thiebeweisen für den Gast, d ssen ur¬
sches Programm, das des Sozialis¬
großen Dienste für den französischen
jetrußland zurückgetreten ist. Herr
jetzt auf dieser Linie geblieben und
hau eine Art Militirkonven ion mit,
n formellen Vertrag basiert und nur
iplomalischen N#te feststell:, daß die
n in der gemeinsamen Sorge für
Frieden und in der Gemeinsamkeit
darin übereinkommen, für die Ver¬
nteressen in engerer Fühlung mit¬
. Von einer handelspoli ischen Unter¬
der von einem Handelsvertrag ist in
Rede. Es wäre aber doch nötig ge¬
Frage mehr Gewicht zu legen. Die
bfiedet sich nach sichs K iegsjahren
lsten Zerrüßtung, das polnische Agrar¬
imsta de, die En hrung des S aats¬
llen Wir haben gestern mi get ilt,
eOeffentlichkeit mit der Lage Polens
gt und die Aufmerksamkeit auf den
er richtet der die breihen Massen des
intnerpt. Die Gründe, aus denen
gesade jetzt Notrufe aus Warschau¬
cherlich den Untergrund des mensch¬
us. Zweifellos aber schwingen auch
nit und es soll darauf aufmerksam
ß Polen willenlos und mit offenen
Auen Krieg hineingetrieben wird, der
hanzielle Kraft tiesst erschüttern kann.
echungen des Marschalls Pilsul fki
leitenen Außenministers Sapieha
chen Ministern haben die äußeren
en breitesten Raum eingenommen.
he Zeitung, die für gewöhn¬
tete „Chicago Tribune“, teilt mit,
eine militärische Unterstützung nur
hes deutschen oder russischen An¬
n zugesagt. Dagegen würde es
hechisch=polnischen Konflikt neutral
würde hervorgehen, daß Polen mit
seinen Grenzen rechnet. Wenn ein
ge gerät. dann ist gewöhnlich seine
t frei von Schuld. Es liegt weder
Tschecho=Slowakei noch in jenem
olen Krieg zu beginnen. Die Tschecho¬
leden halten, weil ihre geographische
ist und weil ihre inneren Verhält¬
s Krieges nicht vertragen würden.
t seine Existenz. Woher rührt also
r derartigen Bebrohungen?
Inne#n genug zu tun, um geordnese
ffen. Der Warschauer Zentralismus
chsetzen und kämpft ununterbrochen
ebest ebuigen Posens und Galizi ns.
gleiten kommt noch die große und
Ukraine mit ihrer für Ostgalisien
en peinlichen Anziebungskraft. Das
nur mit äußerster Vorsicht und nur
geheilt werden können. Der ewige
Polen heute die Rolle der französi¬
zuweist, verhindert es, daß das un¬
Ruhe kommt und sich der Ordnung
uwenden kann. Der Krieg gegen
lär und es würde wahrscheinlich
schwer fallen, den eventneslen Ab¬
Perhandlungen patriotisch zu um¬
Vaterland für bedroht zu erklären.
ob selbst der siegreiche Ausgang
dzuges Polens eine Milderung seiner
eiten bringen könnte. Sicher aber
re Situation nicht en spannen kann
stische Ueberhitzung der allgemeinen
tlich für Polen Eineußen bringt, die
tgemacht werden könnten. Polen
Polizei schützt das Gesetz.
Lärm und Ohrfeigen im Parlament. — Tumult
im Gemeinderat.
Den öffentlichen Aufführungen des „Reigen“ war,
die Freizügigkeitserlässe des Herrn Sever gegen die
wie gemeldet, eine Probe für die Zensur vorausgegangen.
