II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 28

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11. Reigen
Abg. Dr. v. Ho
Rektor Professor
der Universität dem Landtag für die der Univer¬
sität gebrachten Opfer und schließt mit dem
Appell an den Landtag, die Vorlage anzunehmen.
Abg. Graf Kottulinsky wirft gleichfalls
einen Rückblick auf die Geschichte der Spitals
angelegenheit und bespricht eingehend die
finanzielle Seite der Vorlage; Redner
gelangt zu dem Schluß, daß eine Zeit kommen
Werk eines umfassenden, tiefer atmenden Den¬
kens. Unteilbar, läßt er sich in einzelne
Kleinigkeiten nicht zerlegen.
Es ist notwendig, diese beiden Bücher so eng
nebeneinander zu halten. Sie zeigen Anfang uni
Ende einer Entwicklung. Beim „Anatol“ beginnt
der dichterische Aufruhr, im „Reigen“ folgt nach
manchen Entladungen die Reaktion. „Anatol“ ist
der Rausch und „Reigen“ ist die Ernüchterung
„Anatol“ ist der Lebensdurst und „Reigen“ ist die
Sattheit. Der Rundgang durch die heiteren, oft
tragikomischen, oft wehmütig überwölkten, immer
aber doch vergnüglichen Gefilde der Verliebten,
der im „Anatol“ begonnen ward, ist hier vollendet.
Ein lächelnder Jüngling, hat Schnitzler diesen
Garten der Liebe betreten, hat manche Früchte
darin gepflückt, und als ein lachender Mann er¬
scheint er wieder an der Schwelle, beladen mit
Erfahrungen, die nicht für Jeden taugen, und die
man nicht allzu leichten Sinnes hinnehmen soll
weil sie fröhlich dargeboten werden. Immerhin,
es ist ein Abschluß. Was Schnitzler in jenen Be¬
zirken nur suchen konnte, hat er gefunden. Diese
Felder sind abgemäht, diese Ernte ist eingebracht
Der Becher ist geleert — nichts mehr davon
Nun der erste Jugendrausch verflogen, haben wir
den Mann in einem nüchternen Augenblick
sprechen gehört. Nun muß ein anderer Rausch
den Künstler umangen, andere Saat auf an¬
derem Acker muß ihm aufkeimen. Sonst wäre
alles Folgende Nachlese, Kreislauf, Wieder
holung, und ... „als ich wiederkam“. Er aber
darf nicht wiederkommen. So nicht. „Man soll
nichts wieder erleben wollen“ ist ein Wort
des feinen Anatol. Daran halten wir fest und
sind neugierig auf den neuen Arthur Schnitzler.
Felix Salten.
Nachstehend der Sitzungsbericht:
KB Bregenz, 6. November. Die vom Landes¬
ausschuß proponierte Aenderung der Ge¬
meindeordnung wurde im wesentlichen
nach den Anträgen des landtäglichen Gemeinde¬
ausschusses angenommen. Die Aende
rungdes § 13 wurde fallen gelassen
Theater und Kunst.
