II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 394

box 20/4
14. Der Schleien der Beatrice
ihm zurückkeyrt, so i
nden. Der Grund jetzt packt sie das Grausen vor dem Tode. Jetl wuthen Aber die Handlungen des Herzogs in dem Drama
sreichend. Anatol¬
jetzt, weil sie verschwi
sie gegen Filippe und nennt ihn einen Mörder. Jetzt will
assen wenig zu den Worten, die ihn beschreiben. Stark
ungen. Man tödtet
besitzen will. Der ##
sie leben — leben! „So geh' fort von hier und lebe!“
ind hart sollte er sein; in Wirklichkeit ist er schwach und
man Angst hat,
weggesetzt hat, um ei
sagt Filippo kalt. „In dim Becher war kein Gift. Ich
selbst wenn die
eich. Und auch er, mag er sich noch so sehr für einen
habe dich nur prüfen wollen.“ Er selbst aber nimmt jetzt
darf sich nicht einen
Bezwinger des Lebens ausgeben, ist Anatol, der von jeder
Wirklichkeit würde
den Verdacht der Un
Gift und bricht todt zusammen. Beatrice beugt sich über
loch bes
er, lebendig
Stimmung bezwungen wird.
den Leiche.m. „Erwache! Die Sonne geht auf! Wir
Herzog schlecht an,
die
nan eifer¬
Die Nacht vor dem Morgen, an dem er hinausziehen
wollen fliehen — fliehen und leben!“ Und da er starr und
eines Augenblicks en
ersüchti
vird zum Entscheidungskampfe gegen Cesare Borgta, zu
todt bleibt stürzt sie aus dem Gemach mit dem Rufe:
einem Kampf um Tod und Leben, will der Herzog in haben wird, als Ehe
„Leben!“
ist, was
nicht der Herzog, der
Freuden verbringen. Und da er auf seinem Gange durch
Stückes und
Eine schöne Scenc, eine starke Scene! Wenn man nur
Leben aus tausend
die Stadt der schönen Beatrice begegnit (diese erste Seene
ellsten Lichte.
Anatol ist es, der d#
wüßte, warum Filippo sich vergiftet! Denn seine Neigung
zwischen dem Herzog und Beatrice ist auch eine ganz vor¬
reden und
zu Beatrice ist erloschen, da sie die Prüfung nicht bestanden
treffliche dramatische Arbeit), will er sie als seine Geliebte von der Schwelle
nit ein
etischen
und da er gesehen hat, daß es ihr nicht ernst ist mit ihrem
mit sich nehmen. „Nein,“ antwortet Beatrice, „ich will Eigenthümlichkeit
ors doch immerhin
Entschluß, ihm in den Tod zu folgen. „Kannst du davon
geheiratet sein.“ Was thut der Herzog? Wenn er so ist, übrigens daß sie ges
ppo Loschi, dessen
mich jagen?“ fragt Beatrice. „Gib Acht, nur rasch,“ sagt
wie er geschildert wird, so wird er diese Aufforderung als Frauen fortzujagen,
ter ist. Er sagt zu
Beatrice hat
Fklippo, und er trinkt den vergifteten Wein. Nun hat die
einen guten Witz betrachten und wird vielleicht auf diesen
kostbaren Schleie#ich
Liebe zu einer Frau wol schon manchen Selbstmord ver¬
ich!
Witz so weit eingehen, daß er der schönen Beatrice eine
schuldet; unbegreiflich aber ist, daß ein Mann sich tödtet,
shat. Der Fer#og
Heirats=Comödie vorspielt. In jener Zeit pflegten sich die
weil er eine Frau nicht liebt; und ein ganz seltsames Ver¬
bringen, wo sie d
Mhscen.
hohen Herren nicht mit moralischen Serupeln zu plagen,
fahren ist es, daß ein Mann, der eine Frau, die er nicht
hin
wenn sie mit einem Mädchen aus dem Volke sich ver= dieses Mädchen ge
ieder
mehr liebt, loswerden will, sich zu diesem Zwecke selber
gnügen wollten; überdies steht ja Cesare Borgia vor den dem todten zusamme
umbringt.
Thoren, und am nächsten Morgen ist ein Untergang zu ist, der im letzten
Den Gegensatz zu dem Grübler Filippo soll der
erwarten, der Recht und Unrecht, Schuld und Verantwor=veranlaßt, so heiß
Herzog bilden, der „Lebensbejaher“, der allein in der
tung in seinen Strudeln verschlingen wird. So könnte und Beatrice.“
Gegenwart lebt und, ohne sich viel um die Folgen zu
Es ist ein ver
müßte der Herzog handeln, wenn die angeführten Verse
kümmern, genießt, was die Stunde zu bieten vermag. Das
mit ausgezeichneten
Recht hätten. In Wirklichkeit wallt eine sentimentale Stim¬
spricht er selbst aus in den Schlußworten des Dramas:
mung in ihm auf, und von dieser Stimmung sogleich vor Allem alch in
Das Leben ist die ülle, nicht die Zeit,
überwältigt, führt er Beatrice zum Traualtar. Dieser Dichter ist — eine#
Und noch der nächste Augenblick ist weit.
heutzutage in Deu
ladet sie ein, sich
Mann, von dem es heißt, daß er über Menschen wie über
In prächtigen Versen schildert auch Filippo das Weser
die Frage, ob es
keines zu erquicken.
feuchtes Gras dahingeschritten ist, bringt es nicht über sich,
des Herzogs:
erreichen, nach dem
ber will auch noch
ein schönes Mädchen zur Geliebten zu nehmen, ohne sie
Ihn neid' ich,
hängt ab von der
se Nacht ist unser,
Den Bentivoglio der an jedem Tag
vorher zu heiraten.
aus der kleinen
Sein Leben trinkt aus tausend klaren Quellen,
scheiden wir dann
Nunmehr wird der angebliche Ueberwinder vollständig
Schaffen sich bisher
Und jebe weckt den Durst und jede löscht ihn.
mehr in unserer
von dieser Ehe überwunden, die doch nicht viel mehr als
die Stimmungen —
Ihn drückt der Stunde Last niemals zu schwer
u das?“ — „Du
ein Carnevalsspaß ist, wenngleich sie in Sanet=Petron
Und nie so leicht, daß er sich fliegen däuchte!
Gefühlen hervorgeh
Em Becher hast du
Wär' ich wie der, und wär' ich über Menschen,
feierlich vollzogen wurde. Allerdings ist es ja keine
den Weg zu finde
Wie über feuchtes Gras dahingeschritten,
Kleinigkeit, daß die Braut in der Hochzeitsnacht ver¬
Entsetzen. Jetzt,
den Dichter mit j
Daß mir der Fuß vom Thau des Lebens dampst.
schwindet. Da aber der Herzog dieses Mädchen so heiß
nWirklichkeit —
Das ich zertrat, so wär' ich ohne Unrecht.
füllen vermag, aus
begehrt, daß er sie sogar zur Herzogin gemacht hat, nur
um sie besitzen zu können, und da sie noch rechtzeitig zu