II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 386

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der Vorstellung eines en nuier gei die
notdürftigsten Aufräumungsarbeiten durchzuführen.
Ueber Anraten der Feuerwehr ist aber die
Nachtvorstellung schließlich aus Gründen der
Branddirektor
Sicherheit verboten worden.
Schifter hat nämlich der Behörde gegenüber seiner An¬
sicht Ausdruck verliehen, daß mit Rücksicht auf den Bau des
Theaters und die vielen zum Theatersaale führenden Treppen
bei der Wiederholung einer Ponik
größeres Unheil geschehen könnte und daß eine
Gewähr für die Sicherheit der Theater¬
besucher nicht übernommen werden könne. Aus
diesen Gründen wurde seitens der Polizeibehörde der
Direktion der Kammerspiele nahegelegt, die Nachtvorstellung
zu unterlassen. Jenen Personen, die Karten für die Nacht
vorstellung gekauft hatten, wird das Geld hiefür zurück¬
erstattet werden.
Die Frage weiterer „Reigen“=Aufführungen.
Es ist in hohem Grade wahrscheinlich, daß die heutige
Abendaufführung des „Reigen“ die letzte gewesen ist und
daß nusmehr das polizeiliche Verbot des heiß um¬
strittenen Stückes aus Sicherheitsgründen erfolgen wird.
Diesbezüglich ist aber im Laufe des Abends noch keine
formelle Entschließung des Polizeipräsidiums erfolgt. Die
Behörden werden erst im Laufe des morgigen Tages Ge¬
legenheit nehmen, sich mit der Frage zu befassen, ob aus
Gründen der öffentlichen Ruhe und Ordnung oder auch
aus Gründen der Sicherheit der Theaterbesucher die
weiteren Vorführungen des „Reigen“ zu verbieten sind.
Ein aus diesen Gründen zu verfügendes Verbot könnte
die Polizeidirektion im eigenen Wirkungskreis erlassen
ohne sich um die Verschiedenheit der Ansichten über das
Zensurverbot zwischen dem Bundesministerium des Innern
und dem Bürgermeister als Landeshauptmann zu
kümmern.
Mitteilungen der Schausvieler.
Herr Hans Wengraf, der im dritten Bilde, „Stuben¬
mädchen und junger Herr“, mit Fräulein Hochwald auf der
Szene stehl, vernahm schon zu diesem Zeitpunkte leises Ge¬
murmel aus dem Zuschauerraum. Das Wort „Schweinerei“
war bis auf die Bühne hörbar. Im Publikum war eine
merkliche Unruhe entstanden, doch legte sich dieselbe zunächst
wieder, offenbar weil die Demonstranten auf den verabredeten
Zuzug von außen warteten. Das nächste Bild, „Junge
Frau — junger Herr", in dem mit Herrn Wengraf Frau
Carlsen beschäftigt ist, konnte eginnen. Als aber die Ver¬
dunkelung bei offenem Vorhang vorgenommen wurde, er¬
tönte der Ruf „Schweinerei!“ und man roch auch schon bis
auf die Bühne die Stinkbombe. Ein Logengast rief mit Hin¬
weis auf die Demonstrauten „Hinaus mit ihnen!“. Andere
antworteten, und Frau Carlsen und Herr Wengraf mußten
sich Mühe geben, im Stimmengewirre vernehmbar zu werden.
Auch das fünfte Bild, „Junge Frau und Ehemann“,
konnte noch seinen Anfang nehmen. Da aber drang schon der
wilde, alles übertönende Lärm von der Straße ins Theater.
Das Spiel mußte abgebrochen werden, der geteilte Vorhang
schloß sich und die eiserne Sicherheitskurtine wurde herab¬
gelassen. Das Toben im Zuschauerraum wurde immer ärger.
Besonders erregte Eindringlinge wollten sogar die Gar¬
derobe der Schauspieler stürmen. In der Tat gelang es
einigen, in den schmalen Bühnengang einzudringen, wo sie
eine Baßgeige zerbrachen und in Stücke traten. Die Bühnen¬
arbeiter eilten zu den Hydranten und wehrten die ärgsten
Schreier mit der Spritze ab. Alsbald watete man in den
Garderoben und auf der Bühne in tiefen Wasserlachen. Eine
Anzahl Damen und Herren aus dem Publikum hatte sich
auf die Bühne geflüchtet und wartete dort, von den An¬
gestellten geschützt, bis sie sich ungefährdet entfernen konnte.
Zwischenfall auf dem Wiener-Nenstädter
Flugfelde.
Aus Wiener=Neustadt, 15. d., wird uns berichtet:
Heute ereignete sich auf dem hiesigen Flugfelde ein aufsehen¬
erregender Zwischenfall. Oberst Fletcher der Interalliierten
aeronautischen Kommission kam in Begleitung des französischen
Offiziers Barès und des italienischen Offiziers Demi¬
selli auf das Flugfeld, um den Stand der Zer¬
störungsarbeiten zu kontrollieren. Hiebei
stellte der Oberst den mit der Leitung dieser Arbeiten bestellten

7 Uhr 52 Minuten abends bis Wien Franz Josefsbahn. Ferner
an Samstagen Zug 315 ab Wien Franz Josefsbahn 4 Uhr
25 Minuten nachmittags bis Krems und an Sonntagen
Zug 314 ab Krems 7 Uhr 58 Minuten abends bis Wien
Franz Josefebahn sowie an Sonntagen zwischen Krems und
Klein=Pöchlarn Zug 517, ab Krems 2 Uhr 5 Minuten nach¬
mittags, und Zug 1314, ab Klein=Pöchlarn 5 Uhr 56 Minuten
nachmittags, an Krems 7 Uhr 40 Minuten abends.
Lokalbericht.