k. s. Theater in der Josefstadt. Literarischer
Abend. Der erste Einakter „Wenn die Flocken
allen“ ist von C. Eysell=Kilburger. Es
wird gezeigt, daß die jungen Mädchen einen
jungen Leutnant lieber haben als einen alten
Maler. Der alte Maler ist freilich sehr traurig
darüber, aber das hilft ihm nur wenig. Solche
Sentimentalitäten hat man vor fünfundzwanzig
Jahren geschrieben, und sie sind wahrscheinlich
damals schon ebenso langweilig gewesen wie
heute. Der dritte Einakter ist modern. Er heißt
„Die Lügenbrücke“ und ist von Raoul Auern¬
heimer. Leider ist der Einfall, der dieses Lust¬
viel verschuldete, sehr schwächlich, der Witz, der
hn ausgeführt hat, sehr mager, salopp und ohne
jede Grazie. Wenn ich mir eine kleine Bitte er¬
auben darf, so wäre es die, daß unser Salz
kammergut nicht so oft dramatisch verwertet wird,
wie das in letzter Zeit geschieht. Man glaubt rein
es sei ein Ort für Ehebrüche mit Jourwitzen; man
oll sich durch all die vertrauten Namen, Salzburg
Ischl usw. angeheimelt fühlen, und fühlt sich nur
geargert. Denn es ist eine Landfremdheit in
diesen Hantierungen. Das kleine Stück wurde
von Fraulein Ferida aber schon sehr schlecht
von Herrn Claar sehr unfein gespielt. Frau
Pohl=Meiser hatte so ein komisches, dummes
Lachen, daß man sich über sie wenigstens
amüsieren konnte. Der letzte Einakter war eine
Satire von Max Maurey: „Die Empfehlung.“
Da gab Herr Maran einen armen Teufel, der
eine Stelle sucht. Seine Maske, sein erster Auf¬
tritt, wie er angstvoll in der Tür erscheint, waren
von bildhafter Wirkung und von einer er¬
chütternden Charakteristik. Die Leute, die be
seinem Anblick gewohnt sind, in Heiterkeit aus¬
zubrechen, lachten zu Anfang. Aber er holte sich
die nötige Stimmung der Leute sehr rasch. Den
Direktor, der prinzipiell keine Empfehlung be
rücksichtigt, spielte Herr Door. Damit war eine
ständigung mithfelig fortzuspinnen. E#. 1#1.
Fragen war eine Einigung entweder
oder angebahnt. Da sprengten die von
Stransky geführten Jungtschechen o
ersichtlichen Grund den Permanenzausschuß
ganze mühselige Aktion war vergeblich gen
Es ist begreiflich, daß die Deutschen nach
tristen Erfahruung diesmal ohne Begeisterung
gute Figur bedauerlicherweise halb vert
Am besten hätte Herr Direktor Jarno
guten Charakterspieler Jarno ersuchen
— Bleibt nock
diese Rolle zu übernehmen.
zweite Stück. Es war das beste und wurde
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„Der Bär“ von
misch bejubelt:
Tschechow. Ein prächtiger, wilder Kerl
die Weiber nicht mag, der aber doch nich
ihnen lassen kann, bricht bei einer Witwe ei
schimpft sie, weil sie die Geldschuld ihres
torbenen nicht gleich bezahlt, weil sie Grit
in den Wangen hat, weil sie eine „po
Person“ ist, und verlobt sich dann mit
„Schmach und Schande!“, wie er selbst daz
merkt. Der Bär wurde von Herrn Ner
virkungsvoll und komisch gespielt. Den
Diener gab Herr Straßni reizend, und
Wagen war als Witwe annehmbar. Unbe
lich bleibt nur, warum dieses Stück, das z
entzückendsten Einaktern gehört die es gib
in Berlin weit über hundert Aufführung
lebte, das überdies schon seit manchem Jahl
liegt, von keiner anderen Wiener Bühne m
schlag genommen wurde.
rsp Carl=Theater. Mit allen äußeren
des Erfolges ist gestern Stolls mit vielen
teresse erwartete Operette „Das Markt
Libretto von Max Blau und Louis T
tein, in Szene gegangen. Man kennt
Stoll als tüchtigen und mit stupendem Ge
nis in der Opernliteratur heimischen Sänge
als Komponist eines kleinen, in Aristokrat
tellungen gegebenen Singspiels hat er sich
als gebildeter Musiker bewährt. Als solcher
r sich auch im „Marktkind“, wenngleich
Rahmen der Operette für sein offenbar in h
und zierlichen Formen am angenehmsten zu
tung kommendes Talent schon viel zu ges
erscheint. Seine Musik bewegt sich durchwe
den Grenzen des Hergebrachten; weder neu
lebendige Rhythmen noch die Eingebung
mpulsiven Melodie beleben die bei alledem