Flüchtlinge) für das bedrohte Gesetz aufzutreten. Sie
Da sich hiebei kein Grund ergoben hatte, die Vorstellung
schlugen also im Parlament Lärm, die Cyristlichsozialen
zu verbieten, hatte Bürgermeister Reumann in
replizierten mit „Jud! Judl Jud!“, Herr Sever er¬
seiner Eigenschaft als Landeshaaptmann den „Reigen“
hielt eine Ohrfeige, man trommelte mit Pultdeckeln,
für die Kammerspiele freigegeben. Einer Vorstellung
Fänsten, Aktenstößen. Im Gemeinderat dasselbe Schau¬
wohnte nun eine christlichsoziole Bräfin bei. Sie nahm
spiel. Und am Abend stand die Polizei vor und im
das ihrer Weltanschauungentspiechende Aergernis und
Theater und schützte das Gesetz. Allen ist geholfen. Der
bearbeitete die gesinnungsverwandte Presse so lange. bis
Theaterdirektor hat eine prachtvolle Reklame, die ihn
die „Reichspost“ offen mit Ruhestörungen drohte. Ein
keinen Heller kostet, bis Montag sind alle Karten ver¬
paar junge Mitglieder der Orel=Partei fühlten sich ver¬
griffen, Christlichsoziale und Sozialdemokraten steyen
anlaßt, die Moral zu retten. Sie hatten, wie sie selbst
vor ihrer Wählerschaft als verfluchte Kerle da. So ist
bei der Polizei angaben, das Stück nicht gesehen, nicht
der Reigen geschlossen.
gelesen, aber da es die Partei so wollte, versuchten sie
im Theater Lärm zu machen, wurden aber verhaftet.
Unsere Ansicht über die Bühnenaufführung des
Jetzt war für die Christlichsozialen der Moment
Reigen“ haben wir bereits nach der Premiere in den
gegeben, offiziell, parteiamtlich aufzutreten und aus der
Kammerspielen unzweideutig zum Ausdruck gebracht.
Geschichte so viel Kapital zu schlagen als nur möglich.
Schnitzler bat diese Dialogreihe nicht für die Bühne ge¬
Sie haben ja in der letzten Zeit viel Pech gehabt. West¬
schrieben, hat sich durch lange Jahre gegen die In¬
ungarn kriegen sie von Horthy nicht, mit dem Anschluß
szenesetzung des „Reigen“ gewehrt, ja, eine im Juhre
kann man nichts machen, in Paris hat ihre glorreiche
1919 veranstaltete Aufführung im letzten Augenblick
Regierung keinen Erfolg gehabe Rise he#i den
inhibiert. Wir haben mit Bedauern jengestellt, daß der
Juden! Das hat noch immer genützt. Die Regierung
Dichter sich selbst untreu geworden ist, wenn er jetzt
fürchtete sich zuerst. grob aufzutreten, und der Min ister
die Bühnenaufführung kuldet, und halten die von
Glanz schrieb an den Polizeipräsidenten Schöber einen
Schnitzter so lange Zeit geäußerte und bewiesene Ueber¬
Brief, er möge doch so gut sein und den „Reigen“ ein¬
zeugung aufrcht, daß die Inszenierung dieser Dialoge
stellen. Herr Schober wollte nicht, denn das Gesetz
unkünstlerisch, ja geschmacklos ist. Auch die Art, wie der
spricht da zu deutlich. Also mußte der Kabinettsrat da
„Reigen“=Rummel begann, war uns nicht gerade som¬
die „Reichspost“ und die übrigen Blättlein, die das
pathisch. Für eine Sensationsmache mit Tausendkronen¬
„Fensterln“ auf dem flachen Land als gemütstiese
sitzen haben wir nichts übrig. Auch für das Publikum
Aeußerung rustikalen Wesens lieben und den Operetten¬
nicht, das sich lüstern um die teuren Plätze balgte.
schund als höchste Blüte „weanerischen Hamurs“ ver¬
Deshalb ist aber der christlichsoziale Feldzug gegen
ehren, eine Sitzung halten und den Reigen“ ver¬
den „Reigen“ nicht minder verlogen und lächerlich. Die¬
dammen. Wenn man schon kein Geld hat und der
selben Herren, welche gegen die Verderbung des Wiener
Finanzminister von einem 42=Milliorden=Defizit erzählt,
Kunstgeschmacks durch die Operettenseuche nichts einzu¬
dann will man doch wenigstens die Sittlichkeit retten.
wenden hatten, laufen jetzt gegen eine Aufführung
Es erging das Verbot. Der Oeffentlichkeit, die wahrlich
Sturm, in welcher doch ein wirkliches Kunstwerk ver¬
anderes zu bedenken hat, teilte man durch die „Staats¬
mittelt wird. Und das Manöver, aus der „Reigen“
korrespondenz“ folgendes mit:
Affäre ein Politikum zu machen, ist doch zu durch¬
sichtig und schäbig.
