II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 417

14. Der Schleier der Beatrice box 20/4
Erfolg mühte, kann nicht im Handumdrehen
die getragene Sprache der grossen Tragödie
erzwingen.
Das musste auch Arthur Schnitzler zu
seinem Schmerz erfahren. Der Sprung des
„Deutschen Theaters“ von der schlesischen
Prosa zum Jambus war ein Salto mortale.
Nicht zum Mindesten an der Unzulänglich¬
keit der Darsteller, Rudolf Rittner an der
Spitze, zerriss der „Schleier der Beatrice“.
Das Deutsche Theater purzelte, da es über
seinen eigenen Schatten springen wollte.
Und wäre „Monna Vanna“ nicht die Dichtung
Arthur Schnitzler.
des Genies — sie hätte sich nicht länger
gehalten, als das zarte Bolognesische Gewebe von Schnitzlers Gnaden.
Als guter Koch und erfahrener Wirth servirte der Hausvater des
alten Baues in der Schumannstrasse zwischen den beiden lyrischen
Gängen etwas Pikantes, Gaumenreizendes, Max Dreyers „Thal des
Lebens“. Grosspapa Censor, der zäher ist als der schwächliche
Goethe-Bund, in dem so wunderhübsche Reden gehalten werden,
hatte das Stück zwar auf den Index gesetzt — that aber nichts. Denn
wozu sind denn die Freitag-Nachmittage da! Und so amüsirte sich
männiglich über einen Schwank, der saftiger ist als „Lutti“ plus
„Dame von Maxime“ zur dritten Potenz erhoben. Es war charmant,
und ich bekenne es offen und frei: ich habe mich samos amüsirt.
Vielleicht, dass Herr Lautenburg? Die Moral in der Blumenstrasse
hält Grosspapa Censor vielleicht für gefesteter, denn sothane in
der Schumannstrasse.
Max Dreyer, der von der Kritik ob seines „Thals des Lebens“
weidlich zerzaust wurde, hat bei den literarischen Mannen die Schlacht
verloren. Aber nicht gilt für ihn der Ausspruch des Marquis
Wielopolski: „Un capitaine qui a perdu sa campagne, n’a pas le
droit de transmettre ses traits à la postérité; dieses Wort, das für die
Literatur in noch weiter gehendem Sinne gilt, als für das Staats- und
Völkerleben. Max Dreyer mag nicht verzagen, sein sehr sympathi¬
sches Talent wird ihn noch zu manchem Siege führen, die Literatur¬
geschichte wird seine Züge der Nachwelt überliefern.
In diesem Monat war ich bei Paul Lindau zu Gast, wohlver¬
standen, ich sass im Parkett seines Theaters. Harry Walden
karlheinzte zum 300. Male. Dieser Walden muss ein geistiger Kraft¬
mensch sein, dass er darüber noch nicht verrückt geworden ist.
Zwischendurch hat der Prinzenspezialist Walden auch einen Marx