II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 394

11. Reigen
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Frriing
Kur
des Statthaltereirates nicht mühselig fortgedrängt, um
die des Tapezierergehilfen über sich ergehen zu lassen.
Man wird sich von den Leuten, die, ihrer Ver¬
antwortung wohl bewußt, im Dunkel bleiben, nicht die
Richtungen vorschreiben lassen, in denen sich das Dichten und
Denken zu bewegen hat. Jetzt hat diese ganze Angelegenheit mit
dem Schnitzlerschen „Reigen“ gar nichts mehr zu tun. Mag er
züchtig oder unzüchtig, Kindern oder Erwachsenen gefährlich sein,
mag man ihn spielen oder nicht, das ist herzlichst gleichgmtig.
Im Grunde denkt keiner an den „Reigen“ mit seinen zehn Liebes¬
episoden, wenn er in diesem Kampf um ihn Stellung nimmt. Es
gilt Höheres. Der Kampf um den „Reigen“ ist jett besonders
nach den Szenen von Mittwoch symptomatisch geworden. Es ist
ein Kampf zwischen Stinkbomben und Geistigkeiten, zwischen der
Freiheit der Idee und ihrer Beherischung durch Leute, die nicht
hervortreten wollen.
Abschluß der Budgetberatung im
Ausschuß.
Der Finanz= und Budgetausschuß hat in seiner gestrigen
Sitzung die Beratung des Staatsvoranschlages beendet. Gestern
stand der Bericht der Liquidierungsinspektoren zur Debatte, an
der sich neben den beiden Inspektoren Smitka und Buchinger
die Abgeordneten Dr. Jerzabek, Allina, Seit und
Dr. Gürtler und mit längeren Ausführungen auch Finanz¬
minister Dr. Grimm beteiligten. Zum Generalberichterstatter
für das Haus wurde Abgeordneter Dr. Gürtler, zu Spezial¬
berichterstattern die Berichterstatter über die einzelnen Kapitel im
Ausschuß gewählt.
Sezession der Deutschen
Prager Parlament.
Prag, 17. Februar. Im Abgeordnetenhause kam es ig
der Erklärung des Abgeordneten Schälzky zu stürmischee
Auseinandersetzungen zwischen den deutsche
und tschechischen Parteten, darunter auch zwisch
den deutschen und tschechischen Sozialdemokraten.
Die Mitglieder des deutschen parl
Mentarischen Berbandes verließen ko
porativ den Gitzungösaal.
Großkreuz der Ehrer
Masaryk —
legion.
Prag, 17. Februar. (Privattelegramm die
„Neuen Wiener Journals“. Seitens der flanzösisch
Regierung wurde dem Präsidenten der tschecho=slowakischen Repul
Masaryk das Großkreuz des Ordeus
Ehrenlegion verliehen.
Die Anklageschrift gegen Stepha
Friedrich.
Budapest, 17. Februar. Wie die Blätter melden,
die Staatsanwaltschaft gegen den gewesenen Ministerpräsident
Stephan Friedrich die Anklage wegen des Verbrechens
Anstistung zum Mord an Grafen Stephan Tis;
erhoben.
Die überaus umfangreiche Anklageschrift verweist daraf
daß Friedrich in den Sitzungen des seinerzeitigen Arbeiterrat
und Nationalrates Erklärungen abgegeben habe, die geeignet
scheinen, das Mordattentat gegen Tisza gefördert zu haben. 2
Anklageschrift beantragt, daß dis zur Erbringung des meritorisch
Urteils in der Hauptverhandlung Friedrich auf freien Fu
belassen werde, da Fluchtgefahr nicht zu
fürchten sei.
Die Entscheidung hierüber wird der Anklagesenat fälle
Die Hauptverhandlung dürfte den Blättern zufolge Anfang Mö¬