II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 591



ebe das Lebens. Cubl
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eine Redensart vom Lande der Dichter und Denker¬
Was bedeutet Goethe, die Verkörperung der Deutschheit,
seinen 342 und Lessing mit seinen ## Abenden gegen den
gewaltigen Bühnenherrscher? In der That, diese Ziffern lassen
es als sehr nöthig erscheinen, dass nicht eine allzu strenge.
Kritik die zurückgesetzte zeitgenössische Prodaction chtmulingen
Aber Südermann hat ja Genessen im ErfoigerEr derhauf¬
dem Umwege über Philippi und Ernst seine eigenen Geschälts¬
und Eitelkeitsinteressen mit einem vor keiner Thotheit und Nied¬
BEKEI
chreckenden Muthe vertrat, theilt auche mittden
und Fulda den goldenen Lörbeer. osound 6en and
hre Records, also zwei., beziehungsweise dreimal so viel als
essing und Goethe. Lobredner der capitalistischen Un¬
uitur werden die in nächster Nähe liegende Entschüldigung
inden, dass die neue Ware stets mehr Käufer locke als die
ilte. Schön — aber wie diese neue Ware beschaffen ist, kenn¬
teichnet eben die künstlerische Verwahrlosung unseres in des
Wortes eigentlichem Sinne rgoldenene Zeitalters. Die Zeitge¬
nossen mögen immerhin die erfolgreichsten sein — aber weiche
Zeitgenossen? Ist in den Ernst, Südermann, Philippi und
Hartleben auch nur eine Ahnung von dem ungeheuerlichen
Leben unserer furchtbaren Zeit, haben sie je ihre Gedanken be¬
lauscht und die verschiedenen Differenzierungen der Menschen¬
seelen auch nur be
Von der ohrenzerreissenden diaboli
schen Symphonie d
genwarterklang auch nicht ein einzig
altnseliger Actord
Werken. Haben Sie sich, kluge Zärt-
linge und feilte A
stwa aus dem wirten Chaos in die
bunte Welt der Gesemente genucmtet, das Skelett der vergangen¬
heit mit blühendem Fleische überzogen, aus Pergamenten und
alten Historien wieder das Leben hervorgezaubert? Ach, nichts
von alledem! Sie haben Theaterstücke geschrieben, bunten,
greilen Tand, fäde Lügen und seichte Oberflächenscherze!
Das Officierscorps ist anders als im zRosenmontage, die Schule
hat andere und liefere- Prebleme als die Flachsmänner, die allei
das Gehirnchen eines Otto Ernst erfasst, die grosse Seelener¬
weiterung durch echte Künstlerschaft äussert sich anders als bei
der jämmerlichen Magda in der -Heimats. Und sind diese Stücke
eima nur Jauie de mienr Erfolger Werden sie nur gespielt, weil
unsere Zeit keine dramatischen Dichter hat? Mit nichten; was
in Schreibtischen und muffelnden Archiven an Dichterkraft, en
NE
vethöhnter, gemordeter Dichterkraft schlummert
wer weiss es? Aber einiges wissen wir. So dass Philipp Lang¬
mann uns in seiner -Herzmarkes den grossgedachten-Versuet
der Tragödie der Industrie geschrieben hat, ein nachdenkliches
manchmal tiefes, an verborgenen Schönheiten reiches Werk —
und wir wissen, dass sich noch keine Bühne zum Vollstrecker
dieser Dichterthat gemacht hat. Und man komme ja nicht damit#
dass dies oder jenes in der Dichtung unklar, schrullenhaft oder
verfehlt sei — wer so Grosses will und so Vieles kann, der
muss gehört werden! Weshalb dennübrigens gerade bei Dichtern;
so strenge? ist etwa die Gerechtigkeitt so tadellos in der Form,
Es lebe das Lebene so meisterhaft durchgeführt? Und was
konnte der peinlichste Verehrer glatter Mittelmässigkeit an dem
„Schleier der Beatrices von Arthur Schnitzler, für Uneben¬
(heiten finden? Dies Drama, das rücksichtslos und künstlerisch
Prohlein der Frau löst, dieses in leuchtenden, unvergänglichen
FFarben gemalte Bildnis der Renaissancezeit, dieses Werk, von
dem eine Scene mehr Wert hat als Sudermänn und. Balda.
Lobei noch Otto Ernst draufgegeben werden kann, wie oft
Mirde es gespielt? Antwort: 0. So ergeht esden Dichtern, so¬
Mul jenen, die den pochenden Athem der Zeit belauschen, wie
jetzen, die in Visionen uns grosse Bilder der Menschengeschichte
ver die Augen zaubern.
etwa noch bezweitem wollte, dass in der Zeit des,
rinen Capitalismus der Bühnenerfolg etwas anderes be¬
weise, 18
Mittelmässigkeit und Allerweltsgedanken, dem seinoch:
eine Ziffer vorgelegt. Friedrich Hebbel, der Vielgestaltendes
und Gewaitige, hat 00 Aufführungen zu verzeichr
Schöpfer der -Nibelungens, von= Maria Magdalena-, -erodese
ind Mariamnes, Gyges und sein Ringe und dem -Rubine —
alles in allem 90 Aufführungen gegen 1130 Sudermann's“.
Freilich = er ist noch zahlreicher vertreten als Henrik ibsen,
als Kleist und Molière, deren Ziffern so niedrig sind, dass
sie die Bühnengehossenschaft bei Verfertigung ihrer Bilanz als
#nzsenbeträchtlich gar nicht angab. Die Thatsache, dass eine
fache, nicht einmal lustige und geschickte Philisterposse von- Otto
Ernst zehnmal mehr Hörer hatte als das ganze, so uner¬
Eopftich reiche Lebenswerk
hsenwas b
weist sie
Sie beweist, dass das Theater unserer Geldepoche si#
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