II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 598

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Im deutschen Roman und im Drama hatte die
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Darstellung von Zeitfragen, Konflikten und Problemen
des sozialen Lebens unserer Tage den Glanzpunkt

erreicht, als Gerhart Hauptmanns „Weber“ ihren
bedeutsam=dröhnenden Gang über die Bretter machten.
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Mit diesem Werke hatte Hauptmann, und mit ihm
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die ganze naturalistische Richtung, die der Zensur
nicht „paßte“, den Gipfel der Entwickelung erreicht.
Und wenn auch einige Jahre später erst der technisch voll¬
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endete „Fuhrmann Henschel" folgte, wenn eine ganze Schar
jüngerer Tramatiker Deutschlands und Deutsch=Oesterreichs
sich erst jetzt aller brennenden Lebensfragen bemächtigte,
so war doch schon ein Umschwung auf dem Wege. Die
4Erörterung und Darstellung trüber Zeitprobleme, das
„Arme Lent"=Drama, wie man die Literatur nannte, die
5.

Hugo von Hofmannsthal,
der feinsinnige Wiener Poct.
Phe., N.coa Persche.d.
Die Dichter der neuen Romantik:
Gerhart Hauptmann, der mit seinem Märchenspiel „Die versunkene
Glocke“ die neu=romantische Strömung in der deutschen Dramatik
angebahnt hat.
Nach einer Radierung von Hermann Struck=Berlin.
sich mit Vorliebe auf der Schattenseite des Lebens bewegte, hatte in
wenigen Jahren eine Uebersättigung hervorgerufen und immer stärker
fühlbar wurde das Bedürfnis nach Farbigkeit, nach Schwung und
Glanz, die auf der Bühne ganz und gar vom nüchternen Alltags¬
grau verdrängt worden waren. Eine solche Reaktion war unausbleiblich,
bei der literarischen Jugend sowohl als beim Publikum. Es wieder¬
holte sich nun dieselbe Entwickelung, die auch die Malerei nahm, in
der sich ebenfalls die Jugend
vom Lebensnatürlichen und
gegenständlich Treuen zum
Farbigen und Phantastischen
wandte. Die mystische Symbolik
des Belgiers Macterlinck und
die Philosophie des „Herren¬
menschen"=tums, die Nietzsche
gepredigt hatte, wirkten auf die
jungen Dichter ein, die mit
flatternden Fahnen ins Reich
der Phantasie, der schönen
Träume von vergangenen Zeiten
einzogen. Den Auftakt zu der
neuen Romantik gab — wie
seltsam — das Oberhaupt der
naturalistischen
deutschen
Schule: Gerhart Hauptmann.
Der Meister der Wirklichkeits¬
kunst trug schon immer eine
keimliche Liebe zur Welt des
Uebersinnlichen in seiner Seele

und schon im Jahre 1893 bahnt
er mit dem rührenden Märchen¬

Sen
stück Hanneles Himmelfahr.“
den Loden des modernen
Märchens. Zwar hier wurden
Ernst Hardt,
der mit dem Schillerpreis gelrönte Dichter
die phantastischen Vorgänge
der Verstragödie „Tantris der Narr“.
noch als Spuk der Todesfieber¬
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