung des Autors
seines Landes und sogar keine Herzogin bisher getragen hat.
ererbte Blut will sich in einem Temperament austoben, das
weichen Wienerischen Zug seines
Das Mädchen sieht den Fürsten ruhig an und weidet sich an
n überraschend überwunden, die schnell entflammt, sich jedem ersten Eindruck sofort hingiebt
dem Aufruhr, der sich seiner Seele bemächtigt. Sie vergißt,
llen scharf angelegt und ihre Em=und sinnverwirrend wirkt, ohne ein Bewußtsein über die
daß sie sich mittlerweile einem braven Jüngling angelobt
unheilvolle Kraft zu besitzen, die von ihr ausströmt. Beatrice
auf einander prallen lassen, daß
hatte, und ahnt nicht, daß dieser alsbald voll Verzweiflung
ist mit sechzehn Jahren fast noch ein Kind, das mit den Leiden¬
her Gluth darauf fällt. Ort und
schaften Anderer wie mit einem Spielzeug umgeht. Während Hand an sich legen werde. Sie wird jedoch durch all die
en, stehen lebendig vor uns. Wir
sie ganz von einem Gefühl durchdrungen zu sein scheint, das Versprechungen, die lockend an sie herantreten, nicht verführt,
ung des Apennin, in dem durch
höchstes Glück verheißt, wendet sich ihre Empfindung schon sondern verlangt mit schlichten Worten weit mehr, nämlich,
ausgezeichneten Bologna, wo wir
einem anderen Ziel zu, das dem vorigen völlig entgegen=daß der Herzog sie zu seiner Gemahlin mache, bevor sie ihm
ganzen Entwickelung beobachten
in seinen Palast folge. Mit Entrüstung und Hohn wird dieser
gesetzt ist. Ein zerbrochener Fächer erpreßt ihr dieselben
fette“, heißt die Stadt wegen der
Gedanke von dem Gefolge ausgenommen. Aber der Fürst
Thränen, wie der Gedanke an Trennung und Tod. Der
s der sie ihre Kirchen und Paläste
willigt auch in das Unerhörte ein. Der Bischof soll ihn in
Zauber einer Fürstenkrone beherrscht sie in derselben Stunde,
ne emporschimmern läßt, während
in der sie das Herz eines verlorenen Geliebten wiedererobern einer Stunde mit Beatrice vermählen und zur Erhöhung des
aitten der Bogengänge aufhalten,
Hochzeitsjubels mag sich in dieser Nacht Alles in wilder Lust
will. Ihr Wille dreht und wendet sich je nach der Stärke des
einfassen.
ergehen und sein Garten dem Volk geöffnet sein.
u Anfang des sechzehnten Jahr=letzten Eindrucks, von dem sie berührt wird. Was Anderen
Die Motive, die in dem Stück angeschlagen werden,
Autor versetzt, die römische surchtbarer Ernit ist, wird ihr zu bunten Blumen, die sie
fangen sich von jetzt an zu verwirren an. Filippo, der Beatrice
us, um mit der ganzen Romagnallächelnd betrachtet, dann zerpflückt und mit anderen ver¬
n Liebe eine Braut im Stiche gelassen hatte und von deren
tauscht. Filippo, der Dichter, erscheint ihr mit seinem Ruhm
Die Schaaren Cesare Borgias

Bruder mit Rache bedroht wird, wollte sich über das Ver¬
und seiner Liebe wie ein Wesen höherer Art. Erst bei seinem
oren der Stadt, besetzen die Land¬
lorene in leicht zu stillender Lust hinwegtäuschen. Er erfährt
f, sich auf die Bewohner zu stürzen.Anblick versteht sie die Menschen, die ihr bisher nur als
scheidungskampf, während Alles in Puppen erschienen waren. Sie ist bereit, mit ihm Eltern dabei was am Hofe des Herzogs vorgefallen ist. Beatrice
dem Tod ins Antlitz zu blicken, lund Familie für immer zu verlassen. Aber zugleich sprichtl des Fürsten Gemahlin! Während ihn dieser Gedanke taub