II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 418

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14. Der Schleier der Beatrice
Möller'schen Fürstensohn darstellen müssen,
der sich Rolph nannte, lateinische Glaubens¬
sprüche aufsagte — was Walden, als ehe¬
maligem Gymnasialabiturienten, nicht schwer
gefallen sein wird — und unter Orgelklang
„Dornröschen“ befréite. Aber sie erwachte,
um kurz darauf auf ewig zu entschlafen.
Friede ihrer Dorhenhecke!
Dass in diesem Berliner Theater der alte
L'Arronge mit seinem „Sanatorium Sieben¬
berg“keine Lorbeeren pflückte und im „Luisen¬
Theater“ der junge L’Arronge mit „Otto der
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Faule“ seinem Vater mit Erfolg ohne Erfolg
Georg David Schulz
nacheiferte, will ich, als getreuer Chroniste,
und Marietta
beiläufig erwähnen.
Man hat es Lindau verdacht, dass er “ dm „Siebenten Himmel“,
sich des siechen „Sanatoriums Siebenberg“ angenommen. Nun, jeder
Theaterdirektor hat schlechte Stücke auf dem Gewissen. Aber zu
wünschen ist, dass der Mann, welcher die wirklich grosse und
unvergessliche That vollbracht, Björnsons „Ueber unsere Kraft“ der
deutschen Bühne zu erschliessen, dass dieser kluge Bühnenmann, als
Pächter des „Deutschen Theaters“, sich nicht dem Einfluss der
beiden L’Arronge beugen werde. Die Befürchtung wird nicht nur
von seinen Gegnern ausgesprochen
Zwei andere Theater, die ihre Direktoren gewechselt haben,
interessiren nur wenig. Das eine nicht genannt sein wollende Theater
nahm man nie für voll, weil es stets leer war. Im anderen „Neuen
Theater“, welches in Max Reinhardt einen kundigen Leiter gefunden,
debütirte die neue Direktion mit Ludwig Thomas „Lokalbahn“. Ver¬
gebene Liebesmüh'! Der Witz, der dem beissenden Peter Schlemihl
in seinen kleinen Simplizissimus-Gedichten treu bleibt, reicht nicht aus
für einen Abendfüller. Die „Lokalbahn“ entgleiste, nun soll Anzen¬
gruber die verfahrene Sache wieder ins rechte Geleis bringen. Und
wenn Reinhardt über gute Schauspieler verfügt und das Berliner
Publikum noch etwas Geschmack besitzt, so wird ein Anzengruber¬
Cyklus Herrn Reinnardt zwei grosse G.’s präsentiren: Geld und Glorie.
Glückauf! So würde wenigstens ein deutscher Autor in Berlin er¬
folgreich gespielt werden. —
Dieweil in den ersten Theatern der Russ’ und der Belgier herrscht,
residirt in den leichten Bühnen immer noch, klingende Münze bringend,
der Franzose. Dem pikanten Stuckrahmen des „Trianon-Theaters“
ist die graziöse, zierliche „Nothbrücke“ eingefügt worden, und im