II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 336

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11. Reigen
Ich habe, an dieser Stelle zweimal, meine Ansicht
über den „Reigen“ gesagt. Niemand soll behaupten dür¬
sen, daß er eing Dichter zu Ehren bringen wollte,
indes bloß das ##ngeschäft einer Bühne in Frage
kam. „Die kleine St### von Dietzenschmib war ein
arges Stück, aber der #r des Theaters, darin
die „kleine Sklavin“ bei voll## hätsern gegeben ward,
unterließ, den Anschein zu erwegenhätte man einem
Dichter beispringen müssen. Betrübl#o, als daß
die Frage nach der Bühnenfähigkeit des e# (oder
der „Kassette“ von Sternheim im Burgthecles) über¬
haupt aufgeworfen werden konnte, finde ich die ansehn¬
liche Verlogenheit der ganzen Situation, die jämmerliche
Halbheit der Argumente, da wie dort, die widerliche
Verquickung rein menschlicher und unrein politischer
Momente. Das Aergernis lag nicht nur im Stück,
es lag auch in der Methode der Behandlung, die
unsere Zustände im schlechtesten Lichte zeigt. Wär' ich
Leiter einer deutschen Bühne, der „Reigen“ hätte darauf
ebensowmnig zu suchen, wie die „Kassette“; es gibt ein
Gefühl der Verantwortlichkeit, das über alle Debatten
erhaben ist, eine feste Entschlossenheit, dem Charakter
eines Volkes keine Zumutungen zu machen; ist Sitten¬
verderbuts Konjunktur, so möchte ich der Letzte sein, der
sie nützt. Ist Unheil genug da, der Letzte, der neues Un¬
heil stiftet; gibt es Gefestigte, denen nichts Menschliches
fremd ist, so obliegt ihnen, die Ungefestigten nicht in
Verwirrung zu bringen. Und der Letzte möcht ich sein,
der sich mühte, auf das kranke Antlitz dieser Zeit ein
Lächeln der Lust zu zaubern. Einem Einzigen kam zu,
den „Reigen“ zu verbieten: dem Dichter Artur Schnißler
Kresfansko-sociaini tazen!
proti „Reigen
2 Vidné, 14. Agora. IIel.] Veera udäly se zde
opét veliké demolstrace proti provozovänf „Rei¬
gen“. Dopoledne Ua konána valná schüze kato¬
lického lidového Stazu, ve fieré kfesfansko-so¬
ciälnt vüdeg dr. Sexpel prudee“ utgil aa. sociälni
demeskracero jeß domnéle harebneh roli v
otäzce „Reihen“. Veder shromäzdilo se chnoho
ölend katolice### lidového Svazu, jakok i Elenn
rüznsch krest#sociälnich ordanisach v Roten¬
turmstrasse, kde #nalézá se divadlo, provozuisei
komornl hrv. a obkffdilo vehodv do divadla. Ze
zästunn ozyvaly se stälé, vökfikv: „Prvé s haneb¬
nymi kusyl Pryé se Lidoyskou prasedinou! Pryë se
zübavami älbrül Prvé s outo kulturnf hanbou!
Nävstéyndei divadla, pfistzdeiti namnoze v auto¬
mobilech. bvli napadánd. tak!# #enoho lich uprchlo
a do divadla se lik nevrätill. Kepgöné dostala poli¬
cie posilu a vviladila demonsträßtv na näbfeii Fr.
Josefa, takze predstaveni mohlo byti konáno. Né¬
kolik ocob bylo zatéeno. Jak nékteré listy ozna¬
nuif bylo Fediteli divadla Bernauovi kfesfansko¬
sociälnim düvérnikem oznämeno, ze nevezme-R
„Reigen“ s prodramu, budou uspofädänv proti nim
dalsl demenstrage neien pred divadlem, abbri
1y divadle samem.
11921
Der Mergen am Montag, Wie#
# Montag, den 14. Februar 1921.
Von der Woche.
„Blauer Montag“=Gespräche.
4
K
„Himmelfixlandonkruzitürkenkrimineser! Heut bin i wild!
Gengan S' mir aus'n Weg, Herr Dimpfl! Was i mi gist'n muf
mit dem „Reigen“, mit dera Schweinerei!“
„Recht ham S' Herr Bimpfl! A Schweinerei is?! Seit aner
Wachin Frieg' i ka Kart'n!“
wirirk MizPcSPeS
AEN
14 FEDAUNR 1S21
Montag,
NA. 33.
Moral.
Nun hab' ich hundertelfen
Den Inhalt des „Reigen“ erzählt;
Ich konnte mir nicht helsen —
Auch Großmutter hat mich gequält.
Doch von den fast zehn Dutzend,
War niemand moralisch emport,
Sie haben, antangs stutzend,
Gleichgültig das Ende gehört.
Als mir ein Sittenwächter
Jedoch eine Schilderung bot
Mit Grinsen und Gelächter.
Da wurde ich seiber rot.
Herr.