II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 545

box 17/6
11. Reigen

Freis Kronen
Einzelpreis 2 Kronen
uspreise:
Präunmerationspreise:
lem in der
Wee, Tabor¬
Volen:
Wiener
in einer
Monatlich .. Marl 5

Frasio:
Wierteljährlich
150
in polnischer Währnreg
nen 50
Deutschland:
. 150.—
Monatlich Mars 10.—
#ter und
Frankreich:
Monatlich
.Franes G.-
#en 50.—
Itelien:
Monatlich
Lire 6.—
huen 18.—
Rumänien:
Monatlich
Lei 15.—
rBührung
Schweiz u. das übrige Auslands

Monatlich .. Franes 3.—


nen 50.—
150.—
Redaktion u. Albministratien
Pisung
Wien, L. Bez., Taborstr. 1—
.
Telephone: 7402R. 47719
6 Uhr abends Nr. 16301
32
Postsparkassentonto 150.608
36
Wien, Samstag den 12. Februar 1921
3. Jahrgang
sudski in Paris.
Wien, 12 Februar.
„Reig
Krawalle im Parlament und
ische Landtag hat an die Pariser
diesse gerichtet, in welcher er den Dank
liche Aufnahme des Staatschefs Pil¬
s ausspricht. Herr Pilsudski ist mit
Rathaus.
s Souverüns begrüßt worden und die
ktionäre der französischen Regierung wett¬
Reumann gestattet die Aufführung, der Minister Glanz verbietet sie.
Die
knpathiebeweisen für den Gast, d ssen ur¬
Polizei schützt das Gesetz. — Lärm und Ohrfeigen im Parlament.
Tumult
litisches Programm, das des Sozialis¬
im Gemeinderat.
ne großen Dienste für den französischen
Howjetrußland zurückgetreten ist. Herr
Den öffentlichen Aufführungen des „Reigen“ war.
die Freizügigkeitserlässe des Herrn Sever gegen die
lich jetzt auf dieser Linie geblieben und
wie gemeldet, eine Probe für die Zensur vorausgegangen.
Flüchtlinge) für das bedrohte Gesetz aufzutreren. Sie
rschau eine Art Militirkonven ion mit,
Da sich hiebei kein Grund ergeben hatte, die Vorstellung
schlugen also im Parlament Lärm, die Christlichsozialen
nem formellen Vertrag basiert und nur
zu verbieten, hatte Bürgermeister Reumann in
replizierten mit „Jud! Judl Jud!“ Herr Sever er¬
r diplomalischen N#te feststell, daß die
seiner Eigenschaft als Landeskaaptmann den „Reigen“
hielt eine Ohrfeige, man trommelte mit Pultdeckeln,
ngen in der gemeinsamen Sorge für
für die Kammerspiele freigegeben. Einer Vorstellung
Fäusten, Aktenstößen. Im Gemeinderat dasselbe Schau¬
n Frieden und in der Gemeinsamkeit
wohnte nun eine christlichsoziele Bräfin bei. Sie nahm
spiel. Und am Abend stand die Polizei vor und im
n darin übereinkommen, für die Ver¬
das ihrer Weltanschauung entspiechende Aergernis und
Theater und schützte das Gesetz. Allen ist geholfen. Der
Interessen in engerer Fühlung mit¬
bearbeitete die gesinnungsverwandte Presse so lange. bis
Theaterdirektor hat eine prachtvolle Reklame, die ihn
iben. Von einer handelspoli ischen Unter¬
die „Reichspost“ offen mit Ruhestörungen drohte. Ein
keinen Heller kostet, bis Montag sind alle Karten ver¬
oder von einem Handelsvertrag ist in
paar junge Mitglieder der Orel=Partei fühlten sich ver¬
griffen, Thristlichsoziale und Sozialdemokraten steyen
ie Rede. Es wäre aber doch nötig ge¬
anlaßt, die Moral zu retten. Sie hatten, wie sie selbst
vor ihrer Wählerschaft als verfluchte Kerle da. So ist
e Frage mehr Gewicht zu legen. Die
bei der Polizei angaben, das Stück nicht gesehen, nicht
der Reigen geschlossen.
