II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 556


handeln die Frage freilich von einem anderen
ichtspunkt als die beswilligen
Schwachköpie be¬
„Tagespost“ und man lese nur, wie etwa die „Neu¬
Freie Presse“, die, wie die Erfahrung lehrt, gewiß
gerne bereit ist, den Jargon der „Tagespost“ einzu¬
Gelegenheit
hängen, wenn sie dazu nur halbwegs
hat, sich zu der Angelegenheit verhält. Sie schreibt
„Das Verbot der Regierung ist erfolgt aus Rücksicht
gegenüber einer parteipolitischen Strömung, die sich
gänzlich unberechtigterweise in diese rein künstlerische
Frage eingemengt hat. Nachträgliche Verbote haben
überhaupt viel Gehässiges und sind ein Armuiszeng¬
nis für die Behörde, die nicht imstande war, im
vorhinein zu dem richtigen Schlusse zu gelangen
Entweder das Ministerium heite die Ansicht,
daß
diese Aufführung nicht statifinden dürfe, dann hätte
von allem Ansang an die Entscheidung in diesem
Sinne erfließen müssen. Juerst jedoch die Aufführung
erlauben, dann aber den politischen Strömunger
nachgeben, ist inkonsequent und kennzeichnet die
Flüchtigkeit, mit der in Österreich über wichtige
künstlerische Fragen entschieden wird.“ Man ver
gleiche damit die gehässigen Ausfälle der Grazen
Kuppelpresse, die sich erdreistet, zu schreiben, der
rote Terror“ habe sich des „Reigens“, bemächtigt,
während die Wahrheit ist, daß der weiße Terror die
Verfassung bricht und die journalistische Gelegen¬
heitsmacherin die Mauer dazu macht.
Noch sind wir nicht so weit, daß auf jeden Wink
eines Piffl die Verfassung gebrochen werden kann.
Gen. Reumann, der Wiener Landeshaupimann, an¬
erkennt den Verfassungsbruch nicht und leitet dem¬
gemäß den gesetzwidrigen Erlaß auch nicht weiter,
o daß das Theaterstück ruhig aufgeführt werden
kann, bis der Verfassungsgerichtshof entschieden
haben wird.
Für den Schutz der Rechte des Landeshauptmannes.
Wien, 11. Februar. In der heutigen Sitzung des
Landtages stellte Gemeinderat Speiser namens der
Sozialdemokraten einen Dringlichkeitsantrag, worin
unter Hinweis darauf, daß das vom Minister des
Innern erlassene Verbot der Aufführung von Schnitz¬
lers „Reigen“ in die Kompetenz des Landtages ein¬
greife, der Bürgermeister als Landeshauptmann auf¬
gefordert wird, die Autonomie des Landes gegen je¬
den Eingriff der Bundesregierung energisch zu
wahren.
Sowohl bei der Verlesung des Antrages, als bei
der Begründung desselben durch den Abg. Speiser
kam es zu stürmischen Szenen zwischen den Sozial¬
demokraten und den Christlichsozialen, wobei die
letzteren mit den Pultdeckeln Lärm schlugen. Schlie߬
lich wurde dem Antrage die Dringlichkeit zuerkannt
Von seiten der. Christlichsozialen wurde das erlassene
Verbot verteidigt.
Der Landeshauptmann und Bürgermeister er¬
klärte unter lebhaftem Beifall der Sozialdemokraten
nichts werde ihn dazu beingen, die Aufführung des
„Reigens“ zu verbieten. Er lasse die Verfassung der
Stadt Wien nicht schänden. Er werde von seinem
Rechte nicht abweichen.
Schließlich wurde ein Antrag Kunschaks, den
Sachverhalt zu prüfen und dem Gemeinderat darüber
zu berichten, abgelehnt und der Antrag Speiser an¬
genommen.
Herrn Glanz' Stellung erschüttert?
Wien, 11. Februar. In parlamentarischen Krei¬
sen wurde gestern der Vorfall lebhaft erörtert und
vielfach der Auffassung Ausdruck gegeben, daß, wenn
nicht in letzter Stunde eine Zurückziehung des ver¬
fassungswidrigen Verbotes durch den Minister Glanz
erfolgen sollte, die Stellung des Bundesminsters
für Inneres und sein weiteres Verbleiben in der
Regierung sehr fragkich geworden ist.
Die Haltung Schnitzlers.
