II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 459

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11. Reigen
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71. Jahrgang.
Samstag, 12. Februar 1921
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Administration, Exredition und Ankündigungsburcan: I. Schulerstraße 14, Televhon 3668. — Truckerei: I. Schulerstraße 14. 12 Uhr=Blat der „We Allg. Zeitung“
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Der zeleigen
Die Regierung bringt beim Verfassungsgerichlshof die Klage gegen
Foridauer der Vorstellungen. — Keine Zurück¬
Reumann ein.
ziehung des „Reigen“ durch Arthur Schnitzler.
Nach all dem kann ruhig gesagt werden:
schleßlich Landeshauptmann Reumana be¬
Die „Reigen“=Affäre entwickelt
Der „Reigen“ wird weiter gespielt. Selbst
lasten. Sein Vorgehen ist Verfassungs¬
sich weiter als Poltikum. Die gestrigen
die gestrige Vorstellung, die unteugbar unter
bruch.“
Skandalszenen im Nationalrate und die
dem Zeichen großer öffentlicher Nervosität
Diesen Ausführungen zufolge wird die
Debatt m Landtage haben die Regierung
stattfand, ist
Regierung nun den Weg betreten, den sie als
nicht vermocht, von ihrem Standpunkt abzu¬
der Verfassung entsprechend er¬
völlig ungestört verlaufen,
gehen. Die „Reichspost“, das Orzan der
achtet, nämlich
chi stlichsozialen Partei, melbet heute über die
da das seit Tagen ausverkaufte Haus von
die Klage gegen Landeshaupt¬
einem normalen, sozusagen unpolitischen
Angelegenheit:
„Die Artikel 10 bis 13 und 15 des
mann Reumann
Theaterpublikum gefüllt war. Damit wird
Bundesverfassungsgesetzes, welche für später
immer wieder der Beweis erbracht, daß die
beim Verfassungsgerichtshof einbringen.
die Kompetenzen regeln, stehen noch nicht in
wirkliche Wiener Oefsentlichkeit gegen die
Ueber den Termin dieser Verhandlung vor
Kraft, so daß nach § 42 des Uebergangs¬
„Reigen“=Aufführungen
dem Verfassungsgerichtshof kann naturlich
gesetzes
noch nichts verlauten, doch pflegt dieser
garnichts einzuwenden hat
die bisherige Kompetenzauf¬
Rechisweg ziemlich langwierig zu
und es sich bei der Opposition gegen den
teilung inzwischen aufrecht
sein. Von einem gewaltsamen Eingreifen
„Reigen“ ausschließlich um organisierte
bleibt
sieht die Regierung völlig ab.
Kundgebungen handelt. Nach den gestrigen
und die Angelegenheiten der Theaterpolizei
Daraus geht hervor, daß die „Reigen“¬
Zwischenrufen im Nationalrate scheinen
und damit auch der Theaterzensur Bundes¬
Aufführungen in den Kammerspielen vor¬
die Christlichsozialen ja äußerst besorgt, daß
sache sind; sie werden derzeit von den Landes¬
läusig
die Besucher der „Reigen“=Vorstellungen,
hauptmännern als mittelbare Bundesver¬
die sie selbst insgesamt als Juden (kom¬
ihr en ungestörten Fortgang
waltung durchgeführt. Nach dem Bundesver¬
perativ: Saujuden) bezeichnet haben, sittlich
nehmen. Der „Reigen“ ist für die ganze
assungsgesetze (Arlikel 104) ist auf desem
verdorben werden könnten. Diese Besorg¬
nächste Woche auf den Spielplan der Kam¬
Gebiete der Landeshauptmann an die Wei¬
nis dürfte überflüssig sein. Wenigstens gibt
merspiele gesetzt.
sungen der Bundesregierung sowie der
es, was die ethische und ästhetische Wirkung
Die gestern in Theaterkreifen ver¬
Bundesministerien gebunden. Befolgt er eine
des „Reigen“ auf der Bühne anbelangt,
breiteten Gerüchte, daß Arthur Schnitz¬
olche Anordnung ncht, so kann er von der
kompetentere Faktoren, und alle diese haben
ler dem „Reigen“=Konflikt durch Zurück¬
Bundesregierung beim Verfassungsgerichts¬
sich für und nicht gegen dis
ziehung seines Stückes von der Bühne ein
hofe belangt werden. Die Regierung hat in
„Reigen“=Aufführung ausgesprochen.
Ende bereiten werde, entsprechen nicht den
diesem Falle keinen anderen rechtmäßigen

Aber, wie gesagt: Bis der Ver¬
Tatsachen. Von einer dem Dichter nahe¬
Weg, aber sie wird nicht zögern können, hn
fassungsgerichtshof, ein nicht gerate beweg¬
stehenden Seite wird uns mitgeteilt, daß
gegen Landeshauptmann Reu¬
liches Instrument, mobil gemacht haben
Arthur Schnitzler keinesfalls die Ab¬
mann zu beschreiten. Die moralische Ver¬
wird, werden die Aufführungen in
sicht habe, unter dem Druck einer öffent¬
antwortung für die trotz des Verbotes der Re¬
der Rotenturmstraße, wenn auch
lichen Hetze seine „Reigen“=Dialoge von
gierung erfolgte Fortsetzung der in der Be¬
vielleicht unter Polizeiassistenz, statt¬
der Bühne zurückzuziehen.
völkerung mit so großem Unwillen aufge¬
finden.
nommenen Theateraufführung wird aus¬