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11. Reigen
SEAT
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nichts Wichtigeres zu tun hatte, so sog man freu
nern, Napoleon an der Spitze, glühende Bewun¬
32—:
dig die neue Sensation mit weitgeblähten Nasen¬
derer erstanden sind, mehr gedient gewesen wäre,
die Aufführung des Reigen“ prompt verhinder
wenn eer hysterische Münchner Ruf der „Schwei¬
Der Reigen der „Rei
zu haben, ließ den österreichischen Minister des
nereis nicht aus zartem Munde ertönt wäre. Im
Innern auch diesmal nicht schlafen. Und da die
Uebrigen kann man sich angesichts so großer Auf¬
awalle.
Regierung nun schon einmal die Revision des
regung und solcher Kreuzzüge für und wider
Bes in, Leipzig 1— das gingsönöch mähig zu.
Schnitzler ganz der Ansicht des früheren Präsiden¬
Friodens von St. Germain und die Reparation
Da lagen sich Intendanten und Publikum in den
ten des österreichischen Nationalrates Seitz an¬
als ein weniger geeignetes Feld für ihren Taten¬
Haaren und Tylla Durieux erklärte des Langen
schließen, der da sehr richtig bemerkte, das Urteil
drang erkannte, so kämpft sie als tapferer Don
und Breiten, warum sie wohl eine Sudermänniche
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erotischen Windmühlen
eines Ministers über den Wiener Dichter sei ihm
Quichotte gegen die
S. Homoseruelle, aber kein heißblütiges Wienet Mä¬
ebenso gleichgöltig wie das Geschrei männlicher
Schnitzlers. Man müßte Wien nicht kennen, um
del spieien könne. Worauf Alfred Kerr seinen
und weiblicher Hystero=Erotiker, Zentrumsabge¬
nicht zu wissen, daß Brotmangel, Reparation,
Federliel spitzte und sie aufspießte. In Süddeutsch¬
ordneter und Polizeipräsidenten. Ueber Schnitz¬
Ministerkrise, Anschluß oder Nichtanschluß -
land war es schon lustiger. Eine Frau, die sich
lers Stellung in der deutschen Literatur haben
daß all diese Kleinigkeiten im Augenblicke ver¬
nach schweren moralischen Kämpfen nicht versagen.
gottlob andere entschieden als christlichsoziale Mi¬
gessen sind, wenn der Krieg um den „Reigen“
konnte, den Reigen auch einmal aus dem Parkett
nister des Innern.
tobt. „A Hötzl“
anzusehen, sprang entrüstet auf und schrie im Na¬
Das österveichische Parlament hat Tage
Als in Deutschland der berühmte Nuditäten¬
men aller der Frauen, die immer dann ins Thea¬
alten Glanzes wiedergesehen: eine Ohrfeigen¬
schnüfflerporagraph, die „Lex Heinze", einen
ter ströwen, wenn „Frühlingserwachen", „Erd¬
szene Soweit können sich die Vertreter des Vol¬
Brand entsachte und Polizeiorgane und Regie¬
geist" oder wie diesmal eben der „Reigen“ in
kes über ein Werk Schnitzlers ereifern, über das
rungsassessoren aus der Sezession und dem Künst¬
Szene gehen, „deutschen Frauen“ dürfe man keine
sie mit Augenblinzeln wohl oft gesprochen, das sie
lethause einen Schweinestall machten, da drangen
solche Schweinerei auf der Bühne, noch dazu bin¬
aber, Hand aufs Herz, sicher nie gelesen haben.
die Wellen dieses Bildersturmes zum Zeichen, daß
ter sich schmunzelnd und dicht vorlagernden Vor¬
Aber es handelt sich gar nicht um Schnitzler, son¬
auch Oesterreich gan dem „geistigen Leben“
hängen vorsetzen. Nun denn wir glauben beiläu¬
dern darum, daß ein reaktionärer Klüngel in
Deutschlands seinen Antoil hatte, über die Grenz¬
fig, daß dem Rufe der denischen Frau, der in der
deutschen Literatur, der in großen fremden Män= pfähle nach Wiet herüber. Da man damals gerade München wie in Wien rasch den Ball auffängt,
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nichts Wichtigeres zu tun hatte, so sog man freu
nern, Napoleon an der Spitze, glühende Bewun¬
32—:
dig die neue Sensation mit weitgeblähten Nasen¬
derer erstanden sind, mehr gedient gewesen wäre,
die Aufführung des Reigen“ prompt verhinder
wenn eer hysterische Münchner Ruf der „Schwei¬
Der Reigen der „Rei
zu haben, ließ den österreichischen Minister des
nereis nicht aus zartem Munde ertönt wäre. Im
Innern auch diesmal nicht schlafen. Und da die
Uebrigen kann man sich angesichts so großer Auf¬
awalle.
Regierung nun schon einmal die Revision des
regung und solcher Kreuzzüge für und wider
Bes in, Leipzig 1— das gingsönöch mähig zu.
Schnitzler ganz der Ansicht des früheren Präsiden¬
Friodens von St. Germain und die Reparation
Da lagen sich Intendanten und Publikum in den
ten des österreichischen Nationalrates Seitz an¬
als ein weniger geeignetes Feld für ihren Taten¬
Haaren und Tylla Durieux erklärte des Langen
schließen, der da sehr richtig bemerkte, das Urteil
drang erkannte, so kämpft sie als tapferer Don
und Breiten, warum sie wohl eine Sudermänniche
85
erotischen Windmühlen
eines Ministers über den Wiener Dichter sei ihm
Quichotte gegen die
S. Homoseruelle, aber kein heißblütiges Wienet Mä¬
ebenso gleichgöltig wie das Geschrei männlicher
Schnitzlers. Man müßte Wien nicht kennen, um
del spieien könne. Worauf Alfred Kerr seinen
und weiblicher Hystero=Erotiker, Zentrumsabge¬
nicht zu wissen, daß Brotmangel, Reparation,
Federliel spitzte und sie aufspießte. In Süddeutsch¬
ordneter und Polizeipräsidenten. Ueber Schnitz¬
Ministerkrise, Anschluß oder Nichtanschluß -
land war es schon lustiger. Eine Frau, die sich
lers Stellung in der deutschen Literatur haben
daß all diese Kleinigkeiten im Augenblicke ver¬
nach schweren moralischen Kämpfen nicht versagen.
gottlob andere entschieden als christlichsoziale Mi¬
gessen sind, wenn der Krieg um den „Reigen“
konnte, den Reigen auch einmal aus dem Parkett
nister des Innern.
tobt. „A Hötzl“
anzusehen, sprang entrüstet auf und schrie im Na¬
Das österveichische Parlament hat Tage
Als in Deutschland der berühmte Nuditäten¬
men aller der Frauen, die immer dann ins Thea¬
alten Glanzes wiedergesehen: eine Ohrfeigen¬
schnüfflerporagraph, die „Lex Heinze", einen
ter ströwen, wenn „Frühlingserwachen", „Erd¬
szene Soweit können sich die Vertreter des Vol¬
Brand entsachte und Polizeiorgane und Regie¬
geist" oder wie diesmal eben der „Reigen“ in
kes über ein Werk Schnitzlers ereifern, über das
rungsassessoren aus der Sezession und dem Künst¬
Szene gehen, „deutschen Frauen“ dürfe man keine
sie mit Augenblinzeln wohl oft gesprochen, das sie
lethause einen Schweinestall machten, da drangen
solche Schweinerei auf der Bühne, noch dazu bin¬
aber, Hand aufs Herz, sicher nie gelesen haben.
die Wellen dieses Bildersturmes zum Zeichen, daß
ter sich schmunzelnd und dicht vorlagernden Vor¬
Aber es handelt sich gar nicht um Schnitzler, son¬
auch Oesterreich gan dem „geistigen Leben“
hängen vorsetzen. Nun denn wir glauben beiläu¬
dern darum, daß ein reaktionärer Klüngel in
Deutschlands seinen Antoil hatte, über die Grenz¬
fig, daß dem Rufe der denischen Frau, der in der
deutschen Literatur, der in großen fremden Män= pfähle nach Wiet herüber. Da man damals gerade München wie in Wien rasch den Ball auffängt,