II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 602

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14. Der schleier der Bestrice

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Burgtheater-Dremière.
Dach dem Briefe einer kleinen Berlinerin.
Mit einer Beilage und vierundzwanzig
Abbildungen.
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zu siehst, liebe Grete, manchmal löse ich teil verändert hat, übernahm als kundiger
Thebaner die Führung. Tante ließen wir zu
L doch meine Versprechungen ein. Gestern
Hause; er war sehr stolz, daß man mich ihm
war der interessante Abend, der meine Neu¬
allein anvertraute. Franz hatte mir den sehr
gier endlich befriedigte, und heute sitze ich
vernünftigen Vorschlag gemacht, einer Pre¬
schon am Schreibtisch, um Dir von der großen
mière im Burgtheater beizuwohnen. „Bei der
Revue zu erzählen, die ich über das geistige
Gelegenheit siehst du alle, die du sehen willst
Wien abnehmen durfte. Bin ich nicht ein
und sogar die, die du nicht sehen willst,“
Prachtmädel? Nein, ich will aufrichtig
sein, ausnahmsweise, sonst wäre ich keine hatte er gemeint, und mir war es recht ge¬
Frau: also ich schreibe nicht nur Deinet= wesen. Ich sehe das Burgtheater immer
wieder gern, es ist doch
wegen, sondern auch
das vornehmste und
meinetwegen, weil ich
prunkvollste Haus, und
das Gehörte, Geschaute
wir in Berlin haben
und Erlebte festhalten
kein einziges Theater.
will. Mein Brief wird
das sich dem Burg¬
lang werden, fürchte
theater an die Seite
ich, vielleicht auch ein
stellen könnte, natürlich
wenig wirr; aber ich
nur was den Bau und
bin doch nicht vom
die Ausstattung des
Fach und habe keine
Hauses anbelangt. Ich
Verpflichtung, meine
lege Dir ein paar
Eindrücke geordnet und
Ansichtskarten bei zur
systematisch wiederge¬
Bekräftigung meiner
ben zu müssen. Ich
Meinung. Von der
schreibe für Dich und
eigentlichen Première
also fürs
mich
brauch' ich Dir nichts
Publikum und nicht
zu sagen; für uns Ber¬
für Herrn Professor
liner ist die Zwillings¬
Dr. X. Y.
schwester von Fulda ja
Mein Vetter Franz,
längst keine Novität
der sich übrigens seit
6
an
mehr; für die Wie¬
meinem letzten Besuche

ner war sie neu, und
in Wien sehr zu sei¬
sie haben sich sehr
nem und auch, Gott sei
Marie von Ebner=Eschenbach.
gut dabei unterhalten.
Dank, meinem Vor¬
(Aufnahme von Dr. Székely=Wien.)
Velhagen & Klasings Monatshefte. XVI. Jahrg. 1901/1902. II. Bd.