Wien, 11. Februar. Die gestern verbreiteten Ge¬
rüchte, daß der Autor des „Reigens“, Artur Schnitz¬
ler, dem Streitfall durch Zurückziehung seines
Stückes von der Bühne ein Ende bereiten wird, ent¬
sprechen nicht den Tatsachen. Schnitzler erklärt, er
denke nicht daran, sein Stück zurückzuziehen.
Aleinen und den Aklienkäufen durch den Triestiner
wie
Arzt Castialioni sicherlich ebensoviel Kenntni¬
unsere meisten Leser vom Kontrapunkt.
und so darf
es nicht wundern, wenn ein Artikel, der die Tendenz
hat, zu beweisen, wie sehr sich Ententetapitalisten bei
ihren Schiebereien verrechnen können, produziert
werden kann, der den haarsträubendsten Blödsinn
über das traurigste österreichische Wirtschaftskapitel
zum Inhalt hat. Wir hätten die „Enthüllungen
ruhin vorübergehen lassen, wenn nicht die „Tages
post“ durch Wiedergabe des ganzen Artikels bewiesen
hätte, wie sehr ihr auch die primitivsien Kenntisse
der wirtschaftlichen Vorkomnisse fehlen und wie sehr
ie jeder Dummheit aussitzt, die sich mit „Eingeweist¬
heit“ drapiert. Ist schon die Unkenntnis der Berliner
Vossischen Zeitung" über Wirtschaftsvorgänge bei
ms blamabel, noch dazu bei soviel Häufung von
handgreiflichem Unsinn, wie man ihn sonst nicht leich
ind““ so ist die Wiedergabe des Artikels durch die
Prazer „Tagespost“ eine wahre Schande und eine
Zumutung an ihre Leser, die sich wohl fragen mü߬
ten, ob denn dieses Blait nicht einen Menschen hat
der imstande wäre, einen Wirtschaftsaufsatz, der dies
größte steirische Werk behandelt, auf seine annähernde
Richtigkeit zu prüfen, ehe er der Öffentlichkeit über¬
geben wird, noch dazu an leitender Stelle.
Damit wir dem ehrenwerten und fachweisen
Blatt, das nach Abdruck des Berliner Artikels selbst¬
gefällig „die Wahrheit der Darstellung im großen und
ganzen“ feststellt, nicht Unrecht tun, führen wir an
daß ihm eine Stelle des Berliner Alpine=Artikels,
allerdings die schreiendste und für jeden Schuljungen
als Blödsinn erkennbare, selber auffällt, nämlich die,
auf die sich der Vossische Arkikel aufbam und vor
dem der von der „Tagespost“ besonders hervorgeho¬
bene Satz gilt, daß „die Mitteilungen in den Einzel¬
heiten bisher nur ganz wenigen Eingeweihten be¬
kannt seien und sie kein Dementi und keine Abschwä¬
hung auch nur um ein Jota zu erschüttern ver¬
nöchte“. Die „Vossische Zeitung“ erzählt und die
„Tagespost“ setzt es ihren Lesern vor, daß der Schie¬
ber Castiglioni sich durch Käufe von Alpineaktien
zu phantastischen Preisen in den Besitz der Aktien¬
majorität brachte und einen großen Teil davon der
Turiner Fiat-Gruppe zu noch phantastischerem
Preise überließ. Warum tun das Castialioni und die
Fiat=Gruppc? Aus valutarischen Erwägungen etwa?
Mag sein, sagen die „Vossin“ und die „Tagespost“.
„Weit stärker aber war der Wunsch der Italiener
sich dieses glänzenden österreichischen Unternehmens
zu bemächtigen, wobei sicherlich, wenn nicht die zu¬
versichtliche Erwartung, so=doch mindestens die stille
Hoffnung mitsprach, das Ergebnis der Abstimmung
werde diesen Teil Deutschösterreichs zu Italien schla¬
gen.“ (Sieast es!] „Daß solche Erwartungen aufs
gröbste getäuscht worden sind, ist bekannt.“ (Aber hof¬
entlich nicht erst durch die „Vossische“.) „Damit zer¬
chlug sich die letzte Hoffnung der Italiener, aus die¬
em Geschäte mit einem blauen Auge herauszukom¬
nen.“ (Hofft net weiter!) Diese Zeugnisse von Trot¬
telhaftgikeit bezeichnet die „Tachcest“ bescheiden
wie sie nun einmal ist, als „von einer falschen Optik
aus gesehen“, denn so viel weiß die „Tagespost“
chon, daß Castiglioni auch gemußt hat, Donawitz und
Eisenerz seien nicht in ein für Italien bestimmtes
Abstimmungsgebiet in Betracht gekommen, denn
zwischen Donawitz und der italienischen Grenze sind
immerhin noch einige deutschösterreichische Felder, bis
man nach Tarvis kommt.
Aber auf diesen Unsinn isi der Artikel aufgebaut
und die Folgerungen schauen demgemäß aus. Bevor
wir weiteraehen, möchten wir folaendes aussprechen:
Die „Tagespost“ und die „Vossin“ sind der festen
Überzeugung, daß Castialioni und die Seinen mit
dem Alpine=Aktienkauf sich „in die Nesseln gesetzt
hätten“. Ach, wire das nur wahr, säßen sie wirklich
drin, niemand hätte mehr Großschieber und Geld¬
wir, wenn es so einem Großschieber und Geld¬
scheffler einmal ordentlich an die Taschen ginge. Dem
st aber leider nicht so und wie gesagt, nur die Un¬
wissenheit der „Tagespost“ zwingt uns wieder einmal,
an einem Beisviel zu zeigen, wie sehr aerade die
Dummheit diess Blattes im Verein mit ihrem übel¬
wollen gegen die frühere „Judensoziregierung“
schuld daran tragen, daß mit ihrer und der steirischen
erschachern hälfen, das nun d
über unser größtes Unternehmen
vollste Rohstoifquelle erhielt. Desh
idie ohnegleichen, wenn die „Ta
ausbringt zu behaupten, daß die fr
Regierung die Tragweite dieser
erkannt hat. Das Gegenteil ist rich
erkannte die Tragweite nur zu gen
gespost“ und der christlichsozialen
war die Lösung durch Herrn Casti
ieber als die Verwaltung durch di
den Staat selbst.
Das zur impertinenten Behaup
in Unwissenheit, sondern auch an
eidenden „Tagespost“. Und nun
Behauptungen, wie stark Castiglio
itz:“. Als Castiglioni Alpine zu
italienischer Valuta, kostete ein Al
recht erinnern, ungefähr 500 öst
oder nach dem damaligen Stand
age und schreibe einhundert Lire
samten Aktienposten von 130.000
13 Millionen Lire. Für einen
cheffler à la Castiglioni ein Pap
3 Millionen Lire konnte man au
mehr als vielleicht einen halbve
kaufen. Das war damals. Inzwisch
ktie von 500 K per Stück auf n
Kronen per Stück gestiegen. Koste
astiglioni die 130.000 Stück Al
kaufte, ungefähr 65 Millionen Kr
heute dafür, wenn er sie verkaufen
ger als 689 Millionen Kronen.
o „in den Resseln“ daß er heim
pinen nicht weniger als die Kleinig
ionen Kronen verdienen würde.
„blaue Auge“ ist, mit dem die Is
Alpinekauf dionkommen werden,
Vossin“ und die „Tagespost“ diese
gewinn noch zu gering und die sind
dere Verdienste gewöhnt. So sieht
es Artikelschreibers und das Wi
post“ aus. Was nun die übrigen
Artikel über Arbeiter und über
hätte sich der Eingeweihte und die
einem Artikel des Direktors Rotk
pinen in der Weihnachtsnummer
Presse“ besser unterrichten können
Es ist kaum der Mühe wert, au
von der unmöglichen Beschäftigung
beiter bei der Alpinen, mit der C
gerechnet haben soll, einzugehen,
vitzer Hofarbeiter weiß, daß im
ofern sie beschäftigt wurden, zusa
slawischen Arbeitern höchstens für
Verwendung fanden, da sie für d
Hochofenarbeit den einheimischen 2#
deutend nachstanden.
So glauben wir gezeigt zu hab
chaftsweisheit der „Tagespost“ be
nicht einmal imstande ist, ein Urt
zu geben, das kaum zwei Bahnstunt
ernt ist. Und so eine Zeitung lebt
das Blatt der Intelligenz zu sein.
Ehristlichsoziale A
stimmung wegen
Am Aschermittwoch, wo die
die Redaktion des Grazer christli
Blattes in der Suppe des neuer
ums in Ungarn einige Haare gefu
Appetit an der Horthygesellschaft
Man höre, wie das Blatt (10.
„Ein Wahlkampf in Ungarn
reinigendes Gewitter wirken, da
versammlung Leute sitzen, die de
licher Kurs“ nur als Deckmantel
aubere politische Geschäfte zu mache
sätzen des Christentums widerstreite
Bewegung ohne seelische Erneuern
zu wenig; wenn diese durchgreift,