„Bereits vor Zulassung der Aufführung des „Reigen
durch den Magistrat Wien al politische Landsbehörde
hat der Polizeipräsident den Bürgermeister von Wien auf
Die gestrige Vorstellung vollzog sich hinter einem
die schweren Bedenken aufmerksam gemacht, die der Auf¬
grandiosen Polizeiaufgebot. Alle Zugänge zum Theater
führung des Stückes entgegenstehen. Der Magistrat er¬
in der Rotenturmstraße waren durch Polizei besetzt, nur
teilte jedoch nach Anhörung des Zensurbeirates mit
Be¬
scheid vom 12. Jänner die Aufführungsbewilligung
Kartenbesitzer erhielten Zutritt. Auch im Theaterraum
nun erfolaten Aufführungen des Stückes gaben zu leb¬
befanden sich Detektivs. Das Publikum zeigte zum
haften Erörterungen in der Oeffentlichkeit Anlaß. Hieber
Unterschied von den Schauspielern starke Nervosität und
prach sich die weitans überwiegende Mehrzahl der öffent¬
geriet in Unruhe, so oft ein Programmzettel raschelte.
lichen Stimmen dabin aus, daß die Aufführung nach
ihrem Gesamteindruck eine arge Verletung der Sittlichkeit
Die Rufführung selbst ging ungestört und unter starkem
bedeute. Kundaebungen aus der Bevölkerung und zahl¬
Beifall des Anditoriums, das sich Mut klatschte, vor sich.
reiche Artikel der Presse verschiedener Richtung ließen er¬
kennen, daß diese Vorführung mit dem sittlichen Empfin¬
Die „Reigen“=Affäre im Wiener
den weiter Kreise der Miener Bevölker##g in scharfem
Gegensatz steht. Der Bundesminister für Inneres und
Landtag.
Unterricht richtete daler an den zunächst zur Beurteilung
Wüste Szenen.
des Falles berufenen Bürgermeister von Wien die Ein¬
adung, zu der durch die öffentlichen Aufführunger ge¬
Es war vorauszusehen, daß das „Reigen"=Verbok
gebenen Eachlage Stellung zu nehmen. Der Bürger¬
ebenso wie in der Nationalversammlung auch in der gestri¬
meister erklärte jedoch, daß er nicht in der Lage sei, seine
gen Sitzung des Wiener Landtages starken Widerhall finden
erste Entscheidung abzuändern. Aus Rücksichten der
werde. Und in der Tat kam es anläßlich eines von Sozjal¬
öffentlichen Sittlichkeit sah sich nun die Bundes¬
regierung veranlaßt, die weiteren Aufführun¬
demokraten gestellten Dringlichkeitsantrages, in welchem dor
gen des „Reigen“ zu untersagen. Sie glaubt, sich
Landeshauptmann als Bürgermeister von Wien aufgefordert
hiebei mit der öffentlichen Meinung, abgesehen von einem
wird, die Autonomie und Freiheit Wiens aufs energischeste
kleinen, für das Wiener Volksempfinden wohl nicht ma߬
zu wahren, zu wüsten Tumultszenen.
gebenden Zuhörerkreis, in voller Uebereinstimmung zu
befinden.“
Von den Gemeinderäten Speiser und Genossen lag
Nun ergibt sich folgende hübsche Sithation: Das
folgender Antrag vor: Dem Vernehmen nach hat der Bun¬
Stück ist auf Grund des Verfassungsgesetzes gestattet,
desminister für Inneres und Unterricht die weitere Auf¬
aber von der Regierung auf Grund einer kaiserlichen
führung des Theaterstückes von Schnitzler „Reigen“ ver¬
Verordnung aus dem Jahre 1850 untersagt. Die Polizei
boten. Nach der Theaterverordnung vom 14. November 1850
steht auf dem Standnunkt, daß für sie die Verfassung
bedarf jede Bühnenproduktion vor ihrer ersten Darstellung
maßgebender sei als eine verschimmelte Verordnung, und
der Aufführungsbewilligung von seiten des Statthalters.
Präsident Schober erklärte dem Thaterdirektor: „Das
Nach § 5 kann die erteilte Bewilligung aus Beweggründen
Stück ist freigegeben. Ich war dagegen.
der öffentlichen Ordnung jederzeit zurückgenommen werden.
