II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 107

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Reigen
Dr. Max Goldschmidt
„ Bureau für
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eigene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.
Berlin N. 24.

Ausschnitt aus
Hamburner Fremdenblatt
Z 6 KON 1903
Schninlers Reigen“ ist dem Akademisch¬
dramatischenMünchen gefährlich ge¬
worden. Wie aus der Isarstadt gemeldet wird,
wurden die sonst bei Beginn des Semesters üblichen
Anschläge des genannten Vereins, in denen dieser am
schwarzen Brett der Universirät zur Teilnahme an
seinen Veranstaltungen einlud, in diesem Semester auf
Grund einer Entschließung des Ministeriums des
Inneren wieder entfernt. Zur Begründung wurde
die Auf¬
angegeben, daß der Verein durch
führung von Szenen aus dem Schnitzlerschen.
„Reigen“ die Kritik zu sehr herausgefordert habs¬
Dr. Max Goldschmidt
„ Bureau für.. .
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eigene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.
Berlin N. 24.

Ausschnitt aus
Berlin
Deutsche
27.11.05
— Der bayrische Kultusminister hat das Rektorat der Münche¬
ner Universität angewiesen, unverzüglich gegen jene Studenten
ein Disziplinarverfahren einzuleiten, weiche im geschlossenen
„Mlademischen Verein“ Schmi###s „Relg=en“ zur
Vörlesung brachten, ein Werk — so heißt es in der betreffen¬
gen Verfügung — das als notorisch unsittlich gebrandmarkt ist
Lund dessen öffentliche Vorlesung in Wien verboten wurde—
Dr. Max Goldschmidt
*
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verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eisene Korrespondenten.
Berlin N. 24.
Telephon: III, 3051.

Ausschnitt aus
eslauer Zeihma
2 7 N0V. 303
Gegen die
Gefahr der Suspension, die dem Akademisch=dramatischen
Verein in München vom Ministerium droht, weil man ihm die
Aufführung von Schnitzlers „Reigen“ die im Juni den Zorn
einiger klerikaler Blit#Vorwurf macht, wendet sich in sehr
entschiedenen Ausführungen die „Münch. Zig.: Wenn man selbst an¬
nehme, daß die beanstandete Aufführung ein Fehlgriff gewesen sei, so
wäre es doch wohl eine schreiende Ungerechtigkeit, einen Verein, der sich
während eines vierzehnjährigen Bestehens die denkbar größten Verdienste
um das literarische Leben Münchens erworben hat, zugrunde zu richten.
Man scheint vergessen zu haben, daß dieser Verein der Bahnbrecher für die
moderne Literatur in München war, daß er hier zuerst Halbes „Jugend“
Hauptmanns „Weber“, Björnsons „Ueber unsere Kraft" und Ibsens
„Wildente“ gab, die nun durch das Schauspielhaus den Weg zum Hof¬
theater gefunden hat. Vor 14 Jahren, als in München noch kein Theater
es wagte, eines der Stücke zu geben, die in Berlin nach hartem Kampf
bereits ihr Publikum erobert hatten, da fanden diese jungen Studenten
den Mut, sich ein kleines Vorstadttheater zu mieten und selbst, im Verein
mit ein paar begabten und für die Sache begeisterten Schauspielern, die
Eschreckenz wirklichen Menschen der neuen Dramatiker auf der Bühne zu
#rkörpern. Und diesen notwendigen Faktor des Münchener Kunstlehens wolle
man streichen!
Dr. Max Goldschmidt
„ Bureau für
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verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
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Ausschnitt aus
Prager Tagblatt, Prag
903
4##
— Der Münchener Universitäts¬
ssenat und Schnitzlers „Reigen.“ Aus Mün¬
chen telegraphiert unsunser Korrefpöndent: Wegen
der Aufführung von Schnitzlers „Reigen“ wurde
nun amtlich vom Universitätssenat die Auflösung des
akademisch=dramatischen Vereines verfügt. Weiter soll
durch strenge Verfügungen die direkte und indirekte
Mitwirkung der Studenten bei Aufführungen soge¬
nannter realistischer Werke künftig hintangehalten
werden.