II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 520

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14: Der Schleier der Watrige
Universal¬
Technisches, commercielles u. wissenschaftliches
Pressrelationsbureau
„Hansa“
Inh.: Ingenieur M. Krause
Berlin NW. 23. Holsteiner Ufer 7
Hannoverscher Courier
Zeitung:
Datum:
4. 8e0.1911
Siien Sclieier der Beater bei Gari Hage¬
„mann. Aus Hambupg, 3. Sept., wird uns geschrieben:
Diese blutvolle und exstaunliche, wennschon keineswegs erst¬
rangige dramatisché Zichtung szenisch zu verjüngen, ist gewiß
ein interessantes Pkoblem. Mit groben Mitteln läßt sich da
nichts machen. Oder vielmehr: es ist natürlich auch feier¬
licher Prunk vonnöten und theatralisches Getümmel. Aber
vor allem eine deutliche Abgrenzung gegen Hofmannsthal,
Maeterlinck auf der einen Seite; gegen Sudermann, Fulda,
Lothar und nicht zuletzt anderes Schnitzlerische auf der an¬
deren. Außerdem muß aber der Zuschauer die ganze Zeit
spüren: Cesare Borgia steht vor der Stadt. Es ist ein Fest
der Todgeweihten. Die Erotik wird von der Politik aufge¬
peischt. Politik und Erotik flammen in leuchtenden Farben.
Hagemann hat als Regisseur dieser Dichtung allerlei durch¬
zufuhren vermocht. Eins aber kann er ganz und gar nicht:
da wo der Poet versagt, ein eigenes, schöpferisches je ne sais
quoi geben. Wenn das Publikum des Deutschen Schauspiel¬
hauses kalt blieb, ist das unter allen Umständen eine Undank¬
barkeit gegen den Dichter und seinen fast zu ehrlichen Re¬
gisseur... Eine anständige Leistung; künstlerisch und intellek¬
tuell ließe sich allerdings für den „Schleier der Beatrice"
wahrlich mehr tun. Elsa Valéry hatte ein paar gute
Momente (so die Traumerzählung des ersten Aktes), wirkte
aber im übrigen nicht dramatisch, nicht farbig genug: eine
iordisch=lyrische, gehemmte Beatrix — keine Beatrice. Max
Montor als Dichter Filippo Loschi interessierte von den an¬
eren Darstellern am meisten, wennschon seine Dämonie und,
kompliziertheit ein wenig theoretisch wirkten. Dr. A. S-m.