[„Bismarcks Ausgang.“] Unter diesem Titel wird
Regierungsrat Dr. Franz Zweybrück am Samstag den
19. d., ½8 Uhr, im kleinen Saale der „Urania die Vor¬
gänge am Berliner Hofe, die mit dem Rücktritte des ersten
Reichskanzlers ihren Abschluß fanden, auf Grund der letzten
urkundlichen Veröffentlichungen schildern.
[Der Konzipientenball.]
Donnerstag den
17. d. findet in den Sophiensälen der vom Niederöster¬
reichischen Konzipientenverein veranstaltete Konzipientenball,
dessen Reinertrag gemeinnützigen Zwecken der Konzipientenschaft
zufließt, statt. Damen erscheinen in Balltoilette, Herren im Frack.
Ballmusik: das André Hummer=Orchester. Beginn 7 Uhr
abends. Eintrittskarten und Logen sind erhältlich in der Kanzlei
der Niederösterreichischen Rechtsanwaltskammer: 1. Bezirk,
Rotenturmstraße 13, 3. Stock (Zimmer 6), und im Bureau
des Ballkomitees, 3. Bezirk, Landstraße Hauptstraße Nr. 1,
1. Stock.
[Millionengewinne beim Weinhandel.] Vor
einiger Zeit wurde beim Kriegswucheramte die Anzeige erstattet,
daß der Weingroßhändler Adolf Schenk, 2. Bezirk, Heine¬
straße (Kaiser Josefstraße) Nr. 40, übermäßige Preise forderte.
Die Untersuchung erstreckte sich insbesondere auf den Verkauf
von 14.000 Hektoliter Wein. Bezüglich dieses Weines überreichte
Schenk Kalkulationen, die vom Sachverständigen überprüft
wurden. Aus ihren Gutachten geht hervor, daß Schenk einen
ibermäßigen Gewinn von mindestens 3,716.328 K. eingeheimst
hat. Im Zuge des Verfahrens überreichte Schenk zwei
weitere Kalkulationen, welche für seine Geschäftsgebarung
charakteristisch sind. So setzte Schenk für Lagerfässerabnützung
30 K. per Hektoliter ein, woraus für die ganze Quantität von
14.000 Hektoliter ein Betrag von 420.000 K. resultiert, während
in der Bilanz von 1919 als Gesamtwert aller Fässer nur ein
Betrag von 64.737 K. ausgewiesen wurde. Für die Faßabnützung
der in Rede stehenden 14.000 Hektoliter Wein wurde also ein
höherer Betrag zu den Gestehungskosten hinzugeschlagen, als der
Gesamtwert überhaupt betrug. Interessant ist ferner ein anderer
Posten der von Schenk vorgelegten Kalkulationen. Er hatte
der
nämlich zur Durchführung seiner Weingeschäfte von
Allgemeinen Verkehrsbank, welche an diesen Geschäften zur
Hälfte beteiligt sein sollte, einen Kredit von 14,000.000 K. ein¬
geräumt erhalten. Als Rücktrittsbetrag setzte er 200 K. per
Hektoliter, das sind fast 3,000.000 K., in die Berechnung der
Gestehungskosten ein und hat solcherart die erhebliche Post
auf
den Verbraucher überwälzt. Ursprünglich behauptete Schenk, die
Weine trügen keinen besonderen Namen, später teilte er jedoch
mit, daß diese Weine ausschließlich Qualitätsweine mit ver¬
chiedenen Namen seien. Diese nachträgliche Qualitätserhöhung
wurde jedoch durch die Erhebungen als unglaubwürdig nach¬
gewiesen. Im Zuge des weiteren Verfahrens wurden auch die
Steuerfatierungen zu Erhebungszwecken herangezogen. Hiebei
wurde festgestellt, daß Schenk für das Geschäftsjahr 1913 einen
Reinverdienst von 9348 K., für das Jahr 1919 einen solchen
von 7,603.178 K. eingestellt hat, wobei er überdies einen Wein¬
vorrat von 10,725.000 K. einbekannte. Im Juli 1920 berichtigte
Schenk die Angaben vom Jahre 1919 dahin, daß der Vorrat
angeblich statt mit 25 K. nur mit 11 K. 50 H. per Liter zu
bewerten sei, so daß das Weinlager einen um 6,000.000 K.
geringeren Wert repräsentiert hätte und der Reingewinn von
1919 nunmehr nur 1,811.969 K. betrage. Die Steuerbehörde
hat bereits eingegriffen und außerdem wurde der Weinhändler
wegen Verdachtes der Preistreiberei der Staatsanwaltschaft
angezeigt.
[Die Verfehlungen eines Oberbeamten der
Straßenbahn.] Wegen verschiedener Betrügereien hat das
Sicherheitsbureau, wie heute gemeldet, den Vizeinspektor der
städtischen Straßenbahnen Gustav Zimmermann in Haft
genommen und dem Landesgerichte eingeliefert. Den ersten
Anstoß zu seiner Verhaftung bildete die Anzeige des Majves a. D.
Otto B., der im Kriegsministerium in Stellung war.
Im
Freundeskreise hatte er den Vizeinspektor kennen gelernt.
hatte sich als Färberei= und Bleichereibesitzer Gustav Ziegler aus
Hietzing vorgestellt und dem Major eine Stellung in seiner
Fabrik versprochen. Der Offizier hatte seine Stellung im
Bundesministerium tatsächlich aufgegeben und sich mit einer ver¬
hältnismäßig kleinen Pension abfertigen lassen. Als sich der
Antritt der Stellung in der Fabrik immer weiter hinauszog,
ging der Major eines Tages selbst in die Fabrik, um nach dem
Rechten zu sehen, und ließ sich bei dem Fabrikanten Herrn
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