Jetzt schütze ich das Stück!“ Das ist nun die
Zuständig zur Erteilung einer Aufführungsbewilligung und
wundervollste Gelegenheit für die Sozialdemokraten die
zur Zurücknahme der Bewilligung ist somit der Statthalter.
sonst auf Verfassung und ähnliche Dinge pleifen (siebe
Nach dem neuen Bundesverfassungsgesetz ist an Stelle des
sches Programm, das des Sozialis¬
großen Dienste für den französischen
jetrußland zurückgetreten ist. Herr
jetzt auf dieser Linie geblieben und
hau eine Art Militirkonven ion mit,
n formellen Vertrag basiert und nur
iplomalischen N#te feststell:, daß die
n in der gemeinsamen Sorge für
Frieden und in der Gemeinsamkeit
darin übereinkommen, für die Ver¬
nteressen in engerer Fühlung mit¬
. Von einer handelspoli ischen Unter¬
der von einem Handelsvertrag ist in
Rede. Es wäre aber doch nötig ge¬
Frage mehr Gewicht zu legen. Die
bfiedet sich nach sichs K iegsjahren
lsten Zerrüßtung, das polnische Agrar¬
imsta de, die En hrung des S aats¬
llen Wir haben gestern mi get ilt,
eOeffentlichkeit mit der Lage Polens
gt und die Aufmerksamkeit auf den
er richtet der die breihen Massen des
intnerpt. Die Gründe, aus denen
gesade jetzt Notrufe aus Warschau¬
cherlich den Untergrund des mensch¬
us. Zweifellos aber schwingen auch
nit und es soll darauf aufmerksam
ß Polen willenlos und mit offenen
Auen Krieg hineingetrieben wird, der
hanzielle Kraft tiesst erschüttern kann.
echungen des Marschalls Pilsul fki
leitenen Außenministers Sapieha
chen Ministern haben die äußeren
en breitesten Raum eingenommen.
he Zeitung, die für gewöhn¬
tete „Chicago Tribune“, teilt mit,
eine militärische Unterstützung nur
hes deutschen oder russischen An¬
n zugesagt. Dagegen würde es
hechisch=polnischen Konflikt neutral
würde hervorgehen, daß Polen mit
seinen Grenzen rechnet. Wenn ein
ge gerät. dann ist gewöhnlich seine
t frei von Schuld. Es liegt weder
Tschecho=Slowakei noch in jenem
olen Krieg zu beginnen. Die Tschecho¬
leden halten, weil ihre geographische
ist und weil ihre inneren Verhält¬
s Krieges nicht vertragen würden.
t seine Existenz. Woher rührt also
r derartigen Bebrohungen?
Inne#n genug zu tun, um geordnese
ffen. Der Warschauer Zentralismus
chsetzen und kämpft ununterbrochen
ebest ebuigen Posens und Galizi ns.
gleiten kommt noch die große und
Ukraine mit ihrer für Ostgalisien
en peinlichen Anziebungskraft. Das
nur mit äußerster Vorsicht und nur
geheilt werden können. Der ewige
Polen heute die Rolle der französi¬
zuweist, verhindert es, daß das un¬
Ruhe kommt und sich der Ordnung
uwenden kann. Der Krieg gegen
lär und es würde wahrscheinlich
schwer fallen, den eventneslen Ab¬
Perhandlungen patriotisch zu um¬
Vaterland für bedroht zu erklären.
ob selbst der siegreiche Ausgang
dzuges Polens eine Milderung seiner
eiten bringen könnte. Sicher aber
re Situation nicht en spannen kann
stische Ueberhitzung der allgemeinen
tlich für Polen Eineußen bringt, die
tgemacht werden könnten. Polen
Polizei schützt das Gesetz.
Lärm und Ohrfeigen im Parlament. — Tumult
im Gemeinderat.
Den öffentlichen Aufführungen des „Reigen“ war,
die Freizügigkeitserlässe des Herrn Sever gegen die
wie gemeldet, eine Probe für die Zensur vorausgegangen.
