II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 516

Sbe MMan
14: Der Schlefer der Beatrice
Telephon 12.801.
„OBSERVER
1. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitung
Ausschnitte und Sibliographie.
Wien, I., Concordiaplats 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Guistianin,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minncapofts,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Posers¬
burg, Toronto.
(Agollapasgabe ohne Gawähr.:
Ausschnitt aus:
5. SEF
Ablauer Zeitung
vom:

2e
Hamburg, 3. September.
Schnitlers „Schleier der Beatrice“ bei Carl
Lagemann: Diese blutvolle und erstaunliche, wennschon keineswegs
##eestrangige dramatische Dichtung, deren Uraufführung einst in Breslau statt¬
and, szenisch zu verjüngen, ist gewiß ein interessantes Problem. Mit
roben Mitteln läßt sich da nichts machen. Oder vielmehr: es ist natürlich
such feierlicher Prunk vonnöten und theatralisches Getümmel. Aber vor
illem eine deutliche Abgrenzung gegen Hofmannsthal, Maeterlinck auf der
inen Seite, gegen Sudermann, Fulda, Lothar, und nicht zuletzt anderes
Schnitzlerische auf der andern. Des ferneren muß aber der Zuschauer die
janze Zeit spüren: Cesare Borgia steht vor der Stadt. Es ist ein Fest
zer Totgeweihten. Die Erotik wird von der Politik aufgepeitscht.
Politik und Erolik flammen in leuchtenden Farben. Hagemann hat als
Regisseur dieser Dichtung allerlei durchzuführen vermocht. Eins aber
ann er ganz und gar nicht: da wo der Dichter versagt, ein eigenes,
chöpferisches je ne sais qioi geben. Menn das Publikum des Deutschen
Schauspielhauses kalt blieb, ist das
allen Umständen eine Undankbar¬
eit gegen den Dichter und seinen fast
zu ehrlichen Regisseur. .. Eine
inständige Leistung; künstlerisch und intellektuell ließe sich allerdings für
en „Schleier der Beatrice“ wahrlich mehr iun. Elsa Valsry hatte ein
saar gute Momente (so die Traumerzählung des ersten Aktes), wirkte aber
m übrigen nicht drammlisch, nicht farbig genug: —
eine nord'sch=lyrische,
zehemmte Beatrix,
— ## Beatrice. Max Montor als Dichter Filippo
Lodchi interessierte vo# #en andern Darst lern am meisten, wennschon
eine Dämonie und Kompliziertheit ein wenig theoretisch wirkten.
Dr. A
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Telephon 12.801.
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I. österr. behördl. konz. Unternehmen für
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Wien, I, Konkordiaplatz 4.
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in Berlin, Basel; Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Auschnitt aus: Der Hamoftet, Then¬
L. 3 SEF 3919 0
vom:

Hamburger Theaterbrief.
7. September 1911.
Eine überaus sorgfältig vorbereitete Aufführung brachte das
Deutsche Schauspielhaus mit seiner ersten Novität, „Der
Schleier der Beatrice“ von Schnitzler=—Herr Direktor Hage¬
mann hatte namentlich das Renaissancekolorit bis ins Kleinste
herausgearbeitet und auch durch ein angemessen beschleunigtes
Tempo dafür gesorgt, daß manche vom Dichter geschaffenen Längen
nicht unangenehm wirkten. Man empfindet bei diesem neuen
Schnitzler so etwas wie Schicksalstragik, wenn man sieht, wie die
Heldin unter einem dunklen Zwange handelt, halb unbemerkt, sich
und denen, die ihren Weg kreuzen, Leid bringend. Nur diese
tragische Schuld im antiken Sinne läßt ihre Tötung durch den
eigenen Bruder gerechtfertigt erscheinen. Man kann übrigens nicht
sagen, daß Schnitzler das ihm vorschwebende Problem gelöst hat;
statt klarer, psychologischer Entwicklung liefert er im Grunde nur
ein interessantes Experiment, bei dem Das Renaissancekleid ver¬
hüllend wirkt, so daß häufig natürlich erscheint, was doch künst¬
lich konstruiert ist. Ausgezeichnetes leistete Frl. Valéry. Ihre
Beatrice war bei aller dieser Figur anhaftenden Mystik doch ein
Weib, dessen Seeienregungen klar in die Erscheinung traten, eben
durch das bedeutende Können bieser vielseitigen Menschendar¬
stellerin. Hochgemut und edel war der Herzog des Herrn Wagner,
aus jugendlicher Kraftfülle geboren der Francesco des Herrn
Gebhardt. Aus der langen Reihe der Mitwirkenden seien nur
noch Herr Montor als fein empfindender Dichter, Herr An¬
dresen als prächtiger Geheimschreiber, Frl. May als hei߬
blütige Rivalin ihrer Schwester und die Damen Doré und
Schneider in den kleinen, aber interessanten Rollen der Courti¬
sanen lobend hervorgehoben. Ihnen und den nicht genannten
Künstlern, die, jeder an seinem Teil, zum Gelingen des Ganzen
beitrugen, galt offensichtlich in erster Linie der starke Beifall des—
Hauses.