ie b fi det sich nach sichs K iegsjahren
gelesen. aber da es die Partei so wollte, versuchten sie
vollsten Zerrübung, das polnische Agrar¬
im Theater Lärm zu machen, wurden aber verhaftet.
Unsere Ansicht über die Bühnenaufführung des
kehr imsta de, die En hrung des S aats¬
Jetzt war für die Christlichsozialen der Moment
Reigen“ haben wir bereits nach der Premiere in den
stellen. Wir haben gestern mi get ilt,
gegeben, offiziell varteiamtlich aufzutreten und aus der
Kammerspielen unzweideutig zum Ausdruck gebracht.
ische Oefsentlichkeit mit der Lage Polens
Geschichte so viel Kapital zus schlagen als nur mönlich.
Schnitzler hat diese Dialogreiye nicht für die Dühne ge¬
iftigt und die Aufmerksamkeit auf den
Sie haben ja in der letzten Zeit viel Pech gehabt. West¬
schrieben, hat sich durch lange Jahre gegen die In¬
nger richet der die breiten Massen des
ungarn kriegen sie von Horthy nicht, mit dem Anschluß
szenesetzung des „Reigen“ gewehrt, ja, eine im Juhre
tes entnerpt. Die Gründe, aus denen
kann man nichts machen, in Paris hat ihre glotreiche
1919 veranstaltete Aufführung im letzten. Augenblick
esse gerabe jetzt Nokrüfe aus Wa schau¬
Regierung refnest Erfölst gehabr Aiss hei inst den
ahibiert. Wir haben mit Bedauern fostgestellt, daß der¬
sicherlich den Untergrund des mensch¬
Jnden! Das hat noch immer genützt. Die Regierung
Dichter sich selbst untreu geworden ist, wenn er jetzt
ndens. Zweifellos aber schwingen auch
fürchtete sich zuerst. grob aufzutreten, und der Min ister
die Bühnenaufführung Juldet, und halten die von
e mit und es soll darauf aufmerksam
Glanz schrieb an den Polizeibräsidenten Schober einen
Schnitzler so lange Zeit geäußerte und bewiesene Ueber¬
daß Polen willenlos und mit offenen
Brief, er möge doch so gut sein und den „Reigen“ ein¬
zeugung aufrcht, daß die Inszenierung dieser Dialoge
neuen Krieg hineingstrieben wird, der
stellen. Herr Schober wollte nicht, denn das Gesetz
unkünstlerisch, ja geschmacklos ist. Auch die Art, wie der
sinanzielle Kraft tiefst erschüllern kann.
spricht da zu deutlich. Also mußte der Kabinettsrat da
„Reigen“=Rummel begann, war uns nicht gerade sym¬
die „Reichspost“ und die übrigen Blättlein, die das
esprechungen des Marschalls Pilsulski
pathisch. Für eine Sensationsmache mit Tausendironen¬
begleitenen Außenministers Sapieha
„Fensterln“ auf dem flachen Land als gemütstiese
sitzen haben wir nichts übrig. Auch für dos Publikum
Aeußerung rustikalen Wesens lieben und den Operetten¬
ösischen Ministern haben die äußeren
nicht, das sich lüstern um die teuren Plätze balgte.
schund als höchste Blüte „weanerischen Hamurs“ ver¬
den breitesten Raum eingenommen.
Deshalb ist aber der christlichsoziale Feldzug gegen
ehren, eine Sitzung halten und den Reigen“ ver¬
ische Zeitung, die für gewöhn¬
den „Reigen“ nicht minder verlogen und läch sich. Die¬
ichtete „Chicago Tribune“, teilt mit,
dammen. Wenn man schon kein Geld hat und der
selben Herren, welche gegen die Verderbung des Wiener
Finanzminister von einem 42=-Milliorden=Defizit erzählt,
seine militärische Unterstützung nur
Kunstgeschmacks durch die Operettenseuche nichts einzu¬
Kn
K

B
00