II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 5

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11. Reigen
ach der Hauptstadt Tirols in Garnison geschi Die E
beamten Tirols bekamen einen vertraulichen Erlaß, mit denderz¬
herzog, der viel reist und sehr leutselig ist, vorsichtig zu sprechen,
den Dienst nicht zu kririsiren und Bemerkungen aus seinem Munde,
die den Bahndienst betreffen, sofort zu melden. Der vertrauliche
Erlaß wurde bekannt. Der Erzherzog selbst erfuhr davon. Und
er erfuhr zum ersten Mal, daß seine Leutseligkeit so gefährlich ist,
daß die Bahnbeamten davor gewarnt werden. Es geschieht jeden¬
falls zum ersten Mal, daß einem kaiserlichen Prinzen in Oesterreich
so eine Art Steckbrief vorausgeschickt wird. Und das muß gerade
dem Erzherzog Eugen passiren. Nächst dem greisen Erzherzog Rainer
ist er der populärste Prinz in Oesterreich. Ein Riese von Er¬
scheinung, ein lachendes freundliches Gesicht, ein tüchtiger Soldat, ein
Schwärmer fürs Theater. freigebig und von einer bürgerlichen An¬
spruchslosigkeit. So lange der junge General in Wien lebte, begegnete
man ihm täglich in den Straßen. Immer zu Fuß, immer ohne Be¬
gleitung, und wenn er den ersten Künstlern der Wiener Theater be¬
gegnete, hielt er sie an, tauschte Händedrücke mit ihnen, erkundigte
sich um Repertoire und Novitäten. Knapp ehe Erzherzog Eugen
nach Innsbruck mußte, um dort das Corpskommando zu über¬
nehmen, spazierte er eben über den Ring. Hofopernsänger Schrödter
kam ihm entgegen, respektvoll neben einer, ob ihrer Sucht, immer
etwas zu arrangiren, gefürchteten Aristokratin einherschreitend.
Man grüßte Se. kaiserl. Hoheit respektvoll. „Auf ein Wort!“ rief
der Prinz dem Sänger zu. Die Gräfin that den vorschriftsmäßigen
Knix und entfernte sich. „Wissen S', weshalb ich Sie angerufen
habe? Ich dachte mir: den armen Schrödter mußt' von der los¬
bringen.“— Und Schrödter erwiderte: „Ew. kaiserliche Hoheit haben
wirklich ein gutes Werk gethan.“
Bernhard Buchbinder.
Pariser Weltausstellungsbriefe.
Allerhand Vergnügungen. — Illumination.
Stille Winkel.
Wenn jemand zu Beginn des Sommers einem andern vertraut,
daß er auf vier Wochen ins Gebirge wolle, so kann er mindestens
hundert gegen eins wetten, daß der andere, besonders, wenn er weib¬
lich ist, verwundert fragen wird: „warum gehen Sie nicht lieber an
die See?“ Es ist schwer, eine treffende Antwort zu finden. Viel¬
leicht könnte man schüchtern einwenden, daß einem die Existenz der
See auch bereits bekannt gewesen sei, daß man aber das Gebirge
vorziehe. Schwieriger wird es noch, wenn man erklärt, man wolle
nach Norderney, und der andere mit tödtlicher Sicherheit fragt,
warum man nicht lieber nach Westerland gehe. Dieses geistvolle
Frage= und Antwortspiel wiederholt sich in diesem Jahre in zehn¬
facher Verstärkung in Paris. Die meisten Leute, die von fernher
nach Paris kommen, leiden an der fixen Idee, daß sie sich krampfhaft
amüsiren müssen. Statt ruhig dieses wundersame Paris, diese alte
ewig jugendliche Stadt, auf sich einwirken zu lassen, oder auch sich
von dem tollen Strom des Lebens mit fortreißen zu lassen irgendwohin
zu seltsamen ungeahnten Gefilden, suchen sie sich durch systematisches
Amüsement zu belehren. Und wenn sie dann mit dem Studium
fertig sind, kennen sie den Namen einer Blume, deren farbenglühende
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ind sie mächtig stolz auf ihr Wissen, und überzeugt, daß nur der
Weg, den sie eingeschlagen, der einzige richtige ist. Und so werden
sie auch stets den, der sich das Cineorama angesehen hat, fragen
warum er nicht lieber das Weltpanorama betrachtet hat, und den
Besucher der Roulotte verachten, weil er nicht den Tanzpalast, in dem
die Ballete aller Länder zu schauen sind, vorgezogen hat. Sie glauben
Qualitätsseher zu sein und sind doch nur Quantitätsseher.
Lohnt es sich überhaupt von den vielen Sehenswürdigkeiten, die
auf dem weiten Gelände der Ausstellung in prächtigen Palästen und
alästchen untergebracht sind, eine einzige anzusehen? Bestimm
vermag ich es selbst für die eigene Person, geschweige denn für
remden Geschmack, nicht zu sagen; denn ich habe immerhin nur einen
Bruchtheil besichtigt, freilich diejenigen, die von der vox populi
als die bemerkenswerthesten anerkannt waren. Aber unter denen
die ich sah, war auch nicht eine einzige, bei der ich mir nachträglich
gesagt hätte, es wäre schade gewesen, sie nicht zu sehen. Ja, der
Eiffelthurm von der 80er Ausstellung, das war und ist etwas ganz
inderes! Der sagt uns etwas und bedeutet uns etwas. Er bereichert
unsere Kenntniß architektonischer Konstruktionsmöglichkeiten, er be¬
einflußt unseren Geschmack in baulichen Dingen, und er giebt uns
durch seine enorme Höhe die Möglichkeit, die Ausstellung, die Stadt
Paris und die ganze Gegend von einer sonst in Städten ungekannten
Höhe zu betrachten. Wie klein und ärmlich nehmen sich neben diesem
virklichen Wunderwerk die Wunder der diesmaligen Ausstellung
aus. Da ist das Riesenrad, das die Insassen der Wagen, die etwa
die Größe von Eisenbahncoupés haben, allmählich bis zu hunder
Meter emporrollt. Und doch sieht es nur wie eine große Spielerei
aus. Populär ist es nicht, obwohl die Fahrt durch die Luft ganz
sanft und angenehm ist. Da ist in einem umfangreichen Gebäude,
im Tour du monde, das Weltpanorama untergebracht. Bei der
längst feststehenden hochentwickelten Panoramentechnik ist es lediglich
eine Vergrößerung bisher gesehener Panoramen. Neu ist vielleicht,
daß wir in dem Vordergrunde der verschiedenen Erdtheile, die
in weiter Runde aneinandergereiht sind, nicht nur Pflanzen,
Bäume, Wachsfiguren und ähnliche Requisiten sehen, sondern wirk¬
liche Menschen aus den Erdtheilen selbst. Echte Chinesen schlürfen
unendliche Theemassen, Malayenmädchen singen träumerische
Weisen, Spanier und Spanierinnen rollen mindestens alle zwei bis
drei Minuten einmal gluthvoll die Augen und entlocken verstimmten
Guitarren seltsame Töne. Den Bewohnern aller Erdtheile scheint
es gemeinsam zu sein, daß sie gelangweilt aussehen. Auch das
Publikum sieht mißmuthig aus. Vielleicht haben sich einige besondere
Nörgler die Welt größer und interessanter vorgestellt. Da ist der
Wunderthurm“, in dem alles verkehrt ist; Tische und Stühle sind
an der Decke angenagelt und auf den Tischen sind Teller und
Schüsseln; kurz alles ist so, wie sich naive Völker das Leben ihrer
Antipoden vorstellen. Von rechtswegen müßte der Thurm, in dem
alles verkehrt ist, kurz der Thurm der Welt heißen. Da ist ferner
das räumlich sehr groß angelegte Schweizer Dorf, das in seiner
bunten Mannigfaltigkeit trotz des starken Pappendeckelcharakters,
doch einer an sich schon lustigen Gesellschaft am ehesten noch ein paar
ergnügte Stunden bereiten kann. Da sind noch ganze Dutzende
großer und kleiner, sorgfältig und nachlässig vorbereiteter Ver¬
gnügungen, bis herab zu dem Theater Fantoches (alter hol¬
ländischer Adel), das trotz seiner Dürftigkeit und Aemseliakeit frech
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