II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 574


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14. Der Schleien der Beatrice
bagum „ Un . U 0. —
Besitzer gewechselt hat und nunmehr dem Sozialdemo¬
Decke in
in die Pontons stieg, um auf das serbische Ufer zu über¬
kraten Bendl gehört, der die Hakenkreuzler sofart
zerbrach und e
ans dem Lokal gewiesen hat, als er das Eigentumsrecht] setzen, da gelangte Major Hiltl nur bis zur Türkeninsel. vom Strom so
Verieng geilschen vich uist unsen, dent ie senst in
entsprechend mi
Tode treibt, von Untreue zu Untreue schreitet, von Philippo
Kunst und Wissen.
Illusion schuf an
Loschi zum Herzog, zum ehrsamen, beschränkten Handwerks¬
archäologisch na
gesellen Vittorino=Brackenburg, und wieder zum Herzog
Forums, sind die
Der Schleier der Beatrice.
und wieder zu Philippo, dem selbstquälerisch und anspruchsvoll
Straße, Schloßh
Zur Erstaufführung im Burgtheater.)
analysierenden Dichter, und wieder zurück zum Herzog aus
die sie schaffen,
Das Burgtheater wollte mit dieser um fast ein Viertel¬
dem Hause der grausamen, prächtigen und hochgenuten Beuti¬
dem echt Musis
jahrhundert verspäteten Erstaufführung von Artur Schnitz¬
voglio. Keinerlei Absicht ist in dieser Beatrice. Aber Weibtrieb
Dichtung sichtbau
lers Renaissanceschauspiel erweisen, daß es sich noch Dinge
nach der Liebe des hohen Geistes, nach der Wollust dess Glanzes,
innersten Fühler
zutraue, die es zu Schlenthers Zeit nicht#te. Freilich
Sehnsucht nach treuer Sorglichkeit — wenn sie müde ist,
damals — „Der Schleier der Beatrice“ war nämlich um die
„Des L#
zerbricht eine Dichterleidenschaft, eine Jünglingstreue, eines
Der näch
Jahrhundertwende vom Burgtheater fest angenommen —
Fürsten Genußfreude, versinkt ein Weib in Wahnsinn, ganz
wohl darum nicht wagte, weil damals in diesem reichen Pracht¬
liebevoll nachspü
ohne Laster und Frevelhaftigkeit, tötet drei Männer und sich
und Ausstattungsstück einer durch Schnitzler, Weininger und
selbst durch die Hand des Bruders Francesco=Vulentin, der
Frend psychologisch gebrechenen Renaissance manches als sehr
„ein Soldat und brav“
Eine wien
neu und allzu kühn empfunden wurde, was heute dieses Reizes
Schon in dem Augenblick, da die hochbegabte Hilde
ponist Rudolf T
entbehrt. Unsere Vorstellungen von Renaissance sind heute
Wagener als Beatrice so ahnungslos munter von der
schaft nach einem
nicht mehr ganz so wie vor fünfundzwanzig Jahren in einer
1 geistigen Umnachtung ihres Vaters plaudert, deren dunkle, bei
„Sang=Po“ gesch
allgemein sehr stark von Gobineau beeindruckten Zeit, Themien
ihrer Mutter und deren Freund liegenden Ursachen sie nicht
großen Konzerth
von der absoluten Geschlechtswesenhaftigkeit des Weibes ere
ahnt, haite die Kuns#erin die jenseits von Gut und Böse
lebte, von dem
scheinen uns in ihrer Uebertriebenheit veraltet, Sexualwunsch¬
stehende Naturhaftigkeit dieses Uncharakters erfaßt und aus¬
Künstlers ist, der
träume dagegen als reizios altbekannte Wahrscheinlichkeit.
arbrückt und hielt sie mit sicherer Kunst bis zum letzten Augen¬
inneren Schwier
Wohlbekannt und vertraut ist uns heute aber auch Artur
blick fest. Nur etwas zu deutsch, ein rlein wenig zu tief ins
kennung wert. B
Schnitzlers mild ausgleichende Auffassung von der erotischen
Traunhafte ins Transzendentale übersetzt war Hilde
zeigenössische O
Wesenheit der Geschlechter, die der Triebhaftigkeit des Weibes
Wogeners liebliche, unleidenschaftliche Beatriee. Raoul Aslan.
Tlascals Oper
keine himmelblaue Tugendhaftigkeit andichtet, am Manne aber
dessen Sprachkunst eine einschmeichelnde Dolmetscherin
schichts eines ##
anspruchsvolle Ueberheblichkeit in seinen erolischen Forderungen
jamnischer Verse war, hatte als Herzog das große Format in
Dang=Po tiebt
an Hingebung und Treue aufweist und die landläufige
renaissancehaften Maßlosigkeiten, auch in denen der Geckerei,
ehebrecherische
doppelte Moral verneint.
nicht aber in der Leidenschaft der Erotik, wie denn überhaupt
die Gestalt der
Den großen Erfolg, den das Schauspiel im Burgtheater
leider, leider, auch das Orgiastische der letzten Liebesnacht des
Dämonen zum
am Samstag errang, verdankt es also der ganzen Sachsage
Volkes von Bologna im vierten Akt herzlich schlecht gelingt.
Burgssun
nach durchaus nicht seiner Problematik, sondern deren rein
Ein hochgeistiger Selbstgeißler und überfeinerter Schöngeist
ist von einer M#
künstlerischen Durchkomponierung, seinem Reichtum an
war Ludwig Andersen als Dichter, fein abgestimmt in
sondern im japan
poetischen Schönheiten, die im farbenfreudigen Gewande der
Glück und Qual, und Fred Hennings gab den Andrea in
„Butierfly“ (die
Renaissance einherschreitend durch das Milien selbst, aber auch
seiner einzigen großen Szene mit prachtvoller Geschliffenheit,
europäischen Mu
durch einen eben diesem Milieu künstlerisch gemäßen strengen
Noch wären Vilma Aknays hysterische Courtisane Lukrezia,
Klanggebimmel,
technischen Aufbau älterer Architektur gehoben wird. Nicht
Fritz Straßni, Hilde Wall und Philipp Zeska zu er¬
erträglichem Ma
zuletzt aber war dieser schöne Erfolg bedingt durch den ernsten,
wähnen. Alfred Lohners Bruder Francesco war wohl etwas
fast feierlichen Eindruck, der aus dem persönlichen Einstehen
Themen, die einp
zu eintönig knallig. Sonst aber sind da nur noch viele schöne,
eines feinen, abgeklärten Dichters für das alte Werk seiner
Bei Szenen drau
stattliche und reich kostümierte Figuren im Spiel.
jungen Lebenshöhe erwuchs.
allerdings fallt d
Auf das Optische hat sich diese Erstaufführung des
und weiche Lyr#n
Beatricens Schleier ist Requisit zur Aufdeckung ihrer
Burgtheaters ja mit großer Sorgfalt und auch mit besonderem
Untreue, dieser Schleier ist aber auch Symbol der geheimnis¬
ist ein Ansatz zu
Geschick verlegt. Remigius Geyling schuf Bühnenbilder,
vollen Triebhaftigkeit, der kindlichen Unverantwortlichkeit, mit
läßt seinen geschl
der die Sechzehnjährige, nicht ahnend, daß sie vom Dichter in j üppig, leuchtend, raumtief und dem inneren Aufbau des Werkes] das Stück eben
Gliche