II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 146


11. Reigen
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alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
„OBSERYER“
Nr. 75
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concordiaplatz 4.
nBerlin, Budapest, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom,
Stockholm, Kristiania, St. Petersburg.
Ausschmtt aus: Teplalt encenr
vom: 7 2
Rundschau
— Neue Bahnen. (Wien Nr. 11.) Man traut seinen Augen kaum,
wenn man im neuesten Heft dieser scheinbar modernen Zeitschrift,
die teilweise unter der Aegide von Michael Georg Conrad steht, einen
Artikel „Sehr geehrter Herr Staatsanwalt!“ liest, worin der Staats¬
anwalt sans phrase aufgefordert wird, den „Reigen“ eines
sicheren (!!) Herrn Schnitzler zu konfiszieren, da aus diesem
„elenoen Machwerk“ nichts als „die Lust am Schmutze spricht, und
zwar in gedanklich ärmster und formal wertlosester Weise“
Verfasser des Aufsatzes hat den Mut, seinen Namen unter diese De¬
nunziation zu setzen, er heißt: Fr. Törnsee. Die Aufnahme eines der¬
artigen Artikels bedeutet eine arge Entgleisung der Redaktion der
„Neuen Bahnen“ denn mag das Werk Arthur Schnitzlers, der vor¬
läufig für viele Leute von Geschmack ein Künstler ist und in seinen
schlimmsten Büchern noch immer einen besseren Stil schreibt als Herr
Törnsee, auch den oder jenen lex Heinze=Enthusiasten ärgern, eine
literarische Zeitung hat auf alle Fälle keine Veranlassung, den Staats¬
anwalt auf Literaturerzeugnisse zu hetzen, denn damit schießt sie einen Is.
Pfeil ab, der über kurz oder lang auf sie selber zurückprallt. Den
äußeren Anstoß zu seiner Denunziation hat Herrn Törnsee die staats¬
en
anwaltschaftliche Beschlagnahme eines Romans „Gräfin Julie“ ge¬
geben, den ein öbskurer Herr A. Weißl geschrieben hat. Dieser Herr
Weißl scheint zu Herrn Törnsee in nahen Beziehungen zu stehen, und
lie

nach Art kleiner Knaben, die es nicht vertragen können, daß der
andere ein Vergnügen hat, das ihnen selber gestört wurde, haben sie
einen so unrühmlichen Feldzug pro pudore unternommen. Leidershe
übersahen sie dabei, daß sie bei diesem Waffengang am meisten sichsit¬
selber verwundet haben, denn den „sicheren“ Herrn Törnsee wird
man sich merken, aber nicht zu seinem Vorteil. Uebrigens was sagt
der Gründer der „Gesellschaft“, Michael Georg Conrad, dazu?