Flüchtlinge) für das bedrohte Gesetz aufzutreten. Sie
Da sich hiebei kein Grund ergoben hatte, die Vorstellung
schlugen also im Parlament Lärm, die Cyristlichsozialen
zu verbieten, hatte Bürgermeister Reumann in
replizierten mit „Jud! Judl Jud!“, Herr Sever er¬
seiner Eigenschaft als Landeshaaptmann den „Reigen“
hielt eine Ohrfeige, man trommelte mit Pultdeckeln,
für die Kammerspiele freigegeben. Einer Vorstellung
Fänsten, Aktenstößen. Im Gemeinderat dasselbe Schau¬
wohnte nun eine christlichsoziole Bräfin bei. Sie nahm
spiel. Und am Abend stand die Polizei vor und im
das ihrer Weltanschauungentspiechende Aergernis und
Theater und schützte das Gesetz. Allen ist geholfen. Der
bearbeitete die gesinnungsverwandte Presse so lange. bis
Theaterdirektor hat eine prachtvolle Reklame, die ihn
die „Reichspost“ offen mit Ruhestörungen drohte. Ein
keinen Heller kostet, bis Montag sind alle Karten ver¬
paar junge Mitglieder der Orel=Partei fühlten sich ver¬
griffen, Christlichsoziale und Sozialdemokraten steyen
anlaßt, die Moral zu retten. Sie hatten, wie sie selbst
vor ihrer Wählerschaft als verfluchte Kerle da. So ist
bei der Polizei angaben, das Stück nicht gesehen, nicht
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gelesen, aber da es die Partei so wollte, versuchten sie
im Theater Lärm zu machen, wurden aber verhaftet.
Unsere Ansicht über die Bühnenaufführung des
Jetzt war für die Christlichsozialen der Moment
Reigen“ haben wir bereits nach der Premiere in den
gegeben, offiziell, parteiamtlich aufzutreten und aus der
Kammerspielen unzweideutig zum Ausdruck gebracht.
Geschichte so viel Kapital zu schlagen als nur möglich.
Schnitzler bat diese Dialogreihe nicht für die Bühne ge¬
Sie haben ja in der letzten Zeit viel Pech gehabt. West¬
schrieben, hat sich durch lange Jahre gegen die In¬
ungarn kriegen sie von Horthy nicht, mit dem Anschluß
szenesetzung des „Reigen“ gewehrt, ja, eine im Juhre
kann man nichts machen, in Paris hat ihre glorreiche
1919 veranstaltete Aufführung im letzten Augenblick
Regierung keinen Erfolg gehabe Rise he#i den
inhibiert. Wir haben mit Bedauern jengestellt, daß der
Juden! Das hat noch immer genützt. Die Regierung
Dichter sich selbst untreu geworden ist, wenn er jetzt
fürchtete sich zuerst. grob aufzutreten, und der Min ister
die Bühnenaufführung kuldet, und halten die von
Glanz schrieb an den Polizeipräsidenten Schöber einen
Schnitzter so lange Zeit geäußerte und bewiesene Ueber¬
Brief, er möge doch so gut sein und den „Reigen“ ein¬
zeugung aufrcht, daß die Inszenierung dieser Dialoge
stellen. Herr Schober wollte nicht, denn das Gesetz
unkünstlerisch, ja geschmacklos ist. Auch die Art, wie der
spricht da zu deutlich. Also mußte der Kabinettsrat da
„Reigen“=Rummel begann, war uns nicht gerade som¬
die „Reichspost“ und die übrigen Blättlein, die das
pathisch. Für eine Sensationsmache mit Tausendkronen¬
„Fensterln“ auf dem flachen Land als gemütstiese
sitzen haben wir nichts übrig. Auch für das Publikum
Aeußerung rustikalen Wesens lieben und den Operetten¬
nicht, das sich lüstern um die teuren Plätze balgte.
schund als höchste Blüte „weanerischen Hamurs“ ver¬
Deshalb ist aber der christlichsoziale Feldzug gegen
ehren, eine Sitzung halten und den Reigen“ ver¬
den „Reigen“ nicht minder verlogen und lächerlich. Die¬
dammen. Wenn man schon kein Geld hat und der
selben Herren, welche gegen die Verderbung des Wiener
Finanzminister von einem 42=Milliorden=Defizit erzählt,
Kunstgeschmacks durch die Operettenseuche nichts einzu¬
dann will man doch wenigstens die Sittlichkeit retten.
wenden hatten, laufen jetzt gegen eine Aufführung
Es erging das Verbot. Der Oeffentlichkeit, die wahrlich
Sturm, in welcher doch ein wirkliches Kunstwerk ver¬
anderes zu bedenken hat, teilte man durch die „Staats¬
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korrespondenz“ folgendes mit:
Affäre ein Politikum zu machen, ist doch zu durch¬
sichtig und schäbig.
