II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 468

14: Der Schleier der Beatrice
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Pnospecre guatis und franco.
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dend ist nicht die Persönlichkeit, sondern ihr gerades Ge gen¬
theil: die Zuverlässigkeit. Bei der grossen Rekrutierung des
deutschen suffrage umtversel werden also nur die Geisteskrüppel
als tauglich behalten — und deshalb kommen auch nur solche
zu der Stellung. So haben in Wahlzeiten die Mittelmässigen, die
Parteitreuen einen natürlichen Vortheil vor begabteren unab¬
hängigen Bewerbern. Denn in keinem Lande gibt es stärkere
Unterschiede in der Persön'ichkeit als in Deutschland, und in
keinem Parlamente hat sie weniger Bedeutung als im deutschen.
Der Fraktionsgeist schliesst jeden anderen aus. Denn er ist nicht
etwa bloss eine Anerkennung einiger Grundsätze wie anders wo,
sondern ein weitläufiges Glaubensgesetz, ein enger Käfig, der
jedes unruhige Flattern des gefangenen Intellects unmö glich
macht. So entsteht der deutsche Reichstag eigentlich durch
eine Auslese der Schlechtesten, ist er nur eine Versammlung von
Fanatikern und Parteischwätzern, die von der Herrlichkeit deutschen
Geistes keine Vorstellung geben kann.
Geboren in Phrasen und Lügen, fristet er sich kläglich fort
in ohnmächtiger Schwäche. Deutschland muss neben ihm, ohne
ihm ja gegen ihn leben. Daran können keine Wahlen etwas
ändern.
S
Der Schleier der Beatrice.
In Bologna ist’s. Dort lebt ein verträumter Dichter, Filippo
Loschi. Seine Verse singt das kunstfrohe, lebensfreudige und
mordlüsterne Italien des rmnasciiento. Sie galten dem Preise
seiner Braut, der Gräfin Teresina Fantuzzi. Er aber hat sie
vergessen auch seine eigenen Lieder für sie. Was wir ver¬
gessen konnten, war nie unser. Vor drei Tagen sah und sprach
er die junge Beatrice Nardi, eines verrückten Wappenschneiders
holdes Kind. Und er liebte sie mit jener unendlichen Liebe, die
nichts sieht und fühlt als sich selbst. Er weiss nicht, dass Bo¬
logna das Verderben Tnaht, der gewaltige Valentino unheildro¬
hend vor den-Thoren steht. Ein Bote des Herzogs ruft den
Dichter auf das Schloss. Der Fürst will, bevor die ehernen
Würfel gefallen sind, den ersten Mann seiner Stadt kennen
lernen. Filippo kommt nicht. Er wartet auf seine Beatrice.
Mit ihr will er aus Bologna fliehen. Das Kind wird er dann zu
seinem Geschöpfe machen; er will nicht mehr Worte, son¬
dern Menschenseelen schaffen.
Denn dich besitz ich, und Besitz ist Glück,
Und nur was wir erschaffen, ist Besitz.
Aber er hat sich getäuscht. Sie lässt sich nicht bilden“
wie er hoffte. Bereits haben Wünsche sich ihrer bemächtigt und'
ohne Stütze des Verstandes, überlässt sie sich ihnen willenlos“
Sie ahnt gar nicht, wie viel ihr der Dichter gab. Ihre -Seele
fliegt auf Abenteuer aust, treulos und begehrlich. Sie hat im
Traume den Herzog gesehen, war im Traume — seine Herzogin#
Da sie es arglos ihrem Filippo erzählt, sieht er mit eifer