11.
box 17/2
Reigen
Dr. Max Goldschmidt
Bureau für
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eigene Korrespondenten.
Berlin N. 24.
Telephon: III, 3051.
—
Ausschnitt aus
inische Zeitung
Ulmesen
Wie zum Beitritt auffordernden Anschläge des
atademisch=dramaischen Vereins sind jüngst vom schwarzen
Brett der hiesigen Universität entfernt worden. Eine Entschließung
des Kultusministeriums, die das veranlaßt hat, bezieht sich auf die
von zwei klerikalen Blättern an den Aufführungen des akademisch¬
dramatischen Vereins geübte absprechende Kritik. Der genannte
Verein hatte stark erotische Szenen aus Authur Schuitlei Me
vorgeführt. Zuerst ist, wie es scheint, von der liberalen Allgemeinen
eitung in tadelndem Sinne auf die Soche hingewiesen worden.
Dann aber hat sie der Zentrumsabgeordnete Dr. Schädler im vorigen
Monat bei der großen politischen Debatte des Landtags zum Aus¬
angspunkt einer richtigen lex Heinze=Rede gemacht. Bekanntlich
kann durch die Aufbauschungen des Zentrums unsern Verwaltungs¬
arganen ein richtiges mit möglichst wenig Fehlgriffen rechnendes
Maßhalten bloß erschwert werden. Verfehlungen sind zu allen
Zeiten der Menschengeschichte vorgekommen. Aber sie berechtigen
noch keineswegs dazu, unsere ganze Gegenwart als sittlich verseucht
darzustellen. Sonst dürfte, weil auch einmal Eisenbahnunglücke
sich ereignen, überhaupt nicht mehr mit der Eisenbahn gefahren
werden
- Bureaus für
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eisene Korrespondenten.
Berlin N. 24.
Telephon: III, 3051.
—
Ausschnitt aus
Hamburger Eche
10K 1903
—.—— Der bayerische Kultus¬
minister hat das Rktorat der Münchener
Unibersität angewiesen, unverzüglich gegen jene
Studenten ein Disziplinarverfahren
einzuleiten welche im geschlossenen „Akademischen
Verein“ Schni#eigen“.
zur Vor¬
lesung brachten, ein Werk — so heißt es in der
betreffenden Verfügung — das als notorisch unsittlich
gebrandmarkt ist und dessen öffentliche Vorlesung in
Wien verboten wurde. Wie konnten die kunstfrohen
Münchener Studenten einem Kultusminister, und noch
dazu einem katholischen, aber auch soviel ästhetisches
Empfinden zutrauen, daß er eine Tat wie die Vorlesung
des Schnitzlerschen Dialogs „Reigen“ ungerochen lassen
wvürde. 4 —
Dr. Max Goldschmidt
„ „ . Bureau für.
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eigene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.
Berlin N. 24.
Ausschnitt aus
Berliner Zeitung
30 NON 603
EDdem Akademisch=dramatischen Verein
zu München, der, wie wir meldeten, erst kürz¬
lich vom schwarzen Brett der Universität ver¬
wiesen wurde, ist jetzt das Todesurteil
gesprochen worden. Der Senat der Univer¬
sität hat den Akademisch=dramatischen Verein
aufgelöst. Es geschah das wegen der vom
Kultusminister jüngst mit Berufung auf die
Ausstellungen der Zentrumspartei verurteilten
Aufführung von Schnitzlers
„Reigen“ Der
Reigen des Wiener -Pverenwurd delt Müsichener
Studenten zum Totentanz. Und, wie wir
bereits urteilten, durchaus nicht ohne eigenes
Verschulden.
box 17/2
Reigen
Dr. Max Goldschmidt
Bureau für
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eigene Korrespondenten.
Berlin N. 24.
Telephon: III, 3051.
—
Ausschnitt aus
inische Zeitung
Ulmesen
Wie zum Beitritt auffordernden Anschläge des
atademisch=dramaischen Vereins sind jüngst vom schwarzen
Brett der hiesigen Universität entfernt worden. Eine Entschließung
des Kultusministeriums, die das veranlaßt hat, bezieht sich auf die
von zwei klerikalen Blättern an den Aufführungen des akademisch¬
dramatischen Vereins geübte absprechende Kritik. Der genannte
Verein hatte stark erotische Szenen aus Authur Schuitlei Me
vorgeführt. Zuerst ist, wie es scheint, von der liberalen Allgemeinen
eitung in tadelndem Sinne auf die Soche hingewiesen worden.
Dann aber hat sie der Zentrumsabgeordnete Dr. Schädler im vorigen
Monat bei der großen politischen Debatte des Landtags zum Aus¬
angspunkt einer richtigen lex Heinze=Rede gemacht. Bekanntlich
kann durch die Aufbauschungen des Zentrums unsern Verwaltungs¬
arganen ein richtiges mit möglichst wenig Fehlgriffen rechnendes
Maßhalten bloß erschwert werden. Verfehlungen sind zu allen
Zeiten der Menschengeschichte vorgekommen. Aber sie berechtigen
noch keineswegs dazu, unsere ganze Gegenwart als sittlich verseucht
darzustellen. Sonst dürfte, weil auch einmal Eisenbahnunglücke
sich ereignen, überhaupt nicht mehr mit der Eisenbahn gefahren
werden
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eisene Korrespondenten.
Berlin N. 24.
Telephon: III, 3051.
—
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Hamburger Eche
10K 1903
—.—— Der bayerische Kultus¬
minister hat das Rktorat der Münchener
Unibersität angewiesen, unverzüglich gegen jene
Studenten ein Disziplinarverfahren
einzuleiten welche im geschlossenen „Akademischen
Verein“ Schni#eigen“.
zur Vor¬
lesung brachten, ein Werk — so heißt es in der
betreffenden Verfügung — das als notorisch unsittlich
gebrandmarkt ist und dessen öffentliche Vorlesung in
Wien verboten wurde. Wie konnten die kunstfrohen
Münchener Studenten einem Kultusminister, und noch
dazu einem katholischen, aber auch soviel ästhetisches
Empfinden zutrauen, daß er eine Tat wie die Vorlesung
des Schnitzlerschen Dialogs „Reigen“ ungerochen lassen
wvürde. 4 —
Dr. Max Goldschmidt
„ „ . Bureau für.
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Ausschnitt aus
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30 NON 603
EDdem Akademisch=dramatischen Verein
zu München, der, wie wir meldeten, erst kürz¬
lich vom schwarzen Brett der Universität ver¬
wiesen wurde, ist jetzt das Todesurteil
gesprochen worden. Der Senat der Univer¬
sität hat den Akademisch=dramatischen Verein
aufgelöst. Es geschah das wegen der vom
Kultusminister jüngst mit Berufung auf die
Ausstellungen der Zentrumspartei verurteilten
Aufführung von Schnitzlers
„Reigen“ Der
Reigen des Wiener -Pverenwurd delt Müsichener
Studenten zum Totentanz. Und, wie wir
bereits urteilten, durchaus nicht ohne eigenes
Verschulden.