„Bereits vor Zulassung der Aufführung des „Reigen
durch den Magistrat Wien al politische Landsbehörde
hat der Polizeipräsident den Bürgermeister von Wien auf
Die gestrige Vorstellung vollzog sich hinter einem
die schweren Bedenken aufmerksam gemacht, die der Auf¬
grandiosen Polizeiaufgebot. Alle Zugänge zum Theater
führung des Stückes entgegenstehen. Der Magistrat er¬
in der Rotenturmstraße waren durch Polizei besetzt, nur
teilte jedoch nach Anhörung des Zensurbeirates mit
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scheid vom 12. Jänner die Aufführungsbewilligung
Kartenbesitzer erhielten Zutritt. Auch im Theaterraum
nun erfolaten Aufführungen des Stückes gaben zu leb¬
befanden sich Detektivs. Das Publikum zeigte zum
haften Erörterungen in der Oeffentlichkeit Anlaß. Hieber
Unterschied von den Schauspielern starke Nervosität und
prach sich die weitans überwiegende Mehrzahl der öffent¬
geriet in Unruhe, so oft ein Programmzettel raschelte.
lichen Stimmen dabin aus, daß die Aufführung nach
ihrem Gesamteindruck eine arge Verletung der Sittlichkeit
Die Rufführung selbst ging ungestört und unter starkem
bedeute. Kundaebungen aus der Bevölkerung und zahl¬
Beifall des Anditoriums, das sich Mut klatschte, vor sich.
reiche Artikel der Presse verschiedener Richtung ließen er¬
kennen, daß diese Vorführung mit dem sittlichen Empfin¬
Die „Reigen“=Affäre im Wiener
den weiter Kreise der Miener Bevölker##g in scharfem
Gegensatz steht. Der Bundesminister für Inneres und
Landtag.
Unterricht richtete daler an den zunächst zur Beurteilung
Wüste Szenen.
des Falles berufenen Bürgermeister von Wien die Ein¬
adung, zu der durch die öffentlichen Aufführunger ge¬
Es war vorauszusehen, daß das „Reigen"=Verbok
gebenen Eachlage Stellung zu nehmen. Der Bürger¬
ebenso wie in der Nationalversammlung auch in der gestri¬
meister erklärte jedoch, daß er nicht in der Lage sei, seine
gen Sitzung des Wiener Landtages starken Widerhall finden
erste Entscheidung abzuändern. Aus Rücksichten der
werde. Und in der Tat kam es anläßlich eines von Sozjal¬
öffentlichen Sittlichkeit sah sich nun die Bundes¬
regierung veranlaßt, die weiteren Aufführun¬
demokraten gestellten Dringlichkeitsantrages, in welchem dor
gen des „Reigen“ zu untersagen. Sie glaubt, sich
Landeshauptmann als Bürgermeister von Wien aufgefordert
hiebei mit der öffentlichen Meinung, abgesehen von einem
wird, die Autonomie und Freiheit Wiens aufs energischeste
kleinen, für das Wiener Volksempfinden wohl nicht ma߬
zu wahren, zu wüsten Tumultszenen.
gebenden Zuhörerkreis, in voller Uebereinstimmung zu
befinden.“
Von den Gemeinderäten Speiser und Genossen lag
Nun ergibt sich folgende hübsche Sithation: Das
folgender Antrag vor: Dem Vernehmen nach hat der Bun¬
Stück ist auf Grund des Verfassungsgesetzes gestattet,
desminister für Inneres und Unterricht die weitere Auf¬
aber von der Regierung auf Grund einer kaiserlichen
führung des Theaterstückes von Schnitzler „Reigen“ ver¬
Verordnung aus dem Jahre 1850 untersagt. Die Polizei
boten. Nach der Theaterverordnung vom 14. November 1850
steht auf dem Standnunkt, daß für sie die Verfassung
bedarf jede Bühnenproduktion vor ihrer ersten Darstellung
maßgebender sei als eine verschimmelte Verordnung, und
der Aufführungsbewilligung von seiten des Statthalters.
Präsident Schober erklärte dem Thaterdirektor: „Das
Nach § 5 kann die erteilte Bewilligung aus Beweggründen
Stück ist freigegeben. Ich war dagegen.
der öffentlichen Ordnung jederzeit zurückgenommen werden.
Jetzt schütze ich das Stück!“ Das ist nun die
Zuständig zur Erteilung einer Aufführungsbewilligung und
wundervollste Gelegenheit für die Sozialdemokraten die
zur Zurücknahme der Bewilligung ist somit der Statthalter.
sonst auf Verfassung und ähnliche Dinge pleifen (siebe
Nach dem neuen Bundesverfassungsgesetz